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Israel zerstört Haus von Attentäter

19. November 2014

"Mit harter Hand" will Israel auf den blutigen Synagogenanschlag antworten. Die Täter seien "Tiere in Menschengestalt", sagte Regierungschef Netanjahu. Jetzt wurde für ein früheres Attentat Vergeltung geübt.

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Ein kleiner Junge in einem von Israel zerstörten palästinensischen Haus in Ostjerusalem (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/A. Awad

Israelische Soldaten und Polizisten haben das Haus eines Palästinensers zerstört (Artikelbild), der im Oktober mit seinem Auto an einer Straßenbahnhaltestelle in Jerusalem wartende Passanten überfahren hatte. Das Gebäude im arabischen Ostteil der Stadt sei vor Tagesanbruch eingerissen worden, teilten Polizei und Militär mit. Die israelischen Sicherheitsbehörden hatten den Vorfall im vergangenen Monat als Anschlag eingestuft. Angehörige des Autofahrers sprachen dagegen von einem Verkehrsunfall. Zwei Menschen starben damals an ihren Verletzungen, darunter ein drei Monate altes Baby.

Als Reaktion auf das jüngste Attentat auf eine Synagoge in Jerusalem hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu angekündigt, dass die Häuser der beiden Angreifer und auch die früherer Attentäter rasch zerstört werden sollen.

Wirtschaftsminister ruft zu Militäreinsatz auf

Nach dem Synagogenanschlag haben sich zahlreiche Juden wieder in dem Gotteshaus zum Gebet versammelt. Unter den Gläubigen war nach Medienberichten auch Wirtschaftsminister Naftali Bennett. Er forderte einen Militäreinsatz in Ostjerusalem. Ziel sei es, dort "die Terror-Infrastruktur zu zerstören", sagte Bennett dem israelischen Armeesender. Der Vorsitzende der ultrarechten Partei Das jüdische Haus sprach sich für einen Einsatz wie jenen im Jahr 2002 gegen militante Palästinenser im Westjordanland aus. "Wir müssen aus der Defensive in den Angriff übergehen", so Bennett.

Der israelische Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, sagte im ARD-Fernsehen, sein Land werde den Status des Tempelbergs nicht verändern. Der Streit darüber sei die Ursache für die jüngsten Gewaltausbrüche gewesen. Nun müssten Hass und Hetze gestoppt werden. "Meiner Meinung nach ist die große Mehrheit auf beiden Seiten an Frieden interessiert."

Zwei Palästinenser aus dem arabischen Ostteil Jerusalems hatten am Dienstag die Synagoge gestürmt und fünf Menschen getötet. "Wir befinden uns in einem Kampf um Jerusalem, unsere ewige Hauptstadt", schrieb Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Kurznachrichtendienst Twitter. "In diesem Kampf müssen wir zusammenhalten. Das ist das Gebot des Tages." Der von Israel annektierte Ostteil Jerusalems wird von den Palästinensern als Hauptstadt ihres künftigen Staates beansprucht.

"Tiere in Menschengestalt"

Emmanuel Nahshon, Sprecher des israelischen Außenministeriums, aus Jerusalem

Zuvor hatte Netanjahu die beiden Attentäter, die mit einer Axt, mit Messern und einer Pistole die Gläubigen angegriffen hatten, als "Tiere in Menschengestalt" bezeichnet und schärfere Sicherheitsvorkehrungen angekündigt. Polizeiminister Izchak Aharonovich will es mehr Israelis erlauben, zur Selbstverteidigung Waffen zu tragen.

Während Palästinenserpräsident Mahmud Abbas den Anschlag verurteilte, sprach die radikal-islamische Hamas von einer "heroischen Tat". An den Begräbnissen der Opfer nahmen Tausende Menschen teil. In der Nacht zu diesem Mittwoch blieb es in Jerusalem nach Medienberichten ruhig. Doch im Westjordanland gerieten rund 200 Palästinenser mit etwa 50 jüdischen Siedlern aneinander. Sie mussten von Soldaten getrennt werden.

Mitten in der angespannten Lage hat die israelische Stadtverwaltung von Jerusalem den Bau von 78 neuen Siedlungseinheiten im besetzten Osten der Stadt genehmigt. In der Siedlung Har Homa sollen 50 neue Wohnungen, in der Siedlung Ramot 28 neue Wohnungen angelegt werden, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Die Befürchtungen sind groß, dass der Bau den Zorn der Palästinenser weiter anfachen könnte.

Lage eskaliert

Seit dem Abbruch der Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern im April ist die Lage in Nahost immer weiter eskaliert. Zuletzt sorgte der Tod eines arabischen Busfahrers, der am Sonntag erhängt aufgefunden worden war, bei den Palästinensern für neuen Zorn. Eine israelische Autopsie ergab, der Mann habe Suizid begangen. Palästinenser gehen hingegen von einem Lynchmord durch jüdische Siedler aus. Der Fall heizte die Stimmung an, die ohnehin nach einem Streit um die Nutzung des Tempelberges sehr angespannt war. Der Tempelberg in Jerusalem gilt Juden ebenso wie Muslimen als heiliger Ort.

jj/se (dpa, afp, rtr)