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Hacker rufen zum Widerstand auf

27. Dezember 2013

Im Zeichen des NSA-Skandals tagen in Hamburg 8000 Computerexperten und Hacker. Die Kernforderung zum Auftakt des 30. Jahrestreffens des Chaos Communication Congresses: Das Netz neu zu erfinden.

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Congress Center Hamburg (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Bereits seit Jahren warnt der Veranstalter des viertägigen Treffens, der Chaos Computer Club, vor ausufernder staatlicher Überwachung und schwindendem Datenschutz. Jetzt wies Auftaktredner Tim Pritlove in dem vollbesetzten Saal im Congress Centrum Hamburg (Artikelbild) darauf hin: "Wir sind aus einem Alptraum aufgewacht in eine Realität, die noch schlimmer ist. Wir müssen das Internet neu erfinden, wir müssen das Internet neu denken." Pritlove, ein Urgestein in der Szene, rief die Hacker und Internetaktivisten auf, sich gegen ausufernde Überwachung zu wehren. Die Geschwindigkeit, mit der sich die digitale Überwachung verbreite, müsse verlangsamt werden, sagte er. "Habt Spaß und rettet die Welt", ermunterte er die Teilnehmer.

Der Linguistik-Professor Martin Haase beleuchtete die Versuche deutscher Politiker, die Tragweite der Enthüllungen des ehemaligen US-Geheimdienstmannes Edward Snowden kleinzureden. Besondere Aufmerksamkeit widmete er der Aussage des damaligen Kanzleramtschefs Ronald Pofalla, die NSA-Affäre sei beendet.

Greenwald ruft zum Widerstand auf

Der Journalist und Snowden-Vertraute Glenn Greenwald, der per Videoübertragung aus Rio de Janeiro sich an das Hackertreffen in Hamburg wandte, zeigte sich davon überzeugt, dass der Kampf für die Freiheit des Internets nach den Enthüllungen über die Praktiken der Geheimdienste vor allem über Technologie ausgefochten werden wird. "Die NSA weiß das", fuhr er fort. Er habe wenig Hoffnung, dass der US-Kongress dem US-Geheimdienst NSA wirksame politische Grenzen setzen werde.

Chaos Computer Club-Treffen (Archivfoto 2012: Getty Images)
Bild: Getty Images

Greenwald forderte den Chaos Communication Congress auf, sich für den Schutz der Privatsphäre einzusetzen. Gleichzeitig kündigte er weitere Enthüllungen an. "Es wird viele weitere Berichte geben." Greenwald war einer der ersten Reporter, denen Snowden Dokumente über die zuvor streng geheime Arbeit des US-Dienstes NSA und anderer Geheimdienste übergeben hatte.

Die USA fordern die Auslieferung von Snowden, der in Russland ein Jahr Asyl erhalten hat. Sie werfen ihm Spionage und Diebstahl offizieller Dokumente vor. Auf Basis der Snowden-Papiere wurden weitreichende Spionageprogramme der Geheimdienste in den USA und in Großbritannien aufgedeckt.

Verschlüsselungstechniken

Während des viertägigen Kongresses steht die Hackerszene auch vor der Frage, wie sie politisch und technisch auf die Erkenntnisse aus den Snowden-Dokumenten reagieren will. In mehreren Vorträgen soll es um Gegenmaßnahmen wie Verschlüsselung und Anonymisierung gehen.

Am Sonntag soll der Gründer der Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks, Julian Assange, per Video zugeschaltet werden. Assange hält sich seit Juni 2012 in Ecuadors Botschaft in London auf.

se/wl (dpa, ARD)


Whistleblower Snowden sieht seine Mission erfüllt