Inspiration Japan
Als sie die Schlüsselwerke ihrer Epoche schufen, waren Künstler wie van Gogh, Monet und Gauguin im totalen Japan-Fieber. Wie sehr sie von der asiatischen Ästhetik beeinflusst wurden, zeigt jetzt das Folkwang-Museum.
Japanische Welle schwappt nach Europa
1888 findet Vincent van Gogh in Arles in Südfrankreich einen Holzschnitt des japanischen Künstlers Katsushika Hokusai und ist begeistert. Zu Hokusais Werk gehört auch der Holzschnitt "Die große Welle vor der Küste bei Kanagawa" (um 1831), der in der Ausstellung "Inspiration Japan" im Museum Folkwang in Essen präsentiert wird.
Franzosen sammeln Japaner
Edouard Manet, Edgar Degas und Claude Monet sammeln Werke von Katsushika Hokusai, Utagawa Hiroshige und Kitagawa Utamaro. Van Gogh handelt sogar mit japanischen Holzschnitten und veranstaltet 1887 eine Ausstellung im Pariser Café "Le Tambourin". Die Ukiyo, die "Bilder der fließenden Welt", waren bei japanischen Künstlern besonders beliebt - und inspirieren Gustave Courbet zu "Die Woge" (1869).
Fernöstliche Faszination
Der Fokus der Ausstellung liegt auf der Zeit zwischen 1860 und 1910, der Anfangs- und Hochphase der Rezeption japanischer Kunst in Frankreich. Van Goghs "Rhonebarken" entstehen in dieser Phase nach der intensiven Auseinandersetzung mit dem japanischen Holzschnittmeister Katsushika Hokusai.
Im Bann des Holzschnitts
Die japanischen Holzschnitte sind für die französischen Maler Ende des 19. Jahrhunderts zugleich fremdartig und faszinierend. Die Schau zeigt, wie die Impressionisten sich von der japanischen Ästhetik inspirieren ließen. Den Paravent, der den "Spaziergang der Ammen" im Stil eines japanischen Holzschnitts zeigt, hat Pierre Bonnard gestaltet (1894/1897).
Nicht nur Kopien
Auch Paul Gauguin verweist in seinem Ölgemälde "Frauen aus Arles" (1888) auf die japanische Kunst. Denn die europäischen Künstler kopieren nicht nur den Stil und die Motive, sondern übernehmen auch die ungewöhnlichen Kompositionsprinzipien der japanischen Vorbilder: Sie verzichten auf räumliche Tiefe, komponieren gewagte Ausschnitte und betonen das Dekorative.
Japonismus auf dem Vormarsch
Zwei Jahrhunderte lang hatte sich Japan gegen die Außenwelt abgeschottet. Unter dem Druck der USA öffnet sich das Land schließlich 1853 dem Handel mit den USA und später auch Europa. Nach 1860 kommen immer mehr Holzschnitte, Keramiken und Fächer in die westlichen Städte. Das Phänomen wird Japonismus getauft. Bald füllen sich die bürgerlichen Wohnzimmer mit Kunst und Nippes aus Fernost.
Kunst und Gebrauchsgegenstand
Die Bewunderung der französischen Künstler für japanische Kunst zeigt sich in vielerlei Hinsicht: Sie stellen zum Beispiel japanische Gegenstände in ihren Werken dar oder verwenden japanische Bildsujets. Die "Kleine Katze an einer Schüssel" (1888) von Paul Gauguin erinnert in seiner Form und seinen Maßen an einen japanischen Fächer.
Die Verbindung beider Welten
Bei van Goghs "Sämann bei Sonnenuntergang" (1888) ist der japanische Einfluss besonders präsent: die großen Farbflächen, der ungleichmäßige Bildaufbau, der Mut zur leeren Fläche. Das Motiv des geneigten Baumstumpfes hatte van Gogh aus einem japanischen Holzschnitt kopiert. Rund 400 Werke japanischer Meister und französischer Impressionisten sind noch bis zum 18. Januar im Folkwang-Museum zu sehen.