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Hat Großbank JPMorgan betrogen?

2. Oktober 2012

Die Finanzkrise beschäftigt auch vier Jahre nach ihrem Hochkochen die Justizbehörden in den USA. Der Großbank JPMorgan Chase werden schwere Vorwürfe gemacht.

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Eingangshalle der Bank JPMorgan Chase in New York (Foto: dapd)
Bild: dapd

Die New Yorker Staatsanwaltschaft reichte Betrugsklage gegen die größte Bank in den USA ein: Die 2008 von JPMorgan übernommene Investmentbank Bear Stearns soll demnach Investoren bei Hypothekenpapieren hinters Licht geführt haben, indem sie ihnen verschwieg, welch minderwertigen Hauskredite darin verpackt waren. Ihnen sei vielmehr weisgemacht worden, bei den durch Immobilienhypotheken besicherten Wertpapieren (RMBS) handle es sich um eine sichere und sorgfältig zusammengestellte Anlage. Tatsächlich basierte sie aber auf Tausenden von faulen Hauskrediten. Die Käufer der Papiere erlitten schließlich riesige Verluste.

Nutznießer der Finanzkrise

Bear Stearns war das erste größere Opfer der Krise auf dem US-Immobilienmarkt, die 2008 zur weltweiten Finanzkrise führte. Um eine Insolvenz der Investmentbank zu verhindern, übernahm JPMorgan Chase im März 2008 mit Unterstützung der US-Notenbank den Konkurrenten. JPMorgan erklärte, die Bank sei enttäuscht, dass die Staatsanwälte ihr im Vorfeld nicht die Gelegenheit gegeben hätten, die Vorwürfe zu entkräften. Die Großbank gilt als Nutznießerin der Finanzkrise, da sie sich durch geschickte Zukäufe nochmals vergrößern konnte.

Einige US-Medien werteten den Vorstoß der Justiz bereits als Vorboten einer ganzen Welle von Klagen - kurz vor der Präsidentschaftswahl Anfang November. Barack Obama hatte sich bei seinem Amtsantritt auf die Fahnen geschrieben, die Wall Street zu zügeln. Er trieb die Finanzmarktreform voran, den sogenannten Dodd-Frank Act. Kritiker sagen allerdings, das Regelwerk greife zu kurz. Im Januar richtete die Regierung eine Gruppe mit hochrangigen Ermittlern ein, die Betrug mit Hypothekenpapieren nachgehen sollten.

Zahlreiche Betrugsklagen

Seit der Finanzkrise laufen bereits zahlreiche Betrugsklagen, meistens von Investoren, die sich geprellt fühlen. Welche Folgen öffentliche Vorhaltungen wie jetzt bei JPMorgan haben können, hatte vor zwei Jahren die Investmentbank Goldman Sachs zu spüren bekommen. Die US-Börsenaufsicht SEC hatte ihr ebenfalls vorgeworfen, beim Verkauf von Hypothekenpapieren falsch informiert zu haben. Über Wochen stand das Wall-Street-Haus in der Kritik. Am Ende zahlte Goldman in einem Vergleich 550 Millionen Dollar, um den Fall abschließen zu können.

hp/sti (dpa, afp)