Iran: Verlogene Realität
Im Iran wird politisch Unliebsames in Bildern einfach retuschiert. Die amtlichen Fotos müssen sich den islamischen Richtlinien anpassen. Was nicht passt, wird passend gemacht.
Lady Ashton als Photoshop-Opfer
Im Iran wird politisch Unliebsames in Bildern einfach retuschiert. Am 21.01.2011 traf sich die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton mit dem iranischen Chefunterhändler Saeed Jalili beim sogenannten 5+1 Gespräch in der Türkei. Die fünf ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat USA, China, Russland, Frankreich und England plus Deutschland verhandelten mit dem Iran über dessen Atomprogramm...
Zu knapper Ausschnitt, zu viel Haut
Manchen iranischen Zeitungen geht der Ausschnitt von Lady Ashtons Bluse dabei wohl zu weit. Das Foto wird so bearbeitet, dass ihr Dekolleté nicht mehr sichtbar ist. Auch ihre goldene Kette verschwindet auf der Nachrichtenseite "Khabar online". Ob das Schmuckstück auch sittenwidrig ist?
Outfit von Michelle Obama zensiert
Am 24.02.2013 stellte die US-First Lady, zur Überraschung der Welt, während der Oscar-Gala per Videoübertragung die Nominierungen für den besten Film vor. Den iranischen Zensoren gefiel das sexy Kleid der Frau des US-Präsidenten nicht. Das Foto wird heftig manipuliert. Passenderweise erhielt der Politthriller "Argo" den Oscar. Es geht um die Befreiung von US-Geiseln aus dem Iran 1979.
Wenn der iranische Präsident eine fremde Frau umarmt…
…treten die Sittenwächter auf den Plan, auch wenn es sich um die Mutter des verstorbenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez handelt. Das Foto entstand auf der Trauerfeier für Chavez am 08.03.2013 in Caracas.
Politisch und religiös korrekt...
…kommt das Foto im Iran so an: Zum Beispiel auf dem Nachrichtenportal "Entekhab". Mahmud Ahmadinedschad hält Mohammed El-Baradei in den Armen, den ehemaligen Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO). Merkwürdig ist lediglich, dass El-Baradei eigentlich deutlich größer ist als der iranische Präsident.
Kann der Kampfjet fliegen?
Für das Mullah-Regime soll "Qaher 313" der Stolz der Nation werden. Iranische Fotos zeigen den Flieger über den Wolken und im Hintergrund den über 5600 Meter hohen Vulkan Damavand in der Nähe von Teheran. Allerdings wird angezweifelt, ob das Modell überhaupt flugfähig ist. Der Jet auf dem Foto sieht genau so aus wie bei einer Präsentation in einem Hangar - die Lichtreflexe sind identisch.
Täuschung in den Schulen
Mir Hussein Mussawi steht im Geschichtsbuch. Er war während des Iran-Irak-Kriegs Premierminister des Iran, bis das Amt 1989 mit der Verfassungsänderung abgeschafft wurde. Nach den Präsidentschaftswahlen 2009 war Mussawi die Führungsfigur der Opposition, die gegen Wahlmanipulation heftig protestiert hatte. Der wiedergewählte Präsident Ahmadinedschad ließ ihn unter Hausarrest stellen.
Sauber geschnitten!
Oppositionsführer unerwünscht! Die Kinder sollen nicht wissen, wer er ist. In der neuen Auflage desselben Geschichtsbuchs wurde das historische Foto passend beschnitten, und zwar so, dass Mussawi nicht mehr zu sehen ist.
Schönheits-OP im Weltall?
Februar 2013: Iran schickt den ersten Affen mit der Kapsel "Pioneer" ins Weltall. In einer Höhe von 120 Kilometer soll der Affe (rechts) die Erde umkreist haben. Doch der Rückkehrer (links) sieht anders aus. Das Muttermal oberhalb des rechten Auges ist verschwunden...