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Mehr Gemüse für die Kleinen

Brigitte Osterath4. April 2014

Fünf- oder gar siebenmal pro Tag Obst und Gemüse? Gerade Eltern dürften bei dem Ratschlag verzweifeln, denn Kinder stehen bekanntlich weniger auf Grünzeug. Aber Forscher haben Tipps für sie.

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Baby beim Essen
Bild: picture-alliance/dpa

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag. Denn das Grünzeug enthält wenig Kalorien, dafür aber viele Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und andere Substanzen, die für unseren Körper gut sind.

Eine Studie des University College London kommt jetzt aber zu dem Ergebnis, dass fünfmal pro Tag nicht genug sei: Wir sollten mindestens sieben Portionen am Tag essen.

"Obst und Gemüse ging mit einer geringeren Gesamtsterblichkeit einher", schreiben die Forscher. Sie haben Gesundheitsstudien aus England analysiert. Die Pflanzenkost senkt das Risiko für Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle.

Die Menge macht's

Aber ist es realistisch zu erwarten, dass Menschen sieben Mal am Tag Obst und Gemüse essen? Einige haben sogar Schwierigkeiten, in ihrem hektischen Arbeitsleben überhaupt zum Mittagessen zu kommen.

Es ginge nicht unbedingt um die Anzahl von Portionen pro Tag, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung der Deutschen Welle. Nicht die Häufigkeit sei entscheidend, sondern die Gesamtmenge an Gemüse, die jemand am Tag zu sich nimmt. Nach Empfehlung der WHO sollten das mindestens 400 Gramm Obst und Gemüse pro Tag sein. In Deutschland werden insgesamt 650 g Obst und Gemüse - 400 g Gemüse und 250 g Obst empfohlen. Gemüse sei gesünder als Obst, da es weniger Zucker enthalte.

Auch solle die Vielfalt hoch sein. Also lieber mehrere kleinere Portionen unterschiedlicher Sorten pro Tag als eine große Portion der gleichen Gemüsesorte. Übrigens: Wer zum Mittagessen Gemüse isst und dazu einen Beilagensalat, hat bereits 2 Portionen verputzt, nicht nur eine.

Fazit der Wissenschaftler: Je mehr Gemüse desto besser, ganz egal, zu welcher Uhrzeit.

Lebensmittel
Bild: Fotolia

Kinder stehen nicht so auf Gemüse

"Kinder zwischen vier und sechs Jahren sollten rund 200 Gramm Gemüse und 200 Gramm Obst essen", sagt Gahl.

Aber Eltern wissen: das ist einfacher gesagt als getan. Das Argument, dass Gemüse gesund ist und die Sterblichkeit verringert, überzeugt einen Vierjährigen nicht. Er will trotzdem Pommes und Schokolade.

"Gemüse hat wenig Energie - und Kinder lernen, energiereiche Lebensmittel zu mögen, denn sie brauchen Energie, um zu wachsen", erklärt Sylvie Issanchou im DW-Interview. Außerdem schmecken einige Gemüsesorten bitter, "und wir müssen erst lernen, bittere Geschmäcker zu mögen."

Issanchou ist Projektkoordinator von HabEat, einem Forschungsprojekt von elf Forschungsinstitutionen aus sechs europäischen Ländern. Die Forscher haben untersucht, wie man Kinder zwischen sechs Monaten und sechs Jahren zum Gemüseessen bekommt. Ihr Resümee: Ja, das geht.

Geduld ist gefragt

Eltern müssen beharrlich bleiben, sagt Issanchou. Sie sollten ihrem Kind immer wieder und wieder Gemüse anbieten, "auch wenn die erste Reaktion des Babys nicht positiv ist."

Geduldig zu sein ist vor allem dann wichtig, wenn das Kind zwischen 18 Monaten und zwei Jahren alt ist. Es verweigert dann möglicherweise alle möglichen Speisen, selbst die, die es zuvor gerne gegessen hat. "Das ist eine Phase in der normalen Entwicklung", sagt Issanchou. "Eltern müssen warten und es einfach immer weiter versuchen." Allerdings sollten Eltern ihr Kind niemals zwingen, warnt sie.

Es sei auch nicht notwendig, dass ein Kind jede Gemüsesorte isst. Menschen seien unterschiedlich, würden unterschiedlich empfindlich auf Geschmäcker und Gerüche reagieren. "Wenn ein Kind eine bestimmte Gemüsesorte überhaupt nicht mag, ist das nicht so schlimm. Dann geben Sie ihm einfach eine andere", rät Issanchou.

Nach Angaben der HabEat-Forscher ist es wichtig, dem Kind auch immer wieder neue Gemüsesorten anzubieten, auch solche, die es noch nicht kennt. "Kinder können einem Geschmack auch überdrüssig werden", sagt Issanchou.

Wenn die Auswahl an Gemüse im lokalen Supermarkt erschöpft ist, helfe es, die bekannten Gemüsesorten auch mal roh anzubieten, sie auf eine andere Art zu kochen oder sie beispielsweise mit Käse anzurichten.

Symbolbild Schulobstprogramm 2014
Bild: picture-alliance/dpa

Gesund leben braucht Zeit - und Geld

"Eltern können das Gemüse auch püriert oder geraspelt in Aufläufen und Soßen verstecken", sagt Antje Gahl. Oder dem Kind Gemüsespieße zubereiten. "Das macht natürlich etwas Arbeit", gibt sie zu. Gerade wenn beide Elternteile berufstätig seien, fehle oft die Zeit, lange in der Küche zu stehen.

Aber auch ein weniger üppig gefülltes Bankkonto kann Menschen davon abhalten, gesund zu leben: Französische und US-Forscher berichteten im Jahr 2004, dass eine ungesunde Ernährung mit viel Fett und Zucker weniger kostet als eine gesunde Kost nach WHO-Empfehlung. "Zusätzliche 100 Gramm Obst und Gemüse bedeuteten höhere Kosten von 0,18 bis 0,29 Euro pro Tag", fanden sie bei einer Analyse in französischen Supermärkten heraus.