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Ehrung für Alexandra Gräfin Lambsdorff

Mikhail Bushuev13. März 2013

Alexandra Gräfin Lambsdorff erhält den diesjährigen Friedrich Joseph Haass-Preis für deutsch-russische Verständigung. Das Verhältnis beider Länder bezeichnet sie im DW-Interview als " verbesserungsbedürftig".

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Alexandra Gräfin Lambsdorff (Foto: Deutsch-Russisches Forum)
Bild: Deutsch-Russischen Forums e.V

Deutsche Welle: Gräfin Lambsdorff, Sie erhalten den Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis des Deutsch-Russischen Forums. Was war das Wichtigste, was Sie in den vergangenen Jahren für die deutsch-russischen Beziehungen getan haben?

Alexandra Gräfin Lambsdorff: Ich weiß noch nicht, warum ich den Friedrich Haass-Preis bekomme. Aber ich vermute, weil ich vor ziemlich genau 20 Jahren das Deutsch-Russische Forum gegründet habe. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus hatte ich die Idee, eine Vereinigung zu gründen, in der sich Russen und Deutsche treffen konnten, damit sie sich besser kennen lernten. Damit wir uns besser austauschen konnten und damit in Russland das geschehen konnte, was wir selber nach dem Zusammenbruch einer Diktatur nach dem Zweiten Weltkrieg gelernt hatten: wie zivilgesellschaftliche Einrichtungen, Demokratie und Marktwirtschaft funktionieren. Wir waren ja keine Feinde mehr. Ganz neu war die Idee nicht, nach dem Zweiten Krieg gab es Einrichtungen, die Ähnliches für uns Deutsche machten.

Was war Ihre Motivation?

Es waren zwei Beweggründe: Erstens war und bin ich immer zutiefst interessiert an einer demokratischen Entwicklung der Menschen. Wann immer eine Diktatur zusammenbricht, freue ich mich und hoffe darauf, dass sich eine Demokratie entwickeln kann. Das Zweite ist: Ich bin ein typischer Ostsee-Bürger. Meine eigene Familie stammt aus Deutschland, aber hat sehr viele Beziehungen zu Anrainerstaaten an der Ostsee. Ich war verheiratet - ich bin jetzt verwitwet - mit einem Angehörigen einer baltischen Familie, einem Lambsdorff. Die Lambsdorffs waren als Balten jahrhundertelang russische Staatsbürger. Ich bin in Familien mit internationalen Beziehungen aufgewachsen, speziell nach Osteuropa.

Wie würden Sie die heutigen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland beschreiben?

Ich bin nicht mehr ein Fachmann. Dennoch kann ich sagen, die Beziehungen zwischen beiden Ländern und den Menschen in beiden Ländern sind deutlich verbesserungsbedürftig. Es findet in meinen Augen zu wenig Diskussion statt, zu wenig Gedankenaustausch.

Wie und wo sehen Sie Russland heute?

Ich bin voller Sorge. Die Gewaltenteilung stimmt nicht zwischen Exekutive, Judikative und Legislative. Ich sehe keine kraftvolle Opposition, keine unabhängigen Richter, keine unabhängigen Medien. Als Folge gibt es eine für Russland unwürdig hohe Korruption, eine fatale Kapitalflucht und eine gefährliche Elitenabwanderung. Ich wiederhole: Ich bin voller Sorge.

Alexandra Gräfin Lambsdorff war Initiatorin und Mitbegründerin des Deutsch-Russischen Forums e.V. im Jahr 1993. Das Deutsch-Russische Forum fördert als gesellschaftliche Initiative die deutsch-russischen Beziehungen. Einmal im Jahr ehrt das Deutsch-Russische Forum eine Persönlichkeit, die sich in besonderer Weise für die deutsch-russischen Beziehungen eingesetzt hat, mit dem Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis. Der Preis ist benannt nach einem deutschen Arzt, der Mitte des 19. Jahrhunderts in Russland wirkte.