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Immer mehr Blüten in Umlauf

Sophie Rohrmeier, dpa23. Januar 2015

In Deutschland ist so viel Falschgeld im Umlauf wie seit 2005 nicht mehr. Immerhin: Die Polizei hat in Italien organisierte Druckerbanden ausgehoben. Doch wie lange wirkt dieser Erfolg im Kampf gegen die Fälscher?

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Falschgeld
Bild: picture-alliance/dpa

Blassblau, verpixelt und nur auf einer Seite bedruckt - ein Fünf-Euro-Schein wie er nicht sein sollte. Trotzdem ist es gelungen, damit in einer Gärtnerei im badischen Wehr zu bezahlen. Erst als die Kassiererin die Note einem anderen Kunden als Wechselgeld geben wollte, fiel ihr die Fälschung auf.

Auch Fälle wie dieser begegnen den Experten der Bundesbank. Meist sind es aber nicht Gelegenheitsbetrüger, die versuchen, mit laienhaften Fälschungen durchzukommen. Für die Flut von Blüten im vergangenen Jahr waren andere verantwortlich: kriminelle Profi-Banden.

Trauriger Rekord

"Die Fälscher sind beim Vertrieb aktiver geworden", erklärt Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele den dramatischen Zuwachs von 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Banden aber sind die gleichen geblieben. "Das sind alte Bekannte", sagt Rainer Elm, der Leiter des Nationalen Analysezentrums bei der Bundesbank.

Etwa 80 Prozent aller Blüten in Deutschland sind laut Notenbank professionelle Fälschungen, die mit Druckmaschinen und Expertenwissen hergestellt werden. Sie kommen vor allem aus vier bis fünf Quellen außerhalb Deutschlands - insbesondere aus Italien. "Es gab im vergangenen Jahr mehr Fälschungen und mehr Personen, die sich an der Verteilung beteiligt haben", sagt Elm. Rund 63.000 falsche Euro-Noten fischten Handel, Banken und Polizei aus dem Verkehr. Das ist ein massiver Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, als nur 39.000 Blüten sichergestellt worden - und es ist die höchste Zahl an gefälschten Scheinen seit 2005.

Nur ein Etappensieg

Keine Frage: Das Geschäft mit den Blüten boomt, gerade für die Banden aus Südeuropa. "Aber es sieht fast so aus, als hätten die Fälscher gerade den Bogen etwas überspannt", sagt Elm. Denn die italienischen Polizei hat bedeutende Ermittlungserfolge vorzuweisen. Im September stellten die Beamten auf einem Supermarkt-Parkplatz nahe Neapel 340.000 falsche Fünfziger sicher, die noch nicht in den Verkehr gelangt waren. Die Polizei stieß auf eine Spur, die nach Rumänien führte. Dort fanden die Ermittler in einer Druckwerkstatt weitere 260.000 Scheine - insgesamt ging bei beiden Aktionen Falschgeld im Wert von 30 Millionen Euro ins Netz.

Im Dezember schließlich hoben die italienischen Carabinieri bei Neapel eine kriminelle Bande aus - inklusive Verteilern, Druckern und Hintermännern. Fälschungen im Nennwert von 50 Millionen Euro wurden beschlagnahmt, bevor sie in den Handel kommen konnten. Die Bande hatte über Jahre hinweg Millionen falscher Noten in Europa verteilt.

Trotz der Erfolge der Polizei ist Thiele nur vorsichtig optimistisch: "Jetzt bleibt abzuwarten, ob sich das zukünftig positiv auf die Falschgeldlage in Europa auswirken wird." Auf Dauer hätten die Ermittler den Kriminellen das Handwerk jedenfalls wohl nicht gelegt, vermutet Elm: "Wir wissen aus der organisierten Kriminalität, dass diese Strukturen oft so gefestigt sind, dass auch solche Rückschläge irgendwann wieder kompensiert werden."

Einfach genauer hinschauen

Den Schaden durch Falschgeld haben zuallererst die Einzelhändler. Denn vor allem in ihren Kassen landen die unechten Noten, die ohne Ersatz eingezogen werden. Die Händler entdecken etwa 15 Prozent aller registrierten Fälschungen. Das sei zwar mehr als zuletzt, aber dennoch zu wenig, sagt Elm. Denn Kassierer seien häufig das Ziel der Fälscher: "Sie stehen sozusagen in der ersten Verteidigungslinie. Die müssen wir möglichst dazu bringen, das Geld sorgfältig zu prüfen."

Denn jeder kann Geldscheine auf Echtheit prüfen - wenn er die Sicherheitsmerkmale kennt. Bei den Fünf- und Zehn-Euro-Noten der neuen Europa-Serie helfen etwa Erhebungen auf dem Papier oder die Smaragd-Zahl, deren Farbe von smaragdgrün zu tiefblau wechselt, wenn der Schein bewegt wird. Dass dennoch auch Blüten wie der nur einseitig und arg verpixelt bedruckte Fünfer, der im Analysezentrum aufschlug, über den Ladentisch gehen können, lässt Elm mahnen: "Wenn Fünfer nicht geprüft werden, weil sich die Mühe scheinbar nicht lohnt - dann haben auch primitivste Fälschungen eine Chance und rutschen durch."