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Schwierige Recherchen

Shahram Ahadi17. Mai 2013

In kaum einem Land ist die Berichterstattung so schwierig wie im Iran. Für Journalisten ist es aus Furcht vor Repressionen kaum möglich, Interviews zu führen und an gesicherte Informationen zu kommen.

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Eine Journalistin in Teheran fotografiert Polizisten aus nächster Nähe (Foto: Shabestan.ir)
Bild: Shabestan.ir

Kurz nach den letzten umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Iran vor vier Jahren wurden zahlreiche kritische Journalisten verhaftet oder wählten gezwungenermaßen den Weg ins Exil. Einer der Korrespondenten, der damals aus dem Land für das Farsi-Programm der Deutschen Welle berichtetet und einige Tagen nach den Wahlen das Land verlassen hatte, meinte kurz nach seiner Ausreise aus dem Iran, dass er wohl selbst zum Thema der Berichterstattung geworden wäre – wenn er noch ein Paar Tage länger im Land geblieben wäre.

Seitdem hat sich die Lage im Land zunehmend verschlechtert, und es ist immer schwieriger geworden, an Informationen heranzukommen, die für die journalistische Arbeit, insbesondere für die Bearbeitung sozial-politischer Reportagen, notwendig sind. Wer sich auf Kontakte mit iranischen Auslandsmedien wie Deutsche Welle, BBC oder VOA einlässt, muss damit rechnen, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Sogar kritische Interviews zu Sportthemen können unangenehme Folgen haben. Einige Journalisten, die sich ursprünglich bereit erklärt hatten, unter Pseudonym für das DW-Special zu den Präsidentschaftswahlen 2013 Reportagen zu schreiben, sagten aus Sorge über mögliche Folgen ab. Selbst Telefoninterviews mit Bürgern und Experten im Iran erwiesen sich als extrem schwierig.

Wenige, aber wertvolle Stimmen

Es war oft eine enorme Überzeugungsarbeit erforderlich, bis sich die Gesprächspartner bereit erklärten, sich zu den gewünschten Themen zu äußern – und dann natürlich nur anonym. Es ging bei diesen Gesprächen um Alltagsthemen wie Inflation, Medikamentenmangel und die wirtschaftliche Folgen der Sanktionen gegen den Iran. Selbst ein deutscher Interviewpartner, der für eine Hilfsorganisation arbeitet, wollte in jeglicher Hinsicht anonym bleiben, um die Medikamentenversorgung seiner Organisation von Deutschland in den Iran nicht zu gefährden.

Im Überwachungsstaat Iran, in dem Telefonate abgehört, E-Mails abgefangen und sogar Kontakte über Skype verfolgt werden, ist die Angst um die eigene Sicherheit mehr als verständlich. Dennoch finden sich immer wieder Menschen, die den Mut haben, als Interviewpartner aufzutreten und von der Situation im Land zu erzählen. Stimmen aus dem Iran, die in verschiedenen Beiträgen im Rahmen des DW-Specials präsentiert werden, sind angesichts dieser alltäglich vorhandenen Risiken umso wertvoller.