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Haustiere: Das Milliarden-Geschäft

Christoph Ricking18. Dezember 2012

Die Deutschen lieben ihre Haustiere und lassen sich das auch was kosten. Premiumprodukte fürs Tier liegen besonders im Trend. Selbst die Krise kann dem robusten Markt für Heimtierbedarf nichts anhaben.

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Welpe frisst
Bild: Kzenon/Fotolia

Futter aus Straußenfleisch, Pudding für Katzen oder Zahnpflegeknochen für Hunde. Beim Tierfutter gibt es nichts, was es nicht gibt: Spezialfutter für alte Hunde oder für Katzen mit Allergien, vieles inzwischen sogar in Bio-Qualität. Die extravaganten Produkte haben ihren Preis. Eine 110 Gramm-Tube Leberwurst mit Trüffel für den Hund – laut Etikett eine "Delikatesse für anspruchsvolle Genießer" - kostet zum Beispiel knapp drei Euro. Macht einen Kilopreis von mehr als 25 Euro.

Den Hund interessiert es vermutlich wenig, ob nun Trüffel in der Leberwurst ist oder nicht. So manches Herrchen und Frauchen greift für den geliebten Vierbeiner trotzdem gerne tief in die Tasche. Im Jahr 2011 wurden laut Branchenverband in Deutschland knapp 4 Milliarden Euro für Heimtierbedarf umgesetzt. Zwar wächst der Markt langsam, aber stetig, 2011 um rund ein Prozent. Besonders groß ist die Nachfrage nach Premiumprodukten für das Haustier.

Das Haustier ist Familienmitglied

Über 12 Millionen Katzen und knapp 7,5 Millionen Hunde gibt es allein in Deutschland. Hinzu kommen mehrere Millionen Nager, Reptilien und andere Haustiere. Sie sind es, die Torsten Toeller reich gemacht haben. Er ist der Chef der Fachmarkt-Kette Fressnapf. 1990 eröffnete er seinen ersten Markt. Heute betreibt Toeller gemeinsam mit seinen Franchise-Partnern rund 1200 Fressnapf-Märkte in ganz Europa. Die Wertschätzung des Tieres sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen, erklärt Toeller den Premiumtrend. "Tiere sind heute Familienmitglied und das bedeutet auch, dass die Menschen die beste Qualität für das Tier haben wollen in der Ernährung, aber auch im Zubehörbereich", so Toeller im DW-Gespräch.

Veganes Tierfutter in einem veganen Supermarkt in Dortmund, Foto: Sola Hülsewig
Wie der Mensch, so das Tier? Ein veganer Supermarkt in Dortmund bietet veganes Hunde- und Katzenfutter anBild: Sola Hülsewig

Als Toeller vor über 20 Jahren anfing, machte der Verkauf von Premiumprodukten nur zwei bis vier Prozent des Umsatzes von Fressnapf aus. Heute sind es über 35 Prozent.

Trend zu Premiumprodukten

Auf den Premiumtrend setzt auch das Start-Up-Unternehmen Wunschfutter. Im Internet können die Kunden das passende Futter für ihren Hund selbst mixen. Es gibt Lamm, Rind und Fisch und verschiedene Gemüsesorten. Ein Online-Ratgeber erklärt, welches Futter zu welchem Hund passt. In einer Lagerhalle in einem Gewerbegebiet in Dortmund wird das Futter zusammengemischt, mit Ölen, Fetten und Vitaminen vermengt und abgepackt.

Die Kunden können auch noch ein Foto ihres Hundes hochladen, das später die Packung des individuellen Wunschfutters ziert. Der Name des Vierbeiners steht natürlich auch drauf. Mehr als die Hälfte des Wunschfutters besteht aus Fleisch - auf Füllstoffe, Tiermehle und Getreide verzichtet das Unternehmen komplett. "Die Rohstoffe sind sehr hochwertig", sagt Tobias Heitmann, der Wunschfutter von zwei Jahren gegründet hat. "Von dem Futter wird jede Charge von zwei Laboren noch mal unabhängig kontrolliert. Da ist höchste Qualität gewährleistet." Und die hat ihren Preis. Über vier Euro pro Kilo müssen die Kunden für ihr Wunschfutter hinblättern. Das ist es offenbar vielen Hundebesitzern wert. Über eine Tonne Hundefutter verkauft das Unternehmen im Monat und liegt damit über den selbst gesteckten Zielen.

Hund und Katze, Foto: Fotolia 2010
Für den tierischen Liebling scheut so manches Herrchen weder Aufwand noch KostenBild: Fotolia/Tijara Images

Krisenresistenter Markt

Selbst wirtschaftliche Krisen können dem Markt für Heimtierbedarf offenbar nicht viel anhaben. Die Unsicherheit wegen der Euro-Krise wirkt sich bislang nicht auf die Umsätze aus, weder in Deutschland, noch in anderen Ländern Europas. "Wir sind zum Beispiel in Ungarn, wir sind zum Beispiel in Irland, wir sind auch in Italien", sagt Fressnapf-Chef Toeller. "Da sind die einzelnen Länder von der Krise ganz anders betroffen. Man kann aber eins sagen: dass die Menschen auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten nicht am Tier sparen."

Das bestätigt auch eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung in Deutschland. 55 Prozent der befragten Haustierbesitzer sagten, sie würden eher an ihren eigenen Bedürfnissen sparen als am Haustier, wenn die Eurokrise auch Deutschland treffen würde. "Cocooning" nennen Experten das Phänomen.  Das eigene Heim, die eigene Familie und eben auch das Haustier werden in wirtschaftlich stürmischen Zeiten wichtiger. Geld wird dann lieber woanders gespart.

Selbst wenn Hund und Katze das Zeitliche segnen, geben Herrchen und Frauchen noch Geld für ihren Vierbeiner aus. Nach Angaben des Bundesverbandes der Tierbestatter – den gibt es wirklich - erwirtschaftet die Tierbestattungsbranche einen Umsatz von 10 Millionen Euro im Jahr.