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"Am liebsten esse ich Heuschrecken."

Brigitte Osterath14. Mai 2014

Um knackige Heuschrecken und zarte Mehlwürmer geht es auf der Konferenz "Insects to feed the world". Lecker, meint Insektenforscher Arnold van Huis - vor allem mit Tomaten und Zwiebeln.

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Bild: picture-alliance/dpa

Deutsche Welle: Herr van Huis, essen Sie auch Insekten?

Arnold van Huis: Ja, etwa einmal pro Woche. Es gibt mehrere Geschäfte in den Niederlanden, wo man Insekten kaufen kann. Oder man bestellt sie im Internet. Da gibt es gefriergetrocknete Heuschrecken und zwei Mehlwurmarten, das sind die Larven von Mehlkäfern.

Und welche Insekten schmecken Ihnen am besten?

Heuschrecken. Und Grillen, die es aber auf dem niederländischen Markt noch nicht gibt.

Wie schmecken Insekten denn?

Das ist wie bei Hähnchenfleisch oder Rindfleisch: Ohne Gewürze finden die meisten Menschen Fleisch nicht besonders schmackhaft. Auch Insekten müssen richtig zubereitet werden, man muss etwas Gutes daraus machen. Grillen kann man zum Beispiel gut essen, wenn man sie nur etwas anbrät, Grashüpfer auch.

Wie würzt man Insekten am besten?

Zum Beispiel mit etwas Salz, Tomaten und Zwiebeln. Man kann sie blanchieren aber auch zermahlen und zu allen möglichen Produkten hinzugeben.

Infografik
Große Auswahl für Insektenesser

Und wie ist die Konsistenz? Sind Insekten eher weich oder knusprig?

Im Moment sind die meisten Insekten, die auf dem Markt sind, gefriergetrocknet, dann sind sie knusprig. Das ist bisher die einzige Art, sie für längere Zeit haltbar zu machen. Aber die Methode ist sehr teuer, für die Zukunft können wir das nicht empfehlen. Es wäre besser, Insekten in die Gefriertruhe zu stecken.

Aber Heuschrecken sind doch aufgrund ihres Panzers immer hart - unabhängig von der Konservierungsmethode, oder?

Es kommt darauf an, wann man sie erntet. Direkt nach dem Schlüpfen sind sie noch weich. Zwei oder drei Wochen später werden sie sehr hart - das empfehlen wir nicht.

Warum sind Insekten eine gute Nahrungsquelle für die Zukunft?

Über 70 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche werden heute schon für die Viehhaltung genutzt. Wenn sich die Nachfrage nach Fleisch verdoppelt, brauchen wir andere Eiweißquellen. Und Insekten sind ernährungstechnisch dem gewöhnlichen Fleisch ähnlich - ja sie sind sogar besser.

Und gut für die Umwelt?

Ja, Insekten produzieren weniger Treibhausgase und Ammoniak. Außerdem wandeln sie sehr effizient das, was sie essen, in Körpergewicht um - wahrscheinlich weil sie Kaltblüter sind: Sie brauchen kein zusätzliches Futter, um ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Für ein Kilogramm Rindfleisch braucht man 25 Kilogramm Futter. Für ein Kilogramm Grillen nur zwei Kilogramm Futter.

Welches Insekt ist die vielversprechendste Nahrungsquelle?

Es gibt etwa 2000 Insektenarten, die man essen kann. Aber es können nicht alle in einer Farm hergestellt werden. Das aber müssten wir in Zukunft machen, um große Mengen produzieren zu können. In der westlichen Welt werden für die menschliche Ernährung am häufigsten Grillen, Grashüpfer und Mehlwürmer eingesetzt.

Infografik
Insekten sind ein umweltfreundliches Lebensmittel.

Die meisten Europäer können sich heutzutage noch nicht vorstellen, Insekten zu essen...

Nein, aber das hängt mit der Wahrnehmung und Gefühlen zusammen. Das ist ein psychologisches Phänomen. Das Problem ist nicht der Geschmack, wir können Insekten sehr lecker zubereiten.

Wie wollen Sie Menschen überzeugen, Insekten zu essen?

Zunächst müssen wir über Insekten informieren. Unter anderem, dass es nicht gefährlich ist, sie zu essen. Viele Menschen assoziieren Insekten mit Schmutz und Dreck. Außerdem muss die Gastronomie leckere Gerichte aus Insekten anbieten.

Gibt es schon Restaurants, die Insekten anbieten?

Ja, zum Beispiel das Restaurant Noma in Kopenhagen, das vor zwei Wochen wieder als bestes Restaurant der Welt ausgezeichnet wurde. Sie haben auch Insekten auf der Speisekarte. Oft kopieren Köche die Rezepte berühmter Chefköche. Daher hoffen wir, dass es irgendwann auch Fernsehprogramme gibt, in denen Menschen Gerichte mit Insekten ausprobieren. In den Niederlanden haben wir eine solche Sendung schon. Und wenn es so weit ist, ändern sich die Mentalität und die Wahrnehmung sehr schnell.

Das Gespräch führte Brigitte Osterath.

Prof. Dr. Arnold van Huis ist Insektenforscher an der Universität Wageningen und Mitorganisator der Konferenz "Insects to feed the world" vom 14.-17 Mai 2014 in Wageningen. Van Huis hat zusammen mit zwei Kollegen an der Universität Wageningen ein Kochbuch veröffentlicht - darin: Rezepte für leckere Insektengerichte.