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Huber: "Du entscheidest, was aus dir wird"

Chiponda Chimbelu (rb)26. September 2013

Charles Huber ist einer von 35 Deutschen mit Migrationshintergrund, die in den Bundestag einziehen. So ganz stimmt das allerdings nicht, sagt der neu gewählte Abgeordnete im DW-Interview.

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Der Bundestagsabgeordnete Charles Huber (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

DW: Herr Huber, bezeichnen Sie sich selbst als "Afro-Deutschen"?

Charles Huber: Ich denke, es gibt da den Blick von außen und meine eigene Sicht. Ich selbst sehe mich als Individuum - nicht durch eine Farbe definiert. Aber auf der anderen Seite ist mir bewusst, dass ich von außen auch über meine Hautfarbe wahrgenommen werde.

In Deutschland wird häufig von "Menschen mit Migrationshintergrund" gesprochen. Was halten Sie von diesem Begriff?

Meiner Meinung nach ist es ein unnötiger Begriff, vor allem für junge Menschen, die hier geboren wurden. So genannt zu werden, nur weil man einen anderen ethnischen Hintergrund hat - ich denke, das ist nicht wirklich hilfreich für die Integration oder für die Identifikation mit dem Land, in dem man geboren wurde. Was meine individuelle Situation angeht: ich mag zwar eine andere Hautfarbe haben als die meisten Deutschen, aber ich habe keinen Migrationshintergrund. Soziologisch definiert bin ich kein Migrant. Aber natürlich wissen das die meisten Menschen nicht. Rein optisch bin ich vielleicht mehr Migrant als andere.

Die Zahl der Bundestagsabgeordneten mit einem Migrationshintergrund oder einem, wie sie sagen, anderen ethnischen Hintergrund, ist von 21 im Jahr 2009 auf 35 bei der jüngsten Wahl gestiegen. Was bedeutet das für die Vielfalt in Deutschland?

Ich denke, junge Menschen mit so genanntem "Migrationshintergrund" sind heute besser gebildet als früher. In den Bundestag zu kommen wäre nichts für die erste Generation von Migranten gewesen, weder in Deutschland noch in einem anderen Land. Es gibt Migranten oder Menschen mit Migrationshintergrund in der ganzen Welt. Und es ist sehr selten, sogar in Ländern mit einem höheren Anteil an Migranten, dass ein Parlamentsabgeordneter eine andere Hautfarbe oder eine andere ethnische Herkunft hat.

Aber im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder Norwegen hinkt Deutschland hinterher.

Dafür gibt es einen Grund. Frankreich und Großbritannien habe eine lange Geschichte von Migration, weil diese Länder durch den Kolonialismus eine stärkere Verbindung zu afrikanischen und asiatischen Ländern haben. Deutschland hatte keine so lange Kolonialgeschichte und viele Menschen kamen zum ersten Mal in den 1960er Jahren hierher. Und zwar meistens nicht für intellektuelle Jobs, sondern für den Bau oder Arbeit in kleinen Unternehmen. Ich denke, die zweite Generation musste sich ein höheres Bildungsniveau erarbeiten.

Also meinen Sie, dass es einen starken Zusammenhang mit der Bildung von Migranten hier in Deutschland gibt?

Wir haben ein hohes Niveau an Bildung unter Migranten in Deutschland. Aber es gab hochqualifizierte Intellektuelle in verschiedenen europäischen Ländern, die aus den ehemaligen Kolonien kamen und die zunächst nicht ins Parlament gekommen sind oder nicht einmal eine Position in der Wissenschaft ergattern konnten. Ich denke, wir sollten nicht Deutschland die Schuld geben. Es steht in deiner eigenen Verantwortung zu sein, was du sein willst. Dies ist meine persönliche Meinung. Ich kann mich irren (lacht), aber das ist der Grund, warum ich Abgeordneter geworden bin. Niemand hat mich hierhin getragen.

Sie meinen also, dass die Zahl von Parlamentariern mit Migrationshintergrund aus deren eigener Initiative ansteigen muss?

Bei allem, was man macht, muss man selbst die Initiative ergreifen. Und das ist auch keine Frage der Hautfarbe. Dein Erfolg sollte nicht auf einer Initiative der Regierung basieren. Du entscheidest, was Du wirst. Es gibt IT-Experten und Buchhalter aus Indien. Es gibt Menschen in gehobenen Positionen bei BMW, Mercedes und so weiter, die aus Afrika, Russland, ja der ganzen Welt stammen. Ich sehe nur, dass sie hochqualifiziert sind. Das war's. Ich denke, jeder hat hier eine Chance, das sieht man in Bezug auf meine eigene Karriere.

Charles Muhamed Huber ist Sohn eines senegalesischen Diplomaten und einer Deutschen und wurde in München geboren. Der Schauspieler, der vor allem für seine Rolle in der Krimiserie "Der Alte" bekannt ist, wurde bei den Bundestagswahlen am 22.09.2013 als Mitglied der konservativen CDU von Kanzlerin Angela Merkel in den Deutschen Bundestag gewählt.