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Chirurg will Kopf transplantieren

Conor Dillon / gh26. Mai 2015

Der italienische Arzt Serbio Canavaro plant, den Kopf eines Mannes auf den Körper eines anderen Mannes zu verpflanzen. Den Kopf gibt es schon und auch die Pläne, den Eingriff bis 2017 durchzuführen.

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Bild: gemeinfrei

Organtransplantationen mögen mittlerweile gängige Verfahren sein, aber einem Kopf einen neuen Körper zu geben, wäre weltweit eine Premiere - wenn es dem Arzt Serbio Canavero denn gelingt.
Der Kopf soll von dem russischen Programmierer Valeri Spriridonow kommen. Der 30-Jährige leidet am Wernig-Hoffman-Syndrom, einer Spinalen Muskelatrophie, die meist tödlich verläuft. Der Körper stammt von einer Person, deren Körper lebt, die aber hirntot ist.

Ein lebender Kopf

Canavero plant, den abgetrennten Kopf und den enthaupteten Körper zu kühlen, damit die Zellen so lange wie möglich ohne Sauerstoff überleben können. Eine andere Möglichkeit sei es, Maschinen einzusetzen, die mit Sauerstoff angereichertes Blut ständig durch die abgetrennten Körperteile fließen lassen, sagt Christoph Höhncke. Er hat erfolgreich zwei Armtransplantationen durchgeführt.

Valery Spiridonov (Foto: dpa).
Valery Spiridonov könnte der erste Patient mit einer Kopftransplantation seinBild: picture-alliance/K. Kallinikov/RIA Novosti

Kopf und Rückenmark

Rückenmark und Kopf miteinander zu verbinden, ist das größte Problem. Gibt es überhaupt eine Chance für den Körper, genauso mobil zu sein, wie vor dem Abrennen der Körperteile? "Soweit ich weiß, nicht", sagt Höhncke. Als der Mediziner und sein Chirurgenteam beide Arme bei einem Mann transplantierten, der seine eigenen bei einem Arbeitsunfall verloren hatte, mussten sie Nerven verbinden. "Eine vollkommene Regeneration gab es nicht. Man weiß nie, welche Art Nerven man miteinander verbindet."
Zum jetzigen Zeitpunkt hat der italienische Chirurg lediglich verlauten lassen, dass er eine chemische Substanz verwenden wird, das sogenannte Polyethylenglycol, damit die beiden Enden des Rückenmarks zusammenwachsen.

Körper und Geist

Angenommen, Sergio Canavero schafft es tatsächlich, die geplante Operation erfolgreich durchzuführen, gibt es zahlreiche Probleme. Dabei geht es dann nicht nur um den unversehrten Körper des Transplantierten, sondern eben auch um seinen Kopf. Das Gehirn müsse lernen, so Höhncke, dass es zu einem neuen, zu einem anderen Körper gehört. "Und der Körper muss lernen, dass er von einem anderen Gehirn gesteuert wird. Deswegen dauert die Rehabilitation sehr lange."

Chirurg Sergio Canavero (Foto: dpa).
Sergio Canavero meint, er schaffe die Operation in weniger als einer StundeBild: picture-alliance/ismondi/Fotogramma/ROPI/IPA

Ethische Komponenten

Auch bei der Transplantation eines Kopfes muss der Organspender im Voraus seine Einwilligung geben. Aber das ließe sich umgehen. Canavero hat davon gesprochen, das Verfahren in China durchzuführen. Man hört, er lerne bereits Chinesisch - nur für den Fall, dass er nach der Operation in Asien bleiben muss. Für Höhncke ist das eine zweifelhafte Angelegenheit, wie er vorsichtig formuliert. "Sich eine lockere Gesetzgebung zunutze zu machen, scheint mit vor allem aus ethischer Sicht recht dubios."

Der Traum von der Unsterblichkeit

Was Canavero plant, ist ein Experiment am Menschen. Für Höhncke stellt sich dabei unter anderem die Frage, ob es ausreichende Grundlagen gibt, die einen solchen Eingriff unterstützen könnten. "Der erste Schritt wäre vielleicht eine entsprechende Operation am Rückenmark. Die Transplantation eines Kopfes wäre dann der nächste Schritt. Manche Menschen aber machen gerne zwei Schritte auf einmal."

Canaveros letztendliches Ziel ist nach seinen Angaben, Unsterblichkeit zu erreichen. Er sagt, wohlhabende Klienten hätten sich schon mit ihm in Verbindung gesetzt, um sich nach entsprechenden Möglichkeiten zu erkundigen. Höhncke glaubt, dass die Transplantation in der Tat unsterblich machen könnte - rein theoretisch. "Wenn wir an den Punkt kommen, wo Unsterblichkeit eine Rolle spielt, dann haben wir nicht nur ein Problem mit dem Gesetz, sondern auch ein ethisches." Und wer entscheidet überhaupt darüber, wer unbegrenzt leben darf?