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Ägypten bombardiert IS in Libyen

15. Februar 2015

Anhänger der IS-Terrormiliz in Libyen hatten ein Video veröffentlicht, das die Tötung von 21 entführten koptischen Christen aus Ägypten zeigen soll. Ägypten reagierte mit Vergeltungsschlägen und rief Staatstrauer aus.

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Libyen Islamisten Demo in Bengasi 31.10.2014
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Hannon

Der fünfminütige Film unter dem Titel "Eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes" wurde im Internet verbreitet. Erstmals richtet sich der IS damit direkt an Christen. Die auf Islamisten spezialisierte Beobachtergruppe Site bestätigte die Authentizität des Videos.

Kampfansage an den Westen

In dem Video ist zu sehen, wie Dutzende in Schwarz gekleidete Männer ihre Geiseln in orangen Overalls an einen Strand schleppen, der zur Mittelmeerküste gehören soll. Jeder Dschihadist führt eine Geisel, jeder hält ein Messer. Ein Sprecher der Gruppe sagt, sie stünden "heute im Süden Roms, in Libyen". An den Westen gerichtet sagt er: "Wir werden das Meer mit eurem Blut tränken." Im Anschluss ist zu sehen, wie die Dschihadisten die Köpfe ihrer Geiseln abschneiden.

Die koptisch-orthodoxe Kirche bestätigte die Ermordung. Demnach waren die koptischen Christen als Gastarbeiter in Libyen und "gerade auf dem Heimweg nach Ägypten, als ihr Bus von den Terroristen aufgehalten wurde", bestätigte der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, der "Bild"-Zeitung.
Vergeltungsangriffe
Das ägyptische Militär reagierte mit Vergeltungsschlägen. Ein Militärsprecher erklärte im staatlichen Fernsehen, es seien Luftangriffe auf Waffenlager und Ausbildungscamps der Islamisten im Nachbarland geflogen worden.
Staatstrauer in Ägypten
Staatstrauer in Ägypten
Präsident Abdel Fattah al-Sisi sprach nach Angaben von Staatsmedien am Sonntagabend den Familien der "Märtyrer dieses brutalen Terrors" sein Beileid aus. Der Präsident sagte, Ägypten behalte sich das Recht vor, auf angemessene Weise auf den Mord zu reagieren. Er habe eine siebentägige Staatstrauer angeordnet. Das Enthauptungsvideo ist die erste als Video veröffentlichte Gräueltat des libyschen Ablegers der ursprünglich in Syrien und im Irak kämpfenden IS-Miliz.
Ebenfalls am Sonntag veröffentlichten die libyschen Kämpfer Bilder, die die Einnahme eines strategisch wichtigen Küstenabschnittes nahe Sirte zeigen sollen. Im vergangenen Oktober hatten Dschihadisten aus dem zwischen mehreren Milizen umkämpften Land dem IS die Treue geschworen. Auch in Algerien und Ägypten hat der IS mittlerweile Ableger. Die ägyptischen Anhänger verbreiteten ebenfalls bereits Enthauptungsvideos aus dem Nordsinai.

IS macht sich Machtvakuum zunutze

In Libyen kämpfen seit Monaten mehrere Milizen um die Macht in dem ölreichen Land. Eine international anerkannte Regierung sitzt im ostlibyschen Tobruk, eine islamistische Gegenregierung in Tripolis. Dschihadistische Gruppen machen sich das Machtvakuum zunutze. Sowohl die Terrormiliz "Islamischer Staat" als auch das Netzwerk Al-Kaida sind in dem nordafrikanischen Land aktiv.

Italien schließt Botschaft

Angesichts der anhaltenden Kämpfe in dem nordafrikanischen Land reduziert Italien die Aktivitäten seiner Botschaft in Tripolis und bringt seine dort verbliebenen Bürger in Sicherheit. Das Außenministerium in Rom teilte am Sonntag mit, die Botschaft habe ihre Aktivitäten wegen der Verschlechterung der Sicherheitslage reduziert. Den Italienern werde "logistische Hilfe" gegeben, um das Land zu verlassen. Es handele sich jedoch nicht um eine "Evakuierung", zudem werde die Botschaft die "essenziellen Dienstleistungen" weiterhin gewährleisten.

Rund hundert Italiener noch in Libyen

Italien war das letzte westliche Land, dessen Botschaft in dem Bürgerkriegsland noch geöffnet war. Die anderen Vertretungen hatten bereits im Sommer ihre Aktivitäten eingestellt, nachdem das islamistische Bündnis Fadschr Libya die Kontrolle über die Hauptstadt übernommen hatte. Auch viele arabische Staaten schlossen seitdem ihre Botschaften. Aus dem Außenministerium verlautete, es sei ein Schiff in Begleitung der Marine nach Libyen geschickt worden, um die rund hundert verbliebenen Italiener abzuholen.

cr/cw (dpa, afp)