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Keine Entspannung in Nahost

31. Juli 2014

Israels Armee beschießt eine UN-Schule im Gazastreifen, in der sich Flüchtlinge sicher wähnten. Die Vereinten Nationen und die USA sind empört. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht - ganz im Gegenteil.

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Israel beschießt eine UN-Schule im Gazastreifen (Foto: dpa)
Bild: Reuters

Zwei Wochen nach Beginn weitet Israel seine Bodenoffensive im Gazastreifen noch aus. 16.000 zusätzliche Reservisten hat die israelische Armee dafür mobilisiert. Sie sollen zur Entlastung der kämpfenden Truppen eingesetzt werden, heißt es im israelischen Rundfunk. Die Zahl der einberufenen Reservisten belaufe sich damit auf insgesamt 86.000.

Angesichts der steigenden Totenzahlen und der verheerenden Zerstörungen im Gazastreifen hat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas das Palästinensergebiet bereits zum "humanitären Katastrophengebiet" erklärt. Er forderte die Vereinten Nationen dazu auf, alles zu unternehmen, um den Menschen in der Küsten-Enklave am Mittelmeer zu helfen. Der langjährige Sprecher des UN-Palästinenserhilfswerks (UNWRA), Chris Gunness, brach angesichts der schlimmen Zustände bei einem Live-Interview mit dem arabischen Nachrichtensender Al Dschasira in Tränen aus.

"Manchmal fehlen die Worte"

Vor allem nach dem Beschuss einer als Flüchtlingslager dienenden Schule der UN im Gaza-Streifen mit mindestens 20 Toten, schlägt über Israel eine Welle der Kritik zusammen. "Nichts ist beschämender als schlafende Kinder anzugreifen", zürnte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon Ban bei einem Besuch in Costa Rica.

Die Vereinten Nationen hätten Israel den Standort der Mädchenschule mehrfach mitgeteilt, zum letzten Mal wenige Stunden vor dem Beschuss. "Ich verurteile diesen Angriff auf das Schärfste. Er ist durch nichts zu rechtfertigen", sagte der UN-Generalsekretär. Bans Stellvertreter Jan Eliasson erklärte in New York: "Manchmal fehlen die Worte." Das Grauen im Gaza-Streifen müsse gestoppt werden: "Wir sind an dem Punkt, an dem man sagen muss: Genug ist genug."

Israel: Wir reagieren auf Hamas-Angriffe

Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte, militante Palästinenser hätten in der Nähe der Schule Mörsergranaten auf israelische Soldaten abgefeuert. Die Truppen hätten das Feuer erwidert. Israel und auch die Vereinten Nationen werfen der im Gaza-Streifen herrschenden radikal-islamischen Hamas vor, Waffen in UN-Einrichtungen zu verstecken.

Bei dem Angriff auf die Schule im Flüchtlingslager Dschabalija waren am Mittwochmorgen zwei Klassenräume von Panzergranaten verwüstet worden. Etwa 3300 obdachlose Palästinenser hatten auf dem Schulgelände Zuflucht gesucht, teilte das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) mit. Der Chef des Hilfswerks, Pierre Krähenbühl, sagte, es sei bereits das sechste Mal, dass eine UNRWA-Schule beschossen worden sei, obwohl deren Standorte Israel bekannt seien.

Kritik auch aus den USA

In Washington erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Bernadette Meethan: "Die USA verurteilen das Geschützfeuer auf die UNRWA-Schule in Gaza" durch das "Dutzende unschuldige Palästinenser" ums Leben gekommen seien, unter ihnen auch Kinder und humanitäre Helfer. Die US-Regierung sei extrem besorgt darüber, dass Tausende Menschen, die nach einer israelischen Aufforderung zum Verlassen ihrer Häuser auf der Flucht seien, nicht einmal in UN-Einrichtungen geschützt seien.

Mit Blick auf die Hamas verurteilte Meethan auch diejenigen, die die Verantwortung dafür tragen, dass Waffen in UN-Einrichtungen versteckt worden seien. Dies zeige die Notwendigkeit eines Waffenstillstandes.

Forderung nach einer Waffenruhe

Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier forderte Israelis und militante Palästinenser auf, umgehend die Kämpfe einzustellen. "Beide Seiten sind aufgerufen, einer sofortigen humanitären Feuerpause zuzustimmen und den Weg der Verhandlungen über eine langfristige Waffenruhe auf der Basis des ägyptischen Vorschlages wieder aufzunehmen", erklärte der SPD-Politiker.

Nach Angaben Steinmeiers stellt Deutschland für die humanitäre Hilfe im Gazastreifen zusätzlich 8,5 Millionen Euro zur Verfügung. Seit Beginn der israelischen Offensive am 8. Juli wurden nach neuesten Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza 1349 Menschen getötet. Laut israelischem Militär starben 56 Soldaten und drei Zivilisten. Militante Palästinenser hätten bislang 2670 Raketen auf israelisches Territorium abgefeuert.

Die Hamas macht eine Waffenruhe weiter vom Ende der israelischen Militäroffensive und der Aufhebung der Blockade der Enklave am Mittelmeer abhängig. Israel will weiter die Tunnel der Hamas suchen und zerstören.

wl/rb (dpa, afp, rtr)