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Die Israelis trauern

1. Juli 2014

Nach dem Mord an drei israelischen Jugendlichen fliegt die israelische Luftwaffe eine Serie von Luftangriffen. Außenminister Lieberman fordert eine Militäroffensive. Die Menschen im Heimatort der drei nehmen Abschied.

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Trauerfeier für entführte Studenten in Israel (Foto: Getty Images)
Bild: Menahem Kahana/AFP/Getty Images

Tausende Menschen nahmen in dem israelischen Ort Modi'in an der Beisetzung der drei Jugendlichen teil. "Du warst deinen Brüdern ein Vorbild, wir vermissen dich jetzt schon", sagte Uri Jifrach, Vater von Ejal Jifrach, unter Tränen. "Du bist jetzt ganz nah bei Gott, bitte ihn darum, uns Kraft zu geben", sagte er bei einer Gedenkzeremonie in Elad in der Nähe von Modiin. Schirel Schaer, die Schwester von Gilad, sagte in der Siedlung Talmon weinend: "Du warst mein bester Freund und mein einziger Bruder." Der Großvater von Naftali Frankel forderte eine "strategische Initiative" Israels. Er habe früher selbst an eine Friedenslösung mit den Palästinensern geglaubt. "Aber wir sehen immer und immer wieder, dass sie wollen, dass dieser Landstrich judenrein wird", sagte er.

Israel wirft der radikalen Palästinenser-Organisation Hamas vor, die drei Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 19 entführt und getötet zu haben. Die Hamas hat die Vorwürfe weder bestätigt noch zurückgewiesen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seinerseits mit Vergeltung gedroht. Laut Regierungsvertretern herrscht im Sicherheitskabinett aber Uneinigkeit darüber, wie genau reagiert werden soll.

Rache oder Frieden

Israels Außenminister Avigdor Lieberman forderte eine große Militäroffensive im Gazastreifen: "Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken", sagte Lieberman nach Angaben der Nachrichtenseite "ynet". Die radikalislamische Hamas bleibe eine Terrororganisation. "Deshalb muss die Hamas mit einer gründlichen und entschlossenen Militäroperation daran gehindert werden, noch stärker zu werden."

US-Präsident Barack Obama rief alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf. Gleichzeitig verurteilte er die Tötung der israelischen Schüler, von denen einer auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, als "sinnlosen Terrorakt gegen unschuldige Jugendliche". Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier forderte, die Mörder müssten "schnell gefunden und zur Rechenschaft gezogen" werden. Ungeachtet dessen gebe es aber zur Wiederaufnahme des Friedensprozesses keine Alternative.

Notruf missachtet

Die Tat sei ein "gravierendes Hindernis auf dem Weg zum Frieden, für den wir uns unermüdlich einsetzen müssen", erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi. Papst Franziskus teile den "unaussprechlichen Schmerz der von dieser mörderischen Gewalt betroffenen Familien". Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte vor wenigen Wochen gemeinsam mit dem damaligen israelischen Präsidenten Schimon Peres und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Vatikan für den Frieden gebetet.

Unterdessen veröffentlichten israelische Medien einen Notruf, den Gilad Schaar, einer der Ermordeten, kurz nach seiner Entführung hatte absetzen können. "Ich bin entführt worden", flüstert eine Stimme zu Beginn der Aufnahme. Danach sind Schreie zu hören und eine Stimme mit arabischem Akzent mahnt: "Kopf runter! Hände runter!" Anschließend ist ein Geräusch zu hören, das an Schüsse erinnert. Die Polizisten, die den Notruf angenommen hatten, waren von einem Scherzanruf ausgegangen. Vier Polizisten wurden deshalb suspendiert.

Luftwaffe bombardiert Ziele im Gazastreifen

Bisher hat sich niemand zu der Tat bekannt. Die Männer, die Israel als Täter ausgemacht hat, befinden sich weiter auf der Flucht. Die Leichen der drei Jugendlichen waren am Montag in der Nähe der Stadt Hebron aufgefunden worden.

In der Nacht zum Dienstag hatte Israels Luftwaffe Dutzende Angriffe auf Stellungen der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen geflogen. 34 Ziele seien in der Nacht bombardiert worden, teilten die Streitkräfte mit. Einen Zusammenhang mit der Entdeckung derToten stellte die Armee allerdings nicht her. Der Einsatz sei vielmehr eine Reaktion auf den Beschuss Israels mit Raketen aus dem Gazastreifen in den vergangenen Tagen.

gmf/SC (afp, ap, dpa, epd, rtr)