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Italiens Fußball unter Schock

20. Mai 2015

Nachdem jüngste Enthüllungen einen neuen Wettskandal ans Licht gebracht hatten, wird in Italien auch gegen eine Reihe von Pay-TV-Gruppen wegen Absprachen beim Vertrieb von TV-Rechten ermittelt.

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Symbolbild Internationaler Fußball Transfer Markt
Bild: imago/Imagebroker

Eine Sportrechte-Vermarktungsgesellschaft ist ins Visier der Ermittler geraten. Das Unternehmen soll die Absprachen zwischen den TV-Gesellschaften, darunter Sky Italia im Besitz des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch und Mediaset Premium von AC Mailands Eigentümer Silvio Berlusconi, begünstigt haben.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der im Juni 2014 abgeschlossene Verkauf der TV-Übertragungsrechte für die Saisons 2015 bis 2018, für die Sky und Mediaset insgesamt 945 Millionen Euro ausgegeben hatten, durch Absprachen manipuliert worden sei. Europäische Wettbewerbsregelungen seien verletzt worden, so der Vorwurf.

Aktion "Dirty Soccer"

Das ist der zweite Skandal, der den italienischen Fußball in den letzten Tagen erschüttert hat. Am Dienstag wurden 50 Menschen festgenommen, insgesamt fast 80 würden wegen verbotener Absprachen beschuldigt, teilte die Polizei mit. Ihnen wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel des Sportbetrugs vorgeworfen. 28 Spiele in der dritten und vierten Liga sollen in der laufenden Saison manipuliert worden sein, etwa 30 Clubs aus den unteren Ligen sind laut Polizei in den Skandal verwickelt.

Im italienischen Fußball gibt es in den vergangenen Jahren immer wieder Enthüllungen über manipulierte Spiele und Wettbetrug. Ob die neuen Ermittlungen in Verbindung zu vorherigen Skandalen stehen, war zunächst unklar.

Mafia-Finger im Spiel

Auch die kalabrische Mafia 'Ndrangheta soll an den Manipulationen beteiligt gewesen sein. Unter den Verdächtigen sind laut Polizei Spieler, Trainer und Club-Präsidenten. Mehrere Vereins-Räume wurden durchsucht, es gab Razzien in ganz Italien. Die Ermittlungen der Aktion "Dirty Soccer" führt die Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft der süditalienischen Stadt Catanzaro in zehn italienischen Regionen gleichzeitig.

Den nun Festgenommenen wird vorgeworfenen, mit zwei kriminellen Netzwerken Partien beeinflusst und damit große Gewinne gemacht zu haben. Auch einige Ausländer sollen unter den Verdächtigen sein, so hatten die Betrüger wohl auch Verbindungen in andere Länder wie Serbien oder Slowenien. Laut Staatsanwaltschaft planten sie zudem, auch Spiele in der Serie B und höheren Ligen zu manipulieren. Auch ein Mitglied eines bedeutenden 'Ndrangheta-Clans wurde festgenommen.

Die Ermittlungen zeigten, "wie die Verästelungen der Mafia nicht nur in ihren klassischen kriminellen Geschäftszweigen, sondern auch im Bereich des Sports ein extrem hohes Niveau" erreicht hätten, erklärte Anti-Mafia-Staatsanwalt Renato Cortese.

"Mehr Transparenz im Fußball"

Regierungschef Matteo Renzi fordert indes einen Pakt mit Fußballverband, Liga und dem Nationalen Olympischen Komitee CONI für mehr Transparenz im Fußball: "Schluss mit zwielichtigen Figuren im Fußball. Ich richte einen Appell an Liga und Fußballverband, wir müssen den Fußball neu gründen. Dieser Skandal ist peinlich und ekelt mich zutiefst an", betonte Renzi.

fb/ck (sid/dpa)