1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Immer mehr Flüchtlinge - immer mehr Elend

19. Dezember 2012

Nach fast zwei Jahren Bürgerkrieg wird die Lage der Menschen in Syrien immer verzweifelter. Millionen brauchen Nothilfe, die Vereinten Nationen appellieren an die Welt.

https://p.dw.com/p/175aF
Ein junger Syrer kauert in einem Flüchtlingslager vor einem Feuer (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture alliance / dpa

Die Vereinten Nationen haben die internationale Staatengemeinschaft gebeten, von Januar bis Juni kommenden Jahres 1,5 Milliarden Dollar für die humanitäre Syrienhilfe bereitzustellen. Noch nie haben die UN für eine Krisenregion um so viel Geld für eine vergleichbar kurze Zeit gebeten.

"Dramatische Verschlechterung"

Der für Syrien zuständige UN-Hilfekoordinator Radhouane Noucier erläuterte in Genf, die Berechnungen über die erforderlichen Mittel hätten mehrmals nach oben korrigiert werden müssen. "Das zeigt, wie rasch und dramatisch sich die humanitäre Situation verschlechtert." Der Regionalvertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Panos Moumtzis, ergänzte: "Wenn diese Gelder nicht schnell aufgebracht werden, werden wir nicht in der Lage sein, die lebensnotwendige Hilfe für die Zivilisten zu leisten, die stündlich aus Syrien flüchten und von denen viele in einem schrecklichen Zustand sind."

Knapp eine Milliarde Dollar wollen die UN für die Unterbringung und Versorgung der Syrer aufwenden, die in die Nachbarländer geflohen sind. Ihre Zahl wird sich nach Einschätzung der UN-Experten bis Mitte 2013 vermutlich auf rund eine Million verdoppeln. Rund 520 Millionen Dollar brauchen die UN-Helfer nach ihren Berechnungen, um innerhalb Syriens etwa vier Millionen Menschen in mehr als 60 Hilfsprojekten beistehen zu können. Sie können sich infolge des Krieges nicht mehr selbst mit dem Nötigsten versorgen. Zwei Millionen dieser Menschen sind durch die Kämpfe zwischen den Rebellen und den Truppen von Präsident Baschar al-Assad aus ihren Häusern und Wohnorten vertrieben worden und nun innerhalb Syriens auf der Flucht.

Nothilfekoordinator Noucier betonte: "Wir konzentrieren uns auf die wichtigsten Hilfsmaßnahmen für das Überleben." So wolle man unter anderem Nahrungsmittel für mindestens 50.000 Kinder unter drei Jahren verteilen, 400.000 Bauern helfen, Lebensmittel und Geld für 360.000 palästinensische Flüchtlinge bereitstellen. Neben der Unterstützung mit Lebensmitteln und medizinischer Hilfe gehe es um die Bereitstellung von Notunterkünften, Sanitäreinrichtungen und sauberem Wasser sowie von Matratzen und Bettdecken, Küchenutensilien, Kleidung und Hygieneartikeln.

Rebellenkommandeur Salim Idris zeigte sich unterdessen besorgt wegen des umfangreichen Chemiewaffenarsenals der Assad-Regierung. Der Nachrichtenagentur AP sagte Idris, das Regime "kann und wird" chemische Waffen einsetzen, es sei denn, Assad werde zum Rücktritt gezwungen. Die Rebllen wüssten genau, wo sich die Chemiewaffen befänden, aber sie hätten nicht die Möglichkeit, sie unter ihre Kontrolle zu bringen.

Bundeswehr führt Patriot-Abwehr vor

Idris, eine ehemaliger Offizier der syrischen Regierungsarmee, hatte sich im Sommer den Aufständischen angeschlossen und war Anfang Dezember zu ihrem Militärchef gewählt worden. Der 55-Jährige sagte in dem Interview weiter, ohne Unterstützung aus dem Ausland könne ein Sieg der Rebellen über die Regierungstruppen noch bis zu drei Monate dauern. Er schätze die Stärke der Assads Truppen auf mehr als 120.000 Mann, sagte Idris. In dem im März 2011 begonnenen Aufstand gegen Assad sind nach Schätzungen bis jetzt mehr als 40.000 Menschen getötet worden.

wl/sti (dpa, rtr, dapd)