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Industrie hofft auf Neustart in Iran

Andreas Becker19. Mai 2015

Die Sanktionen gegen Iran könnten schon bald aufgehoben werden - deutsche Firmen erhoffen sich gute Geschäfte. Doch der Neustart wird nicht leicht, chinesische Firmen haben inzwischen so manche Lücke besetzt.

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Bild: MEHR

Nach jahrelangen Sanktionen hat Iran einen gewaltigen Nachholbedarf. Die wichtige Öl- und Gasindustrie des Landes braucht neue Maschinen und Ersatzteile, auch Textilmaschinen, Medikamente und Autos sind gefragt. Deutsche Firmen hoffen dabei auf gute Geschäfte. Wegen der Sanktionen sind ihre Exporte zuletzt auf 2,4 Milliarden Euro gefallen, das ist nicht einmal halb so viel wie vor zehn Jahren. Langfristig könnten sie aber auf einen zweistelligen Milliardenbetrag steigen, glaubt der Deutsche Industrie und Handelskammertag (DIHK).

Auf der Frankfurter Konferenz "Doing Business in Iran" informierten sich nun Vertreter von 250 Firmen über die Chancen, die das mögliche Ende der Sanktionen bietet. Eingeladen hatte der Nah- und Mittelost-Verein der deutschen Wirtschaft (NUMOV), im Mittelpunkt standen die Öl- und Gasindustrie, außerdem Petrochemie, Erneuerbare Energien und der Finanzsektor.

Frankfurt Numov Konferenz "Doing Business in Iran"
Mohammad Peyvandi sieht "großes Potenzial für ausländische Investoren".Bild: DW/A. Becker

Investoren gesucht

"Vor den Sanktionen war Deutschland für Iran immer der wichtigste oder zweitwichtigste Handelspartner", sagte Ali Majedi, der iranische Botschafter in Deutschland, am Rande der Konferenz. Seitdem sei es um einige Plätze zurückgefallen. "Wir sind aber zuversichtlich, dass Deutschland seine alte Position bald wieder einnehmen kann", so Majedi.

Allerdings machte der Botschafter deutlich, dass sein Land nicht nur deutsche Waren kaufen wolle. "Die Iraner erwarten Investitionen von deutschen Firmen und außerdem einen Technologietransfer durch Unternehmenspartnerschaften", sagte Majedi.

Frankfurt Numov Konferenz "Doing Business in Iran"
Martin Herrenknecht will die chinesische Konkurrenz annehmen.Bild: DW/A. Becker

Iran gilt als viertgrößter Ölproduzent der Welt und hält fast ein Fünftel der weltweiten Gasreserven. "Unsere Ölindustrie muss modernisiert werden, wir brauchen technische Dienstleistungen, außerdem Ersatzteile", sagte Mohammad Peyvandi, Vizepräsident der staatlichen Petrochemie-Firma NPC. "Das ist ein großes Potenzial für ausländische Investoren."

Gerne "Made in Germany"

In den Sanktionsjahren habe der Marktanteil von Anbietern aus China deutlich zugelegt, so Peyvandi. "Aber das heißt nicht, dass die Iraner mit der Qualität zufrieden waren. Sie ziehen Made in Germany vor." Insgesamt sei im Bereich Öl-, Gas- und Petrochemie viel zu wenig investiert worden.

Doch in anderen Branchen haben Firmen aus China und anderen asiatischen Ländern die jahrelange Abwesenheit der westlichen Konkurrenz genutzt. So exportierten chinesische Firmen 2012 erstmals mehr Textilmaschinen nach Iran als ihre deutschen Wettbewerber. Und das, obwohl es noch vor zehn Jahren praktisch keine chinesischen Anlagen im Land gab.

Frankfurt Numov Konferenz "Doing Business in Iran"
Botschafter Ali Majedi sieht Deutschland als wichtigen Partner.Bild: DW/A. Becker

China hat Vakuum gefüllt

Auch der deutsche Unternehmer Martin Herrenknecht rechnet in seiner Branche, Spezialmaschinen für Tunnelbohrungen, mit starker Konkurrenz aus Asien. "Die haben das Vakuum, das wir hinterlassen haben, sofort besetzt", so Herrenknecht. "Es wird nicht ganz einfach sein, die wieder zu verdrängen."

Vor den Sanktionen hat Herrenknecht in Iran jährlich zehn bis 15 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Angesichts der iranischen Planungen für eine U-Bahn, eine Schnellzugverbindung und eine neues Wasserleitungssystem hofft er dennoch, bald an alte Erfolge anschließen zu können.

Allerdings glaubt er, dass der Neustart zunächst langsam verlaufen wird. Wichtigste Voraussetzung sei ohnehin, dass die Banken wieder Überweisungen in und aus Iran sicherstellen und Finanzierungen anbieten. Selbst wenn am 30. Juni 2015 eine Einigung erzielt wird und die Sanktionen fallen, werde es zwischen sechs und zwölf Monaten dauern, bis auch die Banken wieder einsatzfähig sind, glaubt Herrenknecht.