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Hilfe bei der Heimkehr

15. Dezember 2011

Rund 200.000 Einwanderer haben in den letzten zehn Jahren Deutschland verlassen, um in ihre Herkunftsländer zurückzukehren. Spezielle Programme unterstützen die Rückkehrer – auch mit Geld.

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Ein Flugzeug startet auf dem Frankfurter Flughafen. (Foto: Arco Images /picture-alliance)
Nicht immer kehren Auswanderer ganz freiwillig zurückBild: picture-alliance/Arco Images G

Derya hat das Abwarten satt. Seit zwei Jahren hofft die gebürtige Syrerin auf eine Aufenthaltserlaubnis. In Deutschland hatte Derya einen Asylantrag gestellt. Die Bearbeitung bei den Behörden dauert noch an. Kein Einzelfall. Gut zehn Prozent aller Asylanträge sind nach sechs Jahren immer noch nicht entschieden.

Während des Wartens war die 27-Jährige zum Nichtstun verdammt, denn sie bekam auch keine Arbeitserlaubnis. Schließlich verlor Derya die Hoffnung. "In all der Zeit war es nicht möglich, am Leben in Deutschland wirklich teilzunehmen", erklärt sie. Bevor ihr womöglich noch die Abschiebung droht, will sie lieber "freiwillig" zurück nach Syrien gehen.

Emotionaler Druck und Unsicherheit

Zimmer in einem Flüchtlingsheim (Foto: dpa)
Zimmer in einem FlüchtlingsheimBild: picture-alliance/dpa

Natürlich macht Derya die Zukunft Angst. Wird sie nach ihrer Rückkehr überhaupt sicher sein? Wird sie wieder eine Arbeit finden? Das sind Fragen, die sich auch Maksut stellt. Er kam als Flüchtling aus dem Kosovo und könnte dauerhaft in Deutschland leben. Ihn plagt aber starkes Heimweh. Zudem ist sein Vater in Serbien schwer erkrankt. Auch Maksut will zurück.

Derya und Maksut haben mit ihren Sorgen und Ängsten eine der zahlreichen Rückkehrberatungstellen aufgesucht, um ihre Entscheidung nicht leichtfertig zu treffen. Die zweitälteste Beratungsstelle in Deutschland ist die des Kölner Flüchtlingsrates, der 1984 gegründet wurde. Hier arbeitet Claus-Ulrich Prölß. "Wir sind hauptsächlich mit sehr viel Recherche beschäftigt, um die Ratsuchenden umfassend und zuverlässig beraten zu können", erklärt Prölß.

Schwierige Anfangszeit

Mit seinem Team möchte er vor allem vermeiden, dass den Rückkehrern Repressalien drohen oder eine berufliche Zukunft im Herkunftsland ausgeschlossen ist. Generell ist die Anfangszeit nach der Rückkehr schwer. Es gilt, sich vor Ort wieder zurecht zu finden. Hier helfen die richtigen Ansprechpartner, die der Kölner Flüchtlingsrat recherchiert. Dafür hat man sich international gut vernetzt. Die Kölner gelten ansonsten als Spezialisten für eine gute Rechtsberatung.

Regierungsanhänger vor der EU-Vertretung in Damaskus (Foto: dpa)
Die Situation in den Heimatländern - hier eine Demonstration von Regierungsanhängern in Syrien - verunsichert viele RückkehrerBild: picture alliance/dpa

Ganz praktische Hilfe bietet die Organisation "Heimatgarten" des Sozialverbands Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Frankfurt. Mal sind Ausreisepapiere zu beschaffen, mal Behördengänge zu erledigen, doch vor allem geht es darum, Geld für den Start in der alten Heimat aufzutreiben. Heimatgarten kennt staatliche Geldgeber und kümmert sich darum.

"Die Menschen wollen arbeiten und sich in Deutschland etwas aufbauen", sagt Gabi Doliwa, die das Projekt Heimgarten seit sechs Jahren betreut. Zum Teil kämen Einwanderer aber mit falschen Vorstellungen nach Deutschland, sodass sehr rasch Enttäuschung über die wahren Verhältnisse entstehe. Durch die Hilfe von Gabi Doliwa und ihrem Team erhalten jährlich zwischen 200 und 300 Menschen Hilfe für die Rückkehr.

Infografik Zu- und Abwanderung in Europa

Die Beratung für Rückkehrer wurde ab 2005 mit dem neuen Zuwanderungsgesetz ausgebaut. Neben der IOM, der Internationalen Organisation für Migration, helfen zahlreiche weitere Organisationen und Vereine. Sie alle betonen ihre Unabhängigkeit. "Mir ist kein Versuch bekannt, uns vorzuschreiben, eine bestimmte Anzahl von Rückkehrwilligen zu produzieren oder eine Rückkehr zu beschleunigen", versichert Claus-Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat. Tatsächlich werden viele öffentliche deutsche Fördergelder und die Mittel aus dem europäischen Flüchtlingsfonds unabhängig von konkreten Rückkehrerzahlen an die Beratungsstellen vergeben.

Autor: Wolfgang Dick

Redaktion: Dеnnis Stutе