1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hilfe für den Urmia-See im Iran

Taher Shirmohammadi18. Februar 2014

Mit deutscher Hilfe soll verhindert werden, dass aus dem Urmia-See nordwestlich von Teheran eine lebensfeindliche und gesundheitsschädliche Salzwüste wird. Präsident Rohani persönlich hat sich des Themas angenommen.

https://p.dw.com/p/1BAm9
Boot im Salz des Urmiasees (Foto: ISNA)
Bild: ISNA

Der Urmia-See, ein Salzsee im äußersten Nordwesten des Irans, ist in Gefahr, vollständig auszutrocknen. Für die Bevölkerung in der Region wächst damit die Gefahr von gesundheitsschädlichen Salzstürmen. Außerdem bedroht die zunehmende Versalzung das Biosphärenreservat, zu welchem die UNESCO das Seegebiet 1976 deklariert hatte.

Die neue iranische Regierung unter Präsident Rohani will jetzt handeln. Mit Hilfe deutscher Wissenschaftler und Experten soll der See beziehungsweise das, was von ihm übrig geblieben ist, gerettet werden. Der Urmiasee ist mit der zehnfachen Fläche des Bodensees der größte Binnensee des Nahen- und Mittleren Ostens und nach dem Toten Meer der zweitgrößte Salzsee der Erde.

"Der Bau von Staudämmen und illegalen Brunnen führt zum Austrocknen des Sees", erklärt der Kölner Geologe und Umweltexperte Bijan Kushan. Er arbeitet mit Fachkollegen aus dem Iran zusammen und unterstützt den Rettungsplan von Präsident Rohani. Dieser hatte Anfang Januar eine Arbeitsgruppe für die Rettung des Sees einberufen und entsprechende Finanzmittel zugesagt.

Deutsch-iranische Initiative

Bereits im Juni 2012 wurde die "Initiativ Group Urmia Lake" (IGUL) unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universitäten Bonn und Marburg in Bonn gegründet. Die Gruppe präsentierte im Juli 2013 eine Zehn-Punkte-Strategie zur Rettung des Sees und seines Ökosystem. Unter anderem wurde empfohlen, die von Staudämmen regulierte Wassermenge, die in den See fließt, um 20 bis 25 Prozent zu erhöhen. Außerdem müsste die Zahl der geschätzten 18.000 legalen und illegalen Brunnen im Einzugsgebiet des Sees stark reduziert werden. Professor Ahad Rahmanzadeh, Sprecher der IGUL, sagte gegenüber der DW, dass die Vorschläge der Gruppe von der iranischen Umweltbehörde befürwortet, aber bislang nicht umgesetzt worden seien.

Urmiasee mit Begkulisse (Foto: FARS)
Noch gibt es Wasser und Leben im Urmia-See, aber mit abnehmender TendenzBild: FARS

Die erste internationale Konferenz zu Rettungsmaßnahmen für den Urmiasee fand am 23. November 2013 an der Freien Universität in Berlin statt. Eine Folgeveranstaltung hat am Montag (17.02.2014) in Urmia begonnen. "Ziel ist es, einen langfristigen Rettungsplan auf die Beine zu stellen", sagte der wissenschaftlicher Konferenzdirektor Naser Agh der Deutschen Welle. Der Urmiasee habe bereits etwa 85 Prozent seiner Wasserfläche eingebüßt. "Wir benötigen Spezialisten für das Management der Flussgewässer, deshalb haben wir auch amerikanische Spezialisten eingeladen, die Erfahrungen mit dem Ökosystem des Großen Salzsees haben."

Mehr Zusammenarbeit mit deutschen Universitäten gewünscht

Lutz Mez vom "Berlin Centre for Caspian Region Studies (BC CARE)" der Freien Universität Berlin ist einer der Teilnehmer an der Konferenz zur Rettung des Urmia-Sees. Im Iran werde die Erfahrung deutscher Wissenschaftler auf diesem Gebiet besonders hoch eingeschätzt: "Integriertes Wasser- und Wasserzufluss-Management sind bei uns an den Universitäten fest verankert. Wir bauen im Rahmen der 'Berliner Initiative für Zentralasien' ein regionales Wassermanagement auf. Derzeit sind unsere Geowissenschaftler an der Universität in Bischkek beim Aufbau eines solchen Studiengangs beteiligt", berichtet Mez.

Infografik Urmiasee
Wasserverlust des Sees im Zeitvergleich (1995, 2002, 2010 von rechts nach links)Bild: ISNA

Nosrat Heidari, einer der Organisatoren der Urmia-Konferenz, wünscht sich eine solche Zusammenarbeit auch mit dem Iran: "Die Deutschen haben Erfahrungen mit dem Aralsee, und iranische Wissenschaftler könnten sich in Deutschland ausbilden lassen." Heidari hofft außerdem, dass es zwischen der Universität in Urmia und den Berliner oder Bonner Universitäten zu einem wissenschaftlicher Austausch auf diesem Gebiet kommt.