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Jahn fordert weitere Aufklärung über DDR-Zwangsarbeit

5. Mai 2012

Nach dem Möbelkonzern Ikea stehen nun auch zahlreiche deutsche Unternehmen unter dem Verdacht, DDR-Zwangsarbeiter beschäftigt zu haben. Der Stasi-Bundesbeauftragte Jahn will Aufklärung, die Beschuldigten wiegeln ab.

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Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (BStU), Roland Jahn, spricht in Rostock bei seinem Besuch der Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der Stasi zu Besuchern und Journalisten (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Vorwürfe, dass auch bundesdeutsche Unternehmen von Häftlingsarbeit in der DDR profitiert haben, reißen nicht ab. Der Chef der Stasi-Unterlagenbehörde Roland Jahn will die Hintergründe aufklären. "Ich würde es begrüßen, wenn westliche und vor allem bundesdeutsche Unternehmen, die in der DDR produzieren ließen, für Transparenz sorgen würden", sagte Jahn dem Nachrichtenmagazin "Focus". Seine Behörde könne dabei helfen und stehe für Recherchen zur Verfügung.

Hintergrund der Debatte sind Medienberichte, wonach der schwedische Möbelkonzern Ikea in seinen Produktionsstätten in der ehemaligen DDR politische Gefangene beschäftigt haben soll. Demnach hätten DDR-Zwangsarbeiter seit den 1960er bis in die 1980er Jahre für Ikea produziert. Das Unternehmen will davon nichts gewusst haben, kündigte jedoch an, die Vorwürfe nun prüfen zu lassen.

Späte Entschädigung für Opfer

Der Vorsitzende der Vereinigung der Opfer des Stalinismus, Hugo Diederich, forderte im "Focus" eine Entschädigung. "Wenn die Firmen nicht mehr existieren, muss eben der Staat nach Möglichkeiten für eine Entschädigung suchen", sagte Diederich. Mit diesem Anliegen hat sich der ehemalige DDR-Häftling, der von 1986 bis 1987 im sächsischen Stahlwerk Gröditz an der Herstellung von Röhren für den bundesdeutschen Stahlkonzern Klöckner beteiligt war, nun auch an Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) gewandt.

Die beschuldigten bundesdeutschen Unternehmen sehen sich bisher weder rechtlich noch moralisch in der Pflicht. Ein Sprecher von Klöckner & Co bestätigte dem "Focus" lediglich intensive Geschäftskontakte der damaligen Klöckner-Gruppe zur DDR. Nach mehreren Eigentümerwechseln sei das heutige Unternehmen aber kein Rechtsnachfolger. Einer ähnlichen Argumentation folgen beispielsweise auch Karstadt, der Kosmetikhersteller Beiersdorf oder Thyssen-Krupp. Alle Unternehmen wollen den Anschuldigungen aber nachgehen.

nis/rb (dpa, afp, dapd, epd, kna)