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Indien will Kinderarbeit einschränken

13. Mai 2015

In Indien arbeiten Millionen von Kindern - denn große Teile der Bevölkerung sind arm. Nun will die Regierung Arbeit für Kinder unter 14 Jahren verbieten. Allerdings sehen die Regelungen viele Ausnahmen vor.

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Ein Mädchen arbeitet in einem indischen Steinbruch (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Zwar gibt es in Indien schon seit 1986 ein Gesetz gegen Kinderarbeit, allerdings verbietet es bisher nur gefährliche Arbeiten für Kinder unter 14 Jahren, und selbst dieses Verbot wird Experten zufolge oft gebrochen. So arbeiten nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen Millionen indische Kinder als Hausangestellte sowie in Minen und Fabriken, oft unter schlimmen Bedingungen.

Das soll sich nach dem Willen der indischen Regierung von Premierminister Narendra Modi nun ändern. Die von ihr beschlossenen Strafen für die Beschäftigung von unter 14-Jährigen reichen von Geldbußen zwischen umgerechnet 280 bis 1000 Euro bis zu Haftstrafen zwischen sechs Monaten und zwei Jahren.

Viele Ausnahmen beim Kinderarbeitsverbot

Allerdings sieht das Gesetz, das noch vom Parlament gebilligt werden muss, viele Ausnahmen vor. Sie gelten etwa für die Kinderarbeit in Familienunternehmen sowie den Sport- und Unterhaltungsbereich. Die Regierung verteidigte die Ausnahmen und verwies auf Jobs, die Kinder nach der Schule oder in den Ferien erledigen.

Einige Kinder würden dabei auch traditionelle Berufe lernen, hieß es weiter. "In vielen Familien helfen Kinder ihren Eltern, und indem sie ihren Eltern helfen, lernen sie Grundlagen", so die Regierung. Zudem müsse Rücksicht auf die sozialen Netze und die sozioökonomischen Bedingungen des Landes genommen werden. Beobachter mutmaßen, dass bei den Ausnahmen die Biographie des Premiers eine Rolle spielt. Auch Modi hatte als Kind seinem Vater beim Verkaufen von Tee an Bahnhof geholfen.

Zweifel an der Durchsetzbarkeit des Verbots

Kritik am geplanten Gesetzt kommt von verschiedener Seite. Nach Ansicht einiger Experten ist es "unrealistisch", Kinderarbeit in einem Land zu verbieten, in dem nach Angaben der Weltbank ein Viertel der Bevölkerung mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen müsse.

Ein kleines Mädchen Bombay (Foto: dpa)
Arbeiten statt Spielen: Ein kleines Mädchen verkauft in Bombay Flaggen und Landkarten.Bild: picture-alliance/dpa

Andere Organisationen warnen hingegen, die von der Regierung verkündeten Maßnahmen könnten von skrupellosen Arbeitgebern umgangen werden oder schwer umzusetzen sein. So sagte Sreedhar Mether von der Organisation Save the Children der Nachrichtenagentur AFP, die Umsetzung der Maßnahmen sei sehr kompliziert und öffne etwa der Ausbeutung von Kindern in der Schmuckherstellung und der Textilindustrie Tür und Tor, weil die Arbeit dort oft in Heimarbeit erledigt werde.

cw/gri (dpa. rtre)