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Schlacht um Wallfahrtsort

7. September 2013

Die Dschihadisten der Al-Nusra-Front hatten Teile der christlichen Enklave Maalula zeitweise besetzt. Nun droht die bei Pilgern und Touristen beliebte syrische Kleinstadt in Schutt und Asche gelegt zu werden.

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Christliche Enklave Maalula nahe Damaskus, Ortsansicht mit Kloster vor Bergwand (foto: picture alliance/akg/hedda)
Bild: picture-alliance/akg-images/Hedda Eid

Die Kämpfe um den christlichen Wallfahrtsort Maalula in den Bergen nördlich der syrischen Hauptstadt Damaskus haben einen neuen Höhepunkt erreicht. Regierungstruppen und mit ihnen verbündete Milizen liegen an mehreren Stellen in und am Rande der Christen-Enklave unter schwerem Beschuss, berichtet die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Armee habe zuvor ein Hotel auf einem nahegelegenen Hügel angegriffen, in dem sich die Rebellen verschanzt hatten. Dschihadistische Kämpfer der Al-Nusra-Front hatten nach einem Selbstmordanschlag am Mittwoch den Ort fast völlig unter ihre Kontrolle gebracht, sich dann aber zurückgezogen.

Appell des Papstes: Friedenstag

Eine maronitische Kirche und eine islamische Moschee, aufgenommen in der syrischen Stadt Maalula (Archivfoto: dpa)
Islamische Moschee und maronitische Kirche in MaalulaBild: picture-alliance/dpa

Maalula ist für seine Kirchen und Höhlenklöster aus den ersten Jahrhunderten des Christentums berühmt. Die überwiegend griechisch-katholischen Christen sprechen noch Aramäisch, die Sprache Jesu. Der Ort ist einer der wichtigsten christlichen Pilgerorte Syriens und war vor dem Bürgerkrieg auch ein beliebtes Touristenziel.

Papst Franziskus hat die Christen sowie die Anhänger anderer Glaubensrichtungen für diesen Samstag zu einem Tag des Fastens für Frieden in Syrien aufgerufen. Franziskus lehnt jede militärische Lösung ab, einschließlich einer ausländischen Intervention, wie sie derzeit von den USA und Frankreich geplant wird.

Was käme nach einem Sturz Assads?

Der Aufruf des Papstes fand bei den Christen im Nahen Osten großen Widerhall. Sie fürchten eine weitere Ausweitung des Krieges auf die Nachbarländer. Im Fall eines Sturzes des Machthabers Baschar al-Assad befürchten sie ein weiteres Erstarken der radikalen Islamisten, die bereits jetzt im Irak und in Ägypten immer wieder Angriffe auf Kirchen und andere christliche Einrichtungen verüben.

Ein Vertreter des Washingtoner Außenministeriums versicherte jetzt, die USA wollten durch den geplanten Militärschlag wegen des Giftgaseinsatzes die Machtbalance in Syrien nicht grundlegend verändern. Man erwarte danach einen längeren "Abnutzungskrieg" und "keine Entscheidung am Boden" zwischen Assad-Regime und Rebellen, zitierte ihn die "New York Times" nach den Gesprächen von US-Außenminister John Kerry in Litauen.

Die guten und die bösen Rebellen

Kerry hatte im US-Senat immer wieder beteuert, ein Militärschlag werde nicht dazu führen, dass Al-Kaida-nahe Milizen und Dschihadisten in Syrien die Oberhand gewinnen würden. Höchstens ein Viertel der 70.000 bis 100.000 bewaffneten Assad-Gegner seien Extremisten. Er lobte vor allem die Nationale Syrische Koalition (SNC) als zunehmend gemäßigt, gut organisiert und weniger religiös orientiert. Bei Demokraten und Republikanern, bei Experten und Menschenrechtsgruppen bestehen jedoch nachhaltige Zweifel, ob diese "Exilregierung" wesentlichen Einfluss an den Fronten Syriens hat.

Beklagt wird die zunehmende Einwanderung terrorbereiter Extremisten, auch aus den USA und Europa, oft über die türkische Grenze. Die Radikalislamisten sollen vor allem im Norden Syriens ganze Ortschaften beherrschen, dort die Einheimischen schikanieren und ihnen die Scharia aufzwingen.

SC/rb (afp, dpa, NYT, ARD)