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Toppt Twitter Facebook?

Johanna Schmeller (mit Rayna Breuer)13. September 2013

Weniger Umsatz, weniger Nutzer, aber höhere Bewertung als Facebook: Twitter gibt sich selbstbewusst. Milliardensummen soll der Börsengang einbringen. Doch meist steht den neuen Aktien erst eine Berg- und Talfahrt bevor.

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Twitter trifft auf Börse. Foto: Marius Becker/dpa
Twitter stößt Börsengang anBild: picture-alliance/dpa

"We've confidentially submitted an S-1 to the SEC for a planned IPO. This Tweet does not constitute an offer of any securities for sale." Mit diesen 140 Zeichen verkündete Twitter am Freitag (13.09.2013) den Gang an die Börse. SEC steht dabei für "Security and Exchange Commission", also für die Börsenaufsicht. "S-1" bezeichnet das Formular, das Unternehmen dort einreichen, um den Börsengang anzukündigen. Und "IPO", abgekürzt für "Initial Public Offering", heißt wiederum, dass ein Unternehmen erstmalig Aktien auf den Kapitalmarkt wirft.

Das von Jack Dorsey gegründete und von Dick Costolo geführte Unternehmen Twitter hat derzeit gut 200 Millionen aktive Nutzer. Der Wert wurde zuletzt auf 10 bis 15 Milliarden Dollar geschätzt. Beste Aussichten für einen Erfolg?

"Generell ist dieser Börsengang sehr gut, da hier erneut eine Technologiefirma zu einem wirklichen Unternehmen wird, das mit dem Geld weitere Investitionen tätigen kann", sagt Frank Horn von der digitalen Strategieberatung kpunktnull im DW-Interview. Doch erleben die Kurse von Internet-Firmen nicht selten kurz nach der Erstemission eine regelrechte Berg- und Talfahrt.

Holger Schmidt, Blogger und Journalist beim "Focus". Foto: privat
"Ich würde keine Twitter-Aktien kaufen", meint Blogger SchmidtBild: privat

LinkedIn - ein Sensationserfolg mit Sogwirkung

Vor zwei Jahren war das weltgrößte Karrierenetzwerk LinkedIn an die Börse gegangen. Noch vor dem Börsengang hatte LinkedIn seinen Ausgabepreis von 35 auf 45 Dollar erhöht, und trotzdem gingen die Aktien weg wie warme Semmeln. In nur wenigen Minuten nach der Erstemission verdoppelte sich ihr Wert. Der Kurs stieg zeitweise auf 122 Dollar - eine Erfolgsgeschichte, die andere Unternehmen gern wiederholt hätten.

Jedoch: "Bei emotionalen Börsengängen wie bei Internetgeschichten spielen viele ahnungslose Investoren mit", sagte Dirk Müller, Autor des Buches "Cashkurs", damals im Gespräch mit der DW. Und das ist kein Stabilitätsgarant für die Kurse.

Facebook - erst Flop, dann Stabilisierung

Als Facebook im Mai 2012 an die Börse ging, war anfangs eine Spanne von 28 bis 35 Dollar pro Aktie im Gespräch, die kurzfristig auf 38 Dollar erhöht wurde. Mit einem Volumen von 16 Milliarden Dollar vollzog das Unternehmen den größten Börsengang der Internetgeschichte. Dann machte sich Ernüchterung breit, und die Aktie fiel in den Keller.

Frank Horn, Strategieberater der Firma Kpunktnull. Fotograf: Peyman Azhar
Frank Horn, Strategieberater der Firma KpunktnullBild: Peyman Azhar

Inzwischen allerdings hat sie sich erholt. Am Donnerstag (12.09.2013) erreichte sie einen Höchststand von 45 Dollar - womit der Börsenwert von Facebook bei 109 Milliarden Dollar liegt, also sogar noch über dem Ursprungswert bei Emission (104 Milliarden Dollar). "Trotzdem geistert immernoch durch die Presse, das sei eine Katastrophe gewesen", so Strategieberater Horn. "Das muss man allerdings differenzieren: Am ersten Handelstag gab es technische Schwierigkeiten, das war eine Katastrophe für die Technologiebörse Nasdaq. Eine Katastrophe war es auch für die Anlieger, die zum Einstiegspreis gekauft und dann sofort weiterverkauft haben. Für Facebook war der Börsengang aus heutiger Sicht ein Gewinn."

Ein weiteres Beispiel ist Groupon: Die Schnäppchen-Webseite, die als Börsenstar gefeiert wurde, hat intensive Kursschwankungen hinter sich. Auch das Internet-Radio Pandora brachte zum Börsenstart 2,6 Milliarden Dollar auf die Waage. Am zweiten Tag fiel die Aktie deutlich unter den Ausgabepreis.

Twitter - erst testen, dann kaufen

Kann für Twitter überhaupt eine Prognose getroffen werden? "Twitter ist auf dem amerikanischen Markt sehr erfolgreich, was die Durchdringung von Unternehmen betrifft", glaubt Strategieberater Horn. Für Unternehmen sei Twitter ein "hervorragendes Tool, um in den Newsstream von Kunden zu kommen" - und damit macht der Nachrichtendienst Geld.

Kurs der Facebook-Aktie. Foto: Sven Hoppe/dpa
Erst Hype, dann Flop, dann top: die Facebook-AktieBild: picture-alliance/dpa

Zudem habe Twitter eine neue Form des Börsenganges gewählt: Die Daten müssen erst drei Wochen vorher publik gemacht werden. "Man kann also erst das Interesse der Anleger testen und sich gegebenenfalls auch noch gegen einen Börsengang entscheiden."

Ausgewählte Banken unter der Federführung von Goldman Sachs werden nun die Nachfrage von potenziellen Anlegern prüfen. Nach ersten Schätzungen soll der Preis der Twitter-Aktie bei etwa 28 Dollar liegen.