1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

IS-Video zeigt erneut Enthauptung

2. September 2014

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" hat ein Video veröffentlicht, das die Enthauptung eines US-Journalisten zeigt. Die US-Regierung bestätigt die Echtheit der Aufnahme. Das Video enthält eine neue Drohung.

https://p.dw.com/p/1D5Y3
US-Journalist Steven Sotloff in Libyen im Juni 2002 (Foto: Getty Images)
US-Journalist Steven Sotloff (2. v. l.) in Libyen im Juni 2002Bild: Malglaive/Getty Images

Die Dschihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) hat erneut eine amerikanische Geisel getötet. Die Extremisten veröffentlichten ein Video, das die Enthauptung des 31-jährigen Reporters Steven Sotloff zeigt. Der Nationale Sicherheitsrat der USA bestätigte die Echtheit des Videos.

Nach Angaben des auf die Überwachung islamistischer Webseiten spezialisierten US-Unternehmes SIZE warnen die Extremisten in dem Video mit dem Titel "Zweite Botschaft an Amerika" andere Staaten davor, zusammen mit den USA gegen die Miliz vorzugehen. Großbritanniens Premierminister David Cameron bezeichnete die mögliche Ermordung als "absolut ekelhafte, verachtenswerte Tat".

Die Angehörigen Sotloffs hatten zuvor indirekt die Echtheit des neuen Videos bestätigt. "Die Familie weiß um diese schreckliche Tragödie und trauert im Kreis der Angehörigen", heißt es in einer kurzen Stellungnahme. Während dieser "schweren Zeit" werde es "keine öffentlichen Äußerungen" der Familie geben.

"Tiefe Zuneigung zur islamischen Welt"

Der freiberuflich arbeitende Reporter Sotloff war im August 2013 in Syrien entführt worden. Auf dem in einer Wüstengegend aufgenommenen Video trägt die Geisel in Anspielung auf die Guantanamo-Häftlinge orangefarbene Kleidung und kniet neben einem Maskierten, der mit einem Messer bewaffnet ist. Nach der Enthauptung droht der Kämpfer, als nächstes eine britische Geisel hinzurichten.

Sotloff hatte jahrelang aus dem Nahen Osten berichtet. Unter anderem schrieb er für das "Time Magazine", die Zeitung "Christian Science Monitor" und das "World Affairs Journal" über die politische Entwicklung in der Region. Sotloff habe gut Arabisch gesprochen und tiefe Zuneigung zur islamischen Welt empfunden, berichtete die New York Times unter Berufung auf Freunde des Toten. Sotloff soll einer von mindestens drei Amerikanern sein, die derzeit noch von dem IS festgehalten werden.

Appell der Mutter

Sotloffs Mutter hatte sich eine Woche vor der Ermordung in einer emotionalen Videobotschaft an dessen mutmaßlichen Entführer gewandt. Shirley Sotloff appellierte direkt an den Anführer der Terrormiliz IS, Abu Bakr al-Bagdadi, ihren Sohn freizulassen. Sie bezeichnete ihn als Kalifen und bat ihn, in muslimischer Tradition Milde walten zu lassen. "Mein Sohn Steven ist in Ihren Händen", sagte sie. "Als Kalif können Sie ihm Gnade gewähren."

Shirley Sotloff Videobotschaft 26.08.2014
Shirley Sotloff, die Mutter des vermutlich ermordeten US-JournalistenBild: Reuters/Al-Arabiya

Zuvor hatte der IS ein Video der Enthauptung des US-Journalisten James Foley veröffentlicht und gedroht, auch Sotloff zu töten, sollten die USA ihre Luftangriffe auf IS-Stellungen im Nordirak nicht einstellen. Der IS hatte zuvor monatelang versucht, die Eltern zur Zahlung eines Lösegelds zu bewegen. Der Mörder wurde vom britischen Geheimdienst als ein 23-jähriger Londoner identifiziert.

Systematische Auslöschung von Minderheiten

Vor Foleys Ermordung hatten die USA nach Angaben der Regierung versucht, in Syrien verschleppte US-Bürger zu befreien. Die geheime Kommandoaktion sei "unglücklicherweise nicht erfolgreich" gewesen, weil die Geiseln nicht an dem vom US-Geheimdienst genannten Ort gewesen seien, so das Pentagon. Nach Angaben von französischen Journalisten, die im Gegensatz zu Foley und Sotloff im Frühjahr aus der Geiselhaft der IS-Miliz freigekommen waren, setzen die Islamisten ihre Gefangenen massiv unter Druck.

Die radikale sunnitische Gruppierung hatte im Juni bei einer Blitzoffensive Teile von fünf Provinzen im Nordirak in ihre Gewalt gebracht. Gemeinsam mit den von ihr in Syrien kontrollierten Gebieten erklärte die Miliz sie zum islamischen "Kalifat" und errichtete ein Terrorregime mit öffentlichen Enthauptungen, Kreuzigungen und Steinigungen. Ziel des IS ist es der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zufolge, "alle Spuren von Nicht-Arabern und nicht-sunnitischen Milizen zu beseitigen". Minderheiten wie Jesiden, Christen und die schiitischen Turkmenen würden im Nordirak systematisch ausgelöscht.

stu/fab (afp, dpa, rtr)