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Im Falle einer Unabhängigkeit

Sven Pöhle (mit dpa, rtr, afp)11. September 2014

Am 18. September könnte eine mehr als 300-jährige Ära enden: Dann stimmt Schottland über die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich ab. Dabei geht es längst nicht nur um den politischen Status des Landes.

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Befürwortner und Gegner der schottischen Unabhängigkeit demonstrieren im schottischen Blantyre (Foto: Jeff J Mitchell/Getty Images)
Bild: Getty Images/J. J Mitchell

Ist Schottland sofort nach der Auszählung des Referendums unabhängig?

In dem Referendum am 18. September wird zunächst nur darüber abgestimmt, ob die Schotten unabhängig sein wollen. Bei einem positiven Votum für die Unabhängigkeit kommt diese nicht umgehend. Stichtag ist nach bisherigen Planungen der 24. März 2016. Spätestens bis zum Ende der Übergangsphase müssten dann verschiedene politische und wirtschaftliche Fragen geklärt werden.

Wäre ein unabhängiges Schottland weiterhin Mitglied in EU und NATO?

Bei einer Sezession Schottlands vom Vereinigten Königreich würde nach dem Ende der Übergangsphase im Frühjahr 2016 ein neuer Staat entstehen. Dieser müsste der EU neu beitreten. Dies gilt auch für die NATO: Als neuer Staat wäre Schottland nach der Übergangsphase voraussichtlich kein Teil des Nordatlantikpakts. Es müsste einen Antrag auf Aufnahme in das Militärbündnis stellen. Mitglied wird nur, wer die Zustimmung aller NATO-Mitglieder erhält.

Was bedeutet die schottische Unabhängigkeit für Europa?

Viele europäische Staaten sind wegen des Referendums besorgt. Da die Schotten generell als europafreundlicher als die übrigen Briten gelten, würde eine Abspaltung des Landes vom Vereinigten Königreich das Lager der EU-Skeptiker stärken. Wenn Großbritannien wie angekündigt im Jahr 2017 ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft abhält, könnten die fehlenden vier Millionen Wählerstimmen aus Schottland dafür ausschlaggebend sein, dass sich die EU-Gegner durchsetzen.

Eine schottische Unabhängigkeit könnte zudem Signalwirkung für die Unabhängigkeitsbewegungen anderer Länder haben. Nationen wie Spanien oder Belgien befürchten, dass ihr Staatsverband dadurch gefährdet wird. Für das Vereinigte Königreich könnte eine schottische Unabhängigkeit bedeuten, dass in näherer Zukunft auch Nordirland unabhängig sein will.

Welche Währung hat ein unabhängiges Schottland?

Bis zum März 2016 wird das Pfund Zahlungsmittel in Schottland bleiben. Für die Zeit danach lehnt London eine Währungsunion bislang kategorisch ab. Der schottische Premier Alex Salmond kündigte an, das Pfund dennoch als Leitwährung beizubehalten - zur Not auch ohne Einwilligung der Briten. Schottland hätte in diesem Fall allerdings keine eigene Zentralbank und könnte kein eigenes zusätzliches Geld drucken.

Sollte Schottland EU-Mitglied werden, könnte dies mit einer Verpflichtung verbunden sein, den Euro einzuführen. Beitrittskandidaten müssen ihre Währung zunächst einmal an den Euro koppeln, bevor sie ihn dann formell einführen.

Auf dem Union Jack liegen eine schottische Fahne und britische Pfund-Münzen (Foto: Jeff J Mitchell/Getty Images)
Behält ein unabhängiges Schottland das Pfund?Bild: Getty Images/J.J Mitchell

Möglich wäre auch eine eigene Währung. Schottland druckt jetzt schon eigene schottische Sterling-Banknoten, die allerdings fest an das Pfund gekoppelt sind. Eine eigene Währung könnte die Regierung - falls nötig - abwerten und die Zinsen beeinflussen. Dadurch ließen sich mögliche Haushaltslöcher stopfen.

Was passiert mit den gemeinsamen Schulden?

Die Regierung in London hat bereits signalisiert, dass sie zunächst für alle Staatsschulden verantwortlich bleibt, sollte sich Schottland für die Unabhängigkeit entscheiden. Nach der Übergangsphase müsste Schottland nach Wunsch der britischen Regierung einen "fairen und verhältnismäßigen Anteil der Verbindlichkeiten Großbritanniens" übernehmen. Fraglich ist, ob die Schulden gemäß der Wirtschaftsleistung oder nach Bevölkerungsanteilen aufgeteilt werden. Die erste Option wäre für Schottland günstiger.