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Im Osten geht die Sonne auf

Daniel Kortschak10. September 2008

In Tschechien boomt die Solarenergie. Im ganzen Land entstehen Sonnenkraftwerke. Ein Grund für die starke Nachfrage sind die hohen Energiepreise. Doch auch die tschechische Politik hat ihren Anteil am Solar-Boom.

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Solaranlage
Die Gesamtleistung aller installierten Photovoltaik-Anlagen ist auf 13,5 MegawattBild: Daniel Kortschak

In den sanften Hügeln nahe der Ortschaft Ostrožská Lhota liegt das größte Solarkraftwerk Ost- und Mitteleuropas. Auf einem rund vier Hektar großen Gelände stehen Solarpaneele soweit das Auge reicht. Insgesamt sind es rund 8.500. Firmenchef Vladimir Mlečka fährt mit seinem Hybrid-Fahrzeug vor. Der groß gewachsene End-Dreißiger erläutert die Details: "Die erste Etappe wurde vor einem Jahr in Betrieb genommen. Die zweite dieses Jahr im Mai. Die installierte Gesamtleistung beträgt 1600 Kilowatt. Die gesamte Energie speisen wir ins öffentliche Netz ein, wo sie vom örtlichen Netzbetreiber vertrieben wird."

Konkurrenzkampf um Standorte

Vladimír Mlečka vor Solaranlage
Vladimír Mlečka ist mit der hiesigen Gemeinde über den weiteren Ausbau im GesprächBild: Daniel Kortschak

Im ersten Betriebsjahr erzeugte das Sonnenkraftwerk 711.000 Kilowattstunden elektrischen Strom, den Jahresbedarf von rund 200 Haushalten. Umgerechnet 7,6 Millionen Euro hat Mlečka mit seiner Firma Hitech Solar in die Fotovoltaik-Anlage investiert. 1,1 Millionen davon kamen aus dem Strukturfonds der EU.

Für Hitech Solar ist dies allerdings erst der Anfang. Vladimír Mlečka ist mit der hiesigen Gemeinde über den weiteren Ausbau im Gespräch, aber auch andere Standorte werden geplant. “Wir haben eine Menge Pläne. Die sind auch sehr konkret. Leider kann man darüber nicht mehr öffentlich sprechen”, bedauert Mlečka. “Durch den Solarboom hier in Tschechien ist ein Konkurrenzkampf um die besten Standorte ausgebrochen. Daher kann ich dazu leider nichts konkretes sagen."

Ausweichen auf die Dächer

Das neue Solarkraftwerk werde auf jeden Fall größer als jenes in Ostrožská Lhota, lässt sich Firmenchef Mlečka entlocken. Ein Problem beim Bau weiterer Kraftwerke sei allerdings der Mangel an geeigneten Flächen: "Klar ist das schwierig.

Tschechien hat aufgrund seiner geografischen Lage keinen Überschuss an Flächen wie etwa Spanien. Einen geeigneten Standort hier zu finden ist also ein ziemlich großes Problem." Zukünftig werde die junge Branche deshalb verstärkt auf Dächer ausweichen, meint Mlecka. Und auch die Integration von Photovoltaik in Gebäudefassaden sei geplant.

"Die Investoren zeigen zunehmend Interesse daran", bestätigt er. Vor allem bei der Errichtung neuer Gebäude habe sich diese Lösung bewährt. Allerdings seien diese integrierten Solarzellen noch recht teuer. Und in der Frage zwischen Preis und Ästhetik entschieden sich viele Bauherren eher für die günstigeren, klassischen Paneele.

Mülltrennung und Elektroautos

Vladimír Mlečka vor Solaranlage
Einen geeigneten Standort hier zu finden ist also ein ziemlich großes ProblemBild: Daniel Kortschak

Für den Fall, dass die derzeit großzügige tschechische Solarförderung eines Tages schrumpfen sollte, hat Hitech Solar vorgesorgt. Intensiv wird an einer internationalen Expansion gearbeitet. Ein Solarkraftwerk in Süditalien ist bereits in Planung, in Größe und Leistung soll es in etwa der Anlage in Ostmähren entsprechen, der Ertrag wird allerdings sonnenbedingt um einiges höher sein. Außerdem projektiert er bereits im Auftrag von italienischen Investoren kleinere Anlagen.

Vladimír Mlečka sieht sich aber nicht nur als Investor. Natürlich möchte er mit seinen Anlagen Geld verdienen. Aber, so betont er, ihm gehe es auch um eine nachhaltige Energie- und Umweltpolitik. Bereits vor Jahren setze er in seinem Unternehmen konsequente Mülltrennung und Energiespar-Maßnahmen durch, oft zum Unverständnis seiner Mitarbeiter, die aber inzwischen auch bei sich zu Hause bewusster mit Energie und Abfall umgehen.