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Merkel in Athen

Jannis Papadimitriou11. April 2014

Die Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Athen wertet die griechische Regierung als "Zeichen der Unterstützung". Experten warnen aber, dass die Krise immer noch nicht überwunden ist.

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Angela Merkel in Athen (Foto: REUTERS/Yorgos Karahalis )
Bild: Reuters

Bereits im November 2013 hatte die Kanzlerin nach einem Treffen mit dem griechischen Regierungschef Antonis Samaras in Berlin die griechischen Reformfortschritte gelobt und insbesondere die Tatsache gewürdigt, dass Athen einen sogenannten "Primärüberschuss" im Haushalt erwirtschaften konnte. Im Klartext: Erstmals seit elf Jahren nimmt der griechische Staat mehr ein, als er ausgibt - wenn man die Zinslast für Altschulden nicht berücksichtigt.

Der Besuch von Angela Merkel (11.04.2014) ist nach Auffassung des griechischen Außenministers und Vizeregierungschefs Evangelos Venizelos nun der endgültige Beweis dafür, dass sein Land "eine neue Seite aufschlägt". Nach der Rückkehr Griechenlands an die Finanzmärkte wolle die Bundeskanzlerin ein Zeichen der Unterstützung setzen, erklärte Venizelos am Rande des EU-Außenministertreffens am Samstag (05.04.2014) in Athen.

Jorgos Tzogopoulos vom Athener Think Tank ELIAMEP ist da weniger enthusiastisch: "Die Märkte mögen die Unterstützung Berlins in der Tat als Bürgschaft betrachten, zumal viele der zugesagten Reformen in Griechenland bereits umgesetzt worden sind. Doch politische Symbolik allein ist nicht ausreichend", warnt Tzogopoulos im Gespräch mit der DW. Besonders wichtig sei es nun, dass sich Griechenland weiterhin an die Vereinbarungen hält und dadurch das nachhaltige Vertrauen der Märkte zurückgewinnt, sagt er.

Jorgos Tzogopoulos vom Think Tank ELIAMEP in Athen (Foto: DW/Papadimitriou)
"Symbolik alleine ist nicht genug", meint Jorgos TzogopoulosBild: DW/J. Papadimitriou

Erfolgreiche Rückkehr an die Finanzmärkte

Seit Wochen war in Athen darüber spekuliert worden, ob Griechenland schon im ersten Halbjahr 2014 die Rückkehr an die Finanzmärkte wagen sollte. Am Mittwoch (09.04.2014) hatte dann das griechische Finanzministerium mitgeteilt, mehrere internationale Banken mit der Ausgabe einer fünfjährigen Staatsanleihe beauftragt zu haben. Die Papiere konnten schließlich am Donnerstagerfolgreich am Markt platziert werden. Rund drei Milliarden Euro sammelte Griechenland ein, die Laufzeit beträgt fünf Jahre. Die Zinsen liegen bei 4,75 Prozent, verglichen mit mehr als sechs Prozent bei der letzten vergleichbaren Anleihe vor vier Jahren.

Die Großwetterlage an den internationalen Finanzmärkten sei derzeit günstig für Athen, erklärt der Wirtschaftsanalyst und Leiter des Wirtschaftsportals "Capital.gr" Thanassis Mavridis. "Internationale Anleger verlassen derzeit die Schwellenländer und suchen nach sicheren Kapitalanlagen in Europa. Daraus könnten sich gute Chancen für Griechenland ergeben", betont Mavridis.

Der Wirtschaftsanalyst gibt aber auch zu bedenken, dass viele Anleger eher kurzfristige Interessen verfolgen und nicht unbedingt an ein Ende der Griechenland-Krise glauben. "Man darf nicht vergessen, dass selbst im Jahr 2009 die Nachfrage nach griechischen Staatspapieren stark war, obwohl die Krise gerade vor der Tür stand", sagt Mavridis im Gespräch mit der DW. Und er fügt hinzu: "Nach dieser Logik signalisiert die Rückkehr an die Finanzmärkte auch nicht zwangsläufig das Ende der Schuldenkrise". Aber sie biete durchaus Chancen. Sollte Griechenland mit auf der Welle reiten können, dann würde immerhin frisches Geld in die Realwirtschaft gepumpt, glaubt der Athener Wirtschaftsexperte.

Proteste gegen Merkel in Athen (Foto: EPA/ORESTIS PANAGIOTOU)
In der Verganhenheit war Merkel in Athen nicht immer wilkommenBild: picture-alliance/dpa

Ermunterung für Reformen aus Deutschland

Deutsche Politiker haben in den vergangenen Monaten das griechische Reformprogramm besonders intensiv begleitet. Zur Erinnerung: Am Tag vor Heiligabend war der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth, auf Blitzbesuch in Griechenland, nur zwei Wochen später kam Außenminister Frank-Walter Steinmeier zu Beratungen nach Athen. Nach einem medial viel beachteten Staatsbesuch von Bundespräsident Joachim Gauck Anfang März kommt nun auch Angela Merkel nach Hellas - zum zweiten Mal innerhalb von nur achtzehn Monaten.

Dass sich die Besuche aus Deutschland häufen, sei kein Zufall, meint Jorgos Tzogopoulos. "Die politische Haltung Deutschlands gegenüber Griechenland erscheint besonders freundlich, nachdem in Berlin die endgültige Entscheidung fiel, das Land in der Euro-Zone zu halten", erklärt der Politikwissenschaftler. Nach seiner Auffassung habe die Trendwende bereits im August 2012 begonnen. Nun setze die deutsche Politik auf Kontinuität und wolle den Griechen aktiv dabei helfen, ihre eigenen Sparziele zu erreichen.

Thanassis Mavridis, Wirtschaftsanalyst aus Athen (Foto: DW/Papadimitriou)
"Griechenland braucht frisches Geld", sagt Thanassis MavridisBild: DW

So manche Hilfsmaßnahmen kommen allerdings nur schleppend voran: Bereits im Sommer 2013 unterzeichnete Finanzminister Wolfgang Schäuble in Athen einen Vorvertrag über die Gründung eines griechischen Investitionsfonds nach Art der KfW-Förderbank mit einem Kreditvolumen von insgesamt 500 Millionen Euro. Doch seitdem ist nicht viel passiert angesichts der Finanzierungsschwierigkeiten auf griechischer Seite. Nach Informationen der Athener Wochenzeitung "To Vima" will die Kanzlerin nun das Projekt wieder in Angriff nehmen - unter Beteiligung der KfW, der griechischen Onassis-Stiftung, sowie der Europäischen Investitionsbank.