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Israel und Palästina: Kampf um Wasser

Insa Wrede15. August 2003

Im Nahen Osten wird nicht nur um Land, sondern auch um Wasser gestritten. Denn nur wo Wasser fließt, kann Leben gedeihen.

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Leitung abgeklemmt - Wasser gibt's nur per TraktorBild: AP

"Ein Land, darin Milch und Honig fließt" wurde den Israeliten in der Gefangenschaft versprochen - für viele ist das wahr geworden. Denn überall dort in Israel, wo es genügend Wasser gibt, grünt und gedeiht es. Allerdings ist Wasser im Nahen Osten knapp, besonders in palästinensischen Gebieten.

Wasser in der Gewalt Israels

Wer in Israel einen Wasserhahn aufdreht, bekommt Wasser aus dem Jordan. Es entspringt zum großen Teil auf den Golanhöhen, strömt dann durch den Norden Israels und ergießt sich im See Genezareth. Danach fließt nur noch ein winziger Rest weiter durch das Westjordanland und Jordanien.

Der Grund: Sowohl die Golanhöhen als auch der See Genezareth sind in israelischer Hand und Israel zapft soviel Wasser aus dem See ab wie das eigene Volk braucht. Rund drei Viertel des Jordanwassers fließen so aus dem See Genezareth in israelische Haushalte und auf israelische Felder. Weiter flussabwärts, im Gebiet der Palästinenser führt der Jordan nicht mehr genug Wasser, um den Durst der Palästinenser zu löschen.

Nur mit Erlaubnis Israels

Früher konnten die Palästinenser auf Grundwasser zurückgreifen, denn die größte Grundwasserader der Region liegt unter dem Westjordanland. Konnten die Palästinenser vor dem Sechstagekrieg nach eigenem Belieben Brunnen bohren, um an das Wasser heranzukommen, müssen sie seit 1976 eine Genehmigung von Israel beantragen. Ohne Erlaubnis dürfen sie noch nicht einmal mehr alte Pumpen reparieren. Der Vorteil für Israel: Das Grundwasser fließt, wenn es nicht an die Oberfläche geholt wird, von allein in israelisches Gebiet. Rund 85 Prozent des Grundwasservorkommens wird von Israel genutzt und deckt etwa ein Drittel des Wasserverbrauchs.

Es grünt nur da, wo Wasser fließt

Während es in Israel grünt, leiden die palästinensischen Dörfer und die Landwirtschaft unter generellem Wassermangel. In den Sommermonaten haben viele Dörfer und Städte oft monatelang zu wenig Wasser. Während ein Israeli am Tag rund 350 bis 380 Liter Wasser verbraucht, muss ein Palästinenser im Schnitt mit 70 bis 110 Liter Wasser am Tag leben. Berücksichtigt man den Wasserbedarf für die landwirtschaftliche Bewässerung und die Industrie, so wird nach den Vereinten Nationen ein täglicher Bedarf pro Person von mindestens 100 Litern angesetzt. Damit haben die Palästinenser eher zu wenig, als genug Wasser.

Zusätzliche Plage: ungeklärte Abwässer

Verschlimmert wird die Lage der Palästinenser dadurch, dass die Grundwasserbecken übernutzt werden. Das führt dazu, dass der Grundwasserspiegel sinkt und das Grundwasser versalzt. Das wenige Trinkwasser wird außerdem noch durch landwirtschaftliche Verunreinigungen und Abwässer verschmutzt. In den palästinensischen Gebieten sind nur rund 40 Prozent der Haushalte an die Kanalisation angeschlossen. Und auch die israelischen Siedler klären in der Regel nicht ihre Abwässer.

Nach einer Studie der Weltbank werden insgesamt vier Fünftel der Wasservorkommen aus Palästinensergebieten von Israel genutzt. Während die jüdischen Siedler im Westjordanland in Swimmingpools planschen und ihre Autos waschen, sitzen die Palästinenser auf dem Trockenen.