1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Strenge Schutzzonen tun dem Great Barrier Reef gut!

Hannah Fuchs / dpa26. März 2015

Die Ausweitung der Schutzzonen im Great Barrier Reef scheinen sich bezahlt zu machen. Der Fischbestand hier erholt sich ganz prächtig, so eine neue Studie. Und trotzdem: Das reicht nicht aus, um das Riff zu retten.

https://p.dw.com/p/1Exl3
Great Barrier Reef Luftaufnahme (Foto: Imago).
Bild: imago/blickwinkel

Das Great Barrier Reef vor der Nordostküste Australiens ist mit 347.800 Quadratkilometern das größte Korallenriff der Erde. Zum Vergleich: Das entspricht rund 48 Millionen Fußballfeldern! 1981 wurde das artenreiche Riff von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.

Trotz der enormen Größe heißt es aber lange nicht, dass es auch unverwundbar ist; vielmehr ist es ein besonders empfindliches Ökosystem. Besonders der Mensch setzt dem Riff stark zu - durch Umweltverschmutzung etwa, und dem daraus resultierenden Klimawandel.

Einer Studie nach hat das Great Barrier Reef in den vergangenen drei Jahrzehnten die Hälfte seiner Korallen verloren: Durch Sturmschäden, durch Dornenkronen - korallenfressende Seesterne - und durch die Korallenbleiche, die auf die Erwärmung des Wassers zurückzuführen ist. Wissenschaftler fürchten, dass das Riff 2100 kaum noch dem Paradies von heute gleichen wird.

Um das Riff so gut es geht zu bewahren, wurde ein Drittel unter besonders strengen Schutz gestellt. "No-Take Marine Reserves" (NTMR) heißen diese Bereiche. Hier sind weder Fischerei noch das Sammeln von Korallen oder Bohrungen erlaubt. 2004 wurden diese Zonen ausgeweitet, die bis dato weniger als fünf Prozent ausmachten.

Achtung: Gute Neuigkeiten!

Karte des Great Barrier Reefs (Grafik: DW).

Und was das angeht, gibt es nun auch endlich gute Neuigkeiten aus Australien: Denn nach rund zehn Jahren haben sich die Fischbestände dank der ausgeweiteten Schutzzonen deutlich verbessert. Das berichten Wissenschaftler von dem Australischen Institut für Meereswissenschaften (AIMS) im Fachblatt "Current Biolgy".

Zum einen seien die Fischbestände größer geworden, und auch nach den schweren Zyklon "Hamish", der die Küste 2009 heimgesucht hat, habe sich das Riff schneller wieder erholt als ohne die Schutzzonen zu erwarten gewesen wäre.

Der AIMS-Biologe Michael Emslie erklärt, dass die schiere Größe des Naturparks Great Barrier Reef dazu geführt habe, dass es genug Areale gab, die vom Zyklon nicht betroffen waren. "Diese Gebiete konnten als Brutstätten für Fische und Korallen dienen und halfen so den geschädigten Gebieten, sich zu erholen."

Ein Juwelen-Zackenbarsch (Foto: dpa).
Diese rot-orangenen Juwelen-Zackenbarsche waren bei der aktuellen Untersuchung das Maß der DingeBild: picture-alliance/dpa/M. Park

Für ihre Untersuchung analysierten die Wissenschaftler des AIMS und der James Cook University Daten aus zwei Langzeitstudien (1983 bis 2012 und 2004 bis 2012). Dabei hatten sie insbesondere die Zahl und Größe von Zackenbarschen im Fokus, die im Riff leben - und der wichtigste Fang für die örtlichen Fischer sind. Das Ergebnis: Von den "geschützten" Barschen gab es nicht nur mehr, sie waren auch größer als die Tiere im übrigen Riff. Dort blieben die Bestände unverändert.

Schutzgebiete retten das Riff nicht

Aber ob NTMR's reichen, um das Great Barrier Reef zu schützen? David Williamson von der James Cook University glaubt nicht daran. "Umweltverschmutzung, Sedimenteneintrag, Küstenbebauung und die zunehmenden Folgen des Klimawandels wirken sowohl regional als auch global", sagt er. Es wären aber auch noch weitere Maßnahmen wichtig, die Bedrohung vom Festland und die Folgen des Klimawandels einzudämmen. Denn gerade zu schweren Stürmen kann es nach Experten in Zukunft häufiger kommen - die die Lebewesen in den Schutzzonen ebenso wenig wie die im übrigen Riff verschonen. Thilo Maack, Meeresbiologe bei Greenpeace, glaubt an die natürliche Widerstandsfähigkeit des Riffs, wenn menschliche Eingriffe auf ein Minimum begrenzt werden: "Um die Widerstandskraft des Great Barrier Reefs zu erhöhen, ist einfach nur ein gesundes Ökosystem notwendig - ohne Dauerstress. Solange die natürliche Balance nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wird, können auch Stürme dem Riff nichts anhaben."

Offiziell ein gefährdetes Naturerbe?

Auch die UNESCO ist über die Entwicklung des Great Barrier Reefs besorgt. So gab es zwischenzeitlich zum Beispiel den Plan, gigantische Häfen nahe des Riffes zu bauen. Große Mengen an Baggergut wäre so in das Riff geleitet worden. Dies will die australische Regierung nun wohl aber doch verbieten, wie kürzlich von Umweltminister Greg Hunt bekanntgegeben wurde. Umweltorganisationen wie Greenpeace zweifeln allerdings, ob die Australische Regierung tatsächlich von den Hafen-Plänen ablässt und eine dauerhafte Kursänderung durchführt.

Great Barrier Reef in Gefahr

Die UN-Kulturorganisation hat die Regierung in Canberra dazu aufgefordert, ein neues Konzept mit besseren Schutzmaßnahmen für das Riff vorzulegen. Sonst könnte das Great Barrier Reef demnächst auf die Rote Liste gesetzt werden. Damit würde es als bedrohtes Weltnaturerbe gelten. Fatal für Australien und seine Tourismusbranche! "Der Regierung würde das ganz und gar nicht gefallen", sagt Thilo Maack der Deutschen Welle. "Ich halte es aber für einen sehr wichtigen Schritt!" Die Entscheidung darüber soll im Juni fallen.