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Angetreten

Andreas Becker3. Februar 2014

Es ist so weit: Janet Yellen übernimmt die US-Notenbank. Doch an der momentanen Geldpolitik wird sich kaum etwas ändern.

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USA Janet Yellen Fed Amerikanische Zentralbank
Bild: Brendan Smialowski/AFP/Getty Images

Chefin der US-Notenbank "Federal Reserve", kurz Fed: für die Finanzmärkte ist das wohl das wichtigste Amt der Welt. Die Fed entscheidet über den Zinssatz der internationalen Leitwährung US-Dollar und bestimmt maßgeblich darüber, wie viel Geld auf den Märkten zur Verfügung steht. Es ist ein Amt mit großer Macht und noch größerer Verantwortung.

Die promovierte Ökonomin Janet Yellen ist die erste Frau an der Spitze in der fast 100-jährigen Geschichte der Fed. Das hat einige Journalisten schon dazu bewegt, über die neue Frauenpower in der Finanzwelt zu schwadronieren: Mit Janet Yellen, IWF-Chefin Christine Lagarde und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel gebe es nun "drei Frauen, die Märkte bewegen", schreibt etwa die Nachrichtenagentur dpa.

Das mag richtig sein, ist aber nicht relevant. Zumal sich erst einmal wenig ändern wird. Schließlich war Yellen mehr als drei Jahren Vize-Chefin der Fed und somit Stellvertreterin ihres Vorgängers Ben Bernanke.

Alles so wie bisher

"Frau Yellen steht ganz klar für den geldpolitischen Kurs, den die Fed schon seit einigen Jahren verfolgt", sagt Nils Jannsen, der beim Kieler Institut für Weltwirtschaft die Konjunktur der USA analysiert. "Sie steht also für eine sehr expansiv ausgerichtete Geldpolitik, die sich hauptsächlich auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes fokussiert."

Janet Yellen zur Fed-Chefin gewählt

Wer die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit für besonders wichtig hält, wird in der Sprache der Finanzmärkte eine Taube genannt. Im Gegensatz dazu widmet ein Falke seine Energie dem Kampf gegen die Inflation. Mit männlich und weiblich haben diese Zuschreibungen nichts zu tun. Auch Ben Bernanke war eine Taube.

Im Gegensatz zur alten Bundesbank, die über die Stabilität der D-Mark wachte, und auch im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank ist die US-Notenbank Fed nicht allein der Stabilität des Geldes verpflichtet.

"Die Federal Reserve verfolgt ein Doppelmandat", erläutert Diemar Rieg, Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer in New York. "Sie soll sowohl für Preisniveaustabilität als auch für Vollbeschäftigung sorgen."

Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich zwar in der letzten Zeit verbessert, doch die Arbeitslosenquote von 6,7 Prozent ist der Fed immer noch zu hoch. Sie wird ihre ultralockere Geldpolitik nur marginal einschränken, selbst wenn die Reaktionen an den Finanzmärkten momentan eine andere Sprache sprechen und die Währungen einiger Schwellenländer massiv unter Druck geraten sind.

Zwar kündigte Ex-Fed-Chef Ben Bernanke am vergangenen Mittwoch (29.01.2014) an, die monatlichen Wertpapierkäufe um zehn Milliarden auf 65 Milliarden Dollar zu senken, den Leitzins will die Fed allerdings noch geraume Zeit nahe Null halten, selbst wenn die angepeilte Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent erreicht sein sollte.

Wo sich Tauben und Falken treffen

Ohnehin wird die Geldpolitik der Fed nicht vom Chef oder der Chefin, sondern von den Mitgliedern des Offenmarktausschusses gemacht, dem Federal Open Market Committee (FOMC). Sieben Gouverneure der US-Notenbank und fünf Präsidenten ihrer regionalen Ableger entscheiden hier regelmäßig über die Höhe der Zinsen und Aktionen wie den massiven Ankauf von Anleihen, um die Märkte mit Geld zu versorgen.

Schon seit 2009 ist Janet Yellen stimmberechtigtes Mitglied dieses Gremiums, in dem neben vielen Tauben auch einige Falken sitzen. Die haben nun begonnen, langsam aus der Politik des ultrabilligen Geldes auszusteigen.

Noch-Notenbankchef Ben Bernanke Foto: Reuters / Gary Cameron
Yellens Vorgänger und Gesinnungsgenosse: Ben BernankeBild: Reuters

Hauptziel Beschäftigung

Falls der Wirtschaftsaufschwung in den USA weiterhin positiv verläuft, wird Yellen den Kurs des schleichenden Ausstiegs aus dem billigen Geld vermutlich weiterführen, aber kaum beschleunigen. "Yellen wird diesen Weg eher vorsichtig gehen, weil sie ganz sicher sein will, dass die Konjunktur und der Beschäftigungsaufbau nicht abgewürgt werden", sagt Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen.

An Yellens fachlichen Qualitäten bestehen keine Zweifel. Vor ihrer Tätigkeit als Vize-Chefin der Fed hat die 67-Jährige an renommierten US-Universitäten gelehrt, US-Präsident Bill Clinton beraten und eine regionale Notenbank geleitet. Es ist nicht auszuschließen, dass Yellen auch nach Feierabend noch über Ökonomie diskutiert. Sie ist verheiratet mit George Akerlof, der 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurde.

Anm. d. Red: Dies ist die aktualisierte Fassung eines am 09.10.2013 veröffentlichten Berichts.