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Auf Yogi Bärs Spuren

Brigitte Osterath18. Mai 2015

Als Kind habe ich Yogi Bär geliebt - und erfahre jetzt, dass viel Wahrheit hinter der Zeichentrickserie steckt. Nur eines hat man uns verheimlicht: Yogi Bär wäre längst eingeschläfert worden.

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Amerikanischer Schwarzbär (Foto: dpa).
Bild: picture-alliance/EPA/M. Nelson

Wer kennt ihn nicht? Yogi Bär ist der freche Zeichentrick-Bär - und inzwischen auch Kinofilm-Bär -, der im Jellystone-Nationalpark die Picknickkörbe der Touristen stiehlt. Sein kleiner Freund, Boo Boo, drängt ihn zwar dazu, richtige Bärennahrung im Wald zu suchen - also Wurzeln, Beeren und Nüsse - aber Yogi Bär frisst nun mal lieber den Inhalt der Picknickkörbe.

Und ja, so ist es wirklich: Bären bevorzugen tatsächlich menschliche Nahrung, also Chips, Butterbrote, Cola und Co. Das liegt einfach daran, dass unsere Nahrung viel kalorienreicher ist als alles, was Bären im Waldboden finden können, erklärt mir der Biologe Jack Hopkins, von der University of California, Santa Cruz, der an der Ernährung von Bären forscht. "Daran ist nichts Unnatürliches: Bären möchten so wenig Energie wie möglich darauf verwenden, sich zu ernähren." Und das Leerfressen von Mülltonnen und herumstehenden Kühltaschen erfordert nun mal weniger Energie als ein Elchjunges zu töten.

Das Problem: Wenn Bären einmal auf den Geschmack gekommen sind, sind sie schwer wieder davon abzubringen, an Campingplätzen herumzulungern und dort Essen zu ergattern - im Notfall auch gegen den Willen der eigentlichen Besitzer. Das bringt zwangsläufig Unfälle mit sich, denn Bären sind sehr stark und potenziell gefährlich. Solche Zusammentreffen zwischen Mensch und Bär will man unbedingt verhindern.

"Be bear aware!"

Am Eingang zum Yellowstone Nationalpark steht das Schild "Be Bear aware" und fordert Besucher auf, ihre Lebensmittel für Bären unerreichbar zu lagern (Foto: DW/Brigitte Osterath).
"Bear aware" sein, heißt vor allem, sein Essen unerreichbar für Bären zu lagernBild: DW/B. Osterath

Als ich in den Yosemite- und später in den Yellowstone-Nationalpark hineinfahre, bekomme ich an der Kasse einen Flyer überreicht: "Sie sind jetzt im Bärenland". Überall dort, wo Bären leben, herrschen besondere Regeln. Ich muss "bear aware" sein, also immer daran denken, dass Bären in der Nähe sind, die mir das Essen stehlen wollen.

Das bedeutet: Niemals Lebensmittel offen oder im Zelt herumliegen lassen. Übrigens auch nichts anderes, das gut riecht, wie Duschgel, Grills oder Hundenäpfe. All das gehört in die bärensicheren Metallschränke auf den Campingplätzen, die etwas Mühe - und vor allem eine menschliche Hand - erfordern, um sie zu öffnen. Müll muss ich in bärensicheren Mülltonnen entsorgen.

Bärensichere Mülltonne im Yosemite-Nationalpark, Kalifornien, USA (Foto: DW/Brigitte Osterath).
Nur Menschen können solche bärensichere Mülltonnen öffnenBild: Rainer Dückerhoff

Im Yosemite-Nationalpark wird die Sache noch komplizierter: Hier haben einige Bären gelernt, Autos aufzubrechen, um an Essen heranzukommen. Also darf ich auch im Pkw oder im Wohnmobil nichts sichtbar herumliegen lassen, das die Aufmerksamkeit eines Bären auf sich ziehen könnte - nicht einmal Kindersitze.

Bären füttern verboten - inzwischen

So ist das heute - aber es war leider nicht immer so. Mir wird ganz anders, wenn ich Bilder aus den 50er Jahren im Yellowstone-Nationalpark sehe (hier zum Beispiel, S. 177): Touristen füttern bettelnde Bären und ihre Jungen aus dem Auto heraus. Das war erlaubt. Eine besondere Touristenattraktion war damals, wenn sich Bären nachts um die Mülldeponien versammelten, um sich satt zu fressen.

Naturgemäß gab es damals viele Unfälle mit Bären: Im Durchschnitt 48 Menschen pro Jahr wurden in Yellowstone von Bären verletzt, einige wenige sogar getötet. Heute ereignet sich noch ein Unfall pro Jahr.

Eine Menschenmenge schaut angeregt in eine Richtung. Dort befindet sich ein Schwarzbär im Yellowstone-Nationalpark (Foto: DW/Brigitte Osterath).
Auf Bärensafari im Yellowstone-NationalparkBild: DW/B. Osterath

In den 1960er Jahren beschloss die Nationalparkleitung, etwas zu ändern - seine Bären besser zu "managen", wie es heißt. Die "Bärensicherheitsregeln" wurden geboren. Zu dieser Zeit entstand übrigens auch die TV-Serie "Yogi Bär". Sie wollte US-Amerikaner, und vor allem deren Kinder, spielerisch darauf aufmerksam machen: Bären sollen Bärennahrung fressen.

"A fed bear is a dead bear"

In den bärenbewohnten Nationalparks der USA hört man immer wieder diesen Satz: "Ein gefütterter Bär ist ein toter Bär". Denn gegen Bären, die zu viel Interesse an Menschen und Menschenessen entwickeln, muss die Nationalparkleitung aus Sicherheitsgründen etwas unternehmen. Zunächst werden sie den Bären einfangen und an einem anderen Teil des Parks wieder aussetzen, fern von den Besuchern. Hilft das nicht, werden sie den "Problembären" einschläfern. Sehr junge Bären landen unter Umständen stattdessen in einem Zoo.

Zwei Männer beobachten einen Schwarzbär im Yellowstone-Nationalpark (Foto: DW/Brigitte Osterath).
Aus der Ferne beobachten, aber niemals füttern! Bären im Yellowstone-NationalparkBild: DW/B. Osterath

Der Yellowstone-Nationalpark nennt das Vorgehen "Bären aus der Wildpopulation entfernen". In den 1960er Jahren traf dieses Schicksal laut Park-Statistik im Durchschnitt 37 Bären pro Jahr. Heutzutage ist es ein Bär etwa alle zwei Jahre.

Yogi Bär - mit seiner penetranten Lust auf Picknickkörbe - wäre also schon längst eingeschläfert worden. Aber das wollte man den Kindern wohl nicht antun. Allerdings sollte Yogi Bär in einer Auskopplung der Serie in einen Zoo verfrachtet werden. Also doch recht nah an der Wirklichkeit, diese Zeichentrickserie.