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Ist die Ehe nicht mehr zeitgemäß?

20. Oktober 2014

Fast jede dritte Familie lebt nicht mehr nach dem klassischen Modell. Die Ehe als Familienform ist in Deutschland rückläufig. Lebengemeinschaften haben sich verdoppelt. Unterschiede gibt es auch zwischen West und Ost.

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Symbolbild Familie Deutschland (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Jens Kalaene

20 Prozent aller Väter und Mütter in Deutschland sind im vergangenen Jahr alleinerziehend gewesen - damit ist ihre Zahl seit 1996 um sechs Prozent gestiegen. Zehn Prozent leben in nichtehelichen oder gleichgeschlechtlichen Partnerschaften - ihr Anteil verdoppelte sich. Noch immer dominiert somit die Ehe das Familienleben der Deutschen, wie Daten des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden weiter belegen. Denn verheiratet sind 70 Prozent der Eltern in den insgesamt knapp 8,1 Millionen Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind.

Diese Zahlen ergeben sich aus dem Mikrozensus 2013, der größten jährlichen Haushaltsbefragung in Deutschland und Europa. Als Familien gelten dabei alle Eltern-Kind-Gemeinschaften, bei denen mindestens ein Kind unter 18 Jahren im Haushalt lebt. Zu den Kindern zählen leibliche, aber auch Stief-, Pflege- und Adoptivkinder.

Kinder - der Grund für eine Eheschließung

Kinder sind nach Ansicht des Soziologen Jürgen Dobritz vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden auch der Grund, warum die Ehe noch immer die wichtigste Familienform in Deutschland ist. "Sie sind häufig der Anlass, eine Ehe zu schließen." Aber: "Es gibt zugleich einen Bedeutungsverlust der Ehe", so Dobritz. Sowohl in Deutschland als auch auf europäischer und internationaler Ebene lebten Kinder häufiger in anderen Familienmodellen als früher.

Junges Ehepaar mit Kind im Park (Foto: Hans Wiedl)
Die Ehe als klassische Familienform wird von der jüngeren Generation zunehmend abgelehntBild: picture alliance/zb/Hans Wiedl

Ursache hierfür ist nach Angaben des Soziologen neben der Tatsache, dass Frauen stärker in den Arbeitsmarkt integriert sind, ein Wandel der Einstellung. Nach einer Umfrage zum Familienleitbild lehnen etwa 35 Prozent der Deutschen zwischen 20 und 39 Jahren die Ehe als überholte Einrichtung gänzlich ab. Tendenz steigend. Jeder zehnte junge Mensch wolle kinderlos bleiben, sagte Dobritz.

Osten gegen die Ehe

Besonders im Osten bleibt laut dem jüngsten Mikrozensus die Distanz zur Ehe bemerkenswert. "Auffällig ist, dass im Osten vor allem in den Flächenstaaten weniger Menschen kinderlos leben als im Westen, aber auch weniger verheiratet sind", erklärte Dobritz. In Sachsen-Anhalt und Sachsen ist der Anteil der Ehepaare mit je 51 Prozent am niedrigsten. Dort sind auch Lebensgemeinschaften am häufigsten (je 23 Prozent).

In Rheinland-Pfalz dagegen sind Lebensgemeinschaften am seltensten (6 Prozent). In Baden-Württemberg ist der Anteil der Ehepaare an allen Familien mit minderjährigen Kindern mit 78 Prozent am höchsten. Die meisten Ein-Eltern-Familien leben in Berlin: Dort waren knapp ein Drittel (32 Prozent) der Familien Alleinerziehende, während das in Baden-Württemberg nur auf jede sechste Familie zutrifft.

se/mak (dpa, Stat. Bundesamt)