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Hoeneß auf Kaution draußen

24. April 2013

Die Steueraffäre von FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß wird immer explosiver. Nach Medienberichten besteht ein Haftbefehl gegen den 61-Jährigen, der nach Zahlung einer Millionenkaution außer Vollzug gesetzt wurde.

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Bayern-Präsident Hoeneß (mit rot-weißem Schal) beim Champions-League-Spiel gegen Barcelona (Foto.Reuters)
Bild: Reuters

Hoeneß sei am 20. März vorläufig festgenommen worden, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Gegen Zahlung von fünf Millionen Euro sei der Haftbefehl kurz darauf aber wieder außer Vollzug gesetzt worden. Die Justiz soll ursprünglich sieben Millionen Euro an Kaution gefordert haben, damit der Präsident des Deutschen Fußball-Rekordmeisters auf freiem Fuß bleiben kann. Die Existenz eines Haftbefehls gegen Hoeneß wurde der Deutschen Presseagentur nach ihren Angaben bestätigt.

Nach einer Selbstanzeige von Hoeneß im Januar wegen eines geheimen Kontos in der Schweiz hatte die Münchner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Fußball-Funktionär und Besitzer einer Wurstfabrik wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung aufgenommen. Der Haftbefehl trotz der Selbstanzeige sei ein ernster Hinweis, dass diese möglicherweise nicht strafbefreiend sein könne, heißt es in der "Süddeutschen Zeitung" weiter. Dies ist nur der Fall, wenn die Selbstanzeige rechtzeitig und vollkommen umfassend erfolgt.

Der (tiefe) Fall des Uli Hoeneß

Nach weiteren Recherchen des Münchner Blattes erhielt Hoeneß im Jahr 2000 vom damaligen Chef des Sportartikel-Produzenten Adidas, Robert Louis-Dreyfus, insgesamt 20 Millionen Mark (10,2 Millionen Euro) auf ein Konto in der Schweiz. Fünf Millionen Mark seien von Louis-Dreyfus direkt überwiesen worden, fünfzehn Millionen seien eine Bürgschaft für einen Kredit gewesen. Mit dem Geld habe der damalige Bayern-Manager mit Erfolg an der Börse spekuliert. Für die Gewinne soll Hoeneß die Kapitalertragssteuer hinterzogen haben.

Erstmals seit Bekanntwerden der Affäre trat Hoeneß anlässlich des Champions-League-Spiels seiner Bayern gegen Barcelona im Münchner Stadion in einer größeren Öffentlichkeit auf. Der Vereins-Präsident wirkte äußerlich unbeeindruckt und bejubelte die Tore seines Clubs ( Artikelbild). In der Zeitung "Sport Bild" hatte sich Hoeneß zuvor erstmals zu der Steueraffäre geäußert: "Ich habe erkannt, dass ich einen schweren Fehler gemacht habe, den ich versuche, mit der Selbstanzeige zumindest halbwegs wiedergutzumachen. ... Ich will reinen Tisch machen. Das Gesetz bietet ja diese Möglichkeit." An einen Rücktritt als Bayern-Präsident denke er nicht, sagte Hoeneß.

Rücktrittsforderungen an Hoeneß gibt es bislang nur aus der Politik. Groß-Unternehmen wie Audi, die Telekom oder Adidas, alle Partner des FC Bayern und zugleich strengen Compliance-Regeln für ihr Geschäftsgebaren unterworfen, verzichten ebenso auf öffentlichen Druck auf Hoeneß wie die Spitzenfunktionäre von DFB und Bundesliga.

Vergleich mit Christian Wullf

Nach dem 4:0-Sieg der Münchner gegen Barcelona bekundeten Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Trainer Jupp Heynckes Solidarität mit Hoeneß. Im TV-Sender Sky erklärte Rummenigge: "Uli Hoeneß ist mein Freund, das ist sehr wichtig. Uli Hoeneß ist für den FC Bayern wahnsinnig wichtig, ich kann mir den FC Bayern ohne Wenn und Aber nur mit Uli Hoeneß vorstellen." Heynckes kritisierte das öffentliche Echo auf die Steueraffäre: "Ich denke, dass alles, was auf ihn (Hoeneß) niederprasselt, aus meiner Sicht zu exzessiv ist. ... Wir haben es beim Ex-Bundespräsidenten (Christian Wulff) erlebt, der extrem in den Medien niedergemacht wurde."

wl/qu (dpa, afp, rtr)