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Hamas lässt 18 Kollaborateure töten

22. August 2014

Die radikal-islamische Hamas geht im Gazastreifen gezielt gegen mutmaßliche Kollaborateure vor. Nach übereinstimmenden Berichten töteten militante Palästinenser 18 Männer, die mit Israel zusammengearbeitet haben sollen.

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Militante Palästinenser bewachen angebliche Kollaborateure im Gazastreifen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Sieben Verdächtige seien nach dem Freitagsgebet vor den Augen hunderter Moscheebesucher von Mitgliedern der Essedin-al-Kassam-Brigaden erschossen worden, berichteten Augenzeugen und die palästinensische Nachrichtenagentur Maan. Die Brigaden sind der bewaffnete Arm der Hamas. Zuvor hatte das Hamas-nahe Nachrichtenportal "Madschd" gemeldet, elf Männer seien am Morgen in der Polizeizentrale von Gaza-Stadt wegen des Vorwurfs der Spionage für Israel exekutiert worden. Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur waren bereits am Donnerstag drei mutmaßliche Kollaborateure in Gaza getötet worden.

Zuvor hatte die israelische Luftwaffe drei ranghohe Hamas-Kommandeure im Gazastreifen gezielt getötet. Am Dienstag hatte die israelische Armee bereits versucht, den Hamas-Militärchef Mohammed Deif bei einem Luftangriff in Gaza zu töten. Dabei starben dessen Frau, sein siebenmonatiger Sohn sowie eine dreijährige Tochter. Ob Deif selbst überlebte, wie die Hamas angab, blieb bislang ungeklärt.

Tipps an Israels geliefert?

Die Exekution der angeblichen Spione könnte in einem Zusammenhang mit den israelischen Angriffen stehen. Es wird vermutet, dass die israelische Armee von Palästinensern Informationen über den Aufenthaltsort von "Terrorzielen" erhält. Die im Gazastreifen regierende Hamas hatte Informanten immer wieder öffentlich aufgefordert, sich zu stellen. Die Hamas, die von Israel als Terrorgruppe eingestuft wird, hat sich die Zerstörung des jüdischen Staates zum Ziel gesetzt.

Das palästinensische Recht lässt die Todesstrafe für Kollaborateure, Mörder und Drogenschmuggler zu. Theoretisch müssen verhängte Todesstrafen jedoch durch den Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas bestätigt werden. Abbas' Fatah-Partei kontrolliert aber lediglich das Westjordanland, der Gazastreifen dagegen unterliegt faktisch der Kontrolle der Hamas.

Immer neue Drohungen

Nach der Tötung dreier Hamas-Kommandeure durch die israelische Luftwaffe hatten sowohl Israel wie auch radikale Palästinenser erneut mit neuer Gewalt gedroht. Hamas-Chef Ismail Hanija kündigte an, Israel werde "für seine Verbrechen einen hohen Preis zahlen". Die Kassam-Brigaden seien stärker, als der Feind es sich vorstelle. Eine Sprecherin der israelischen Armee betonte, Israel werde den Gazastreifen "entsprechend der Notwendigkeit" weiter angreifen.

Die drei Kommandeure Mohammed Abu Schimala, Raed al-Attar und Mohammed Barhum waren bei einem Luftwaffeneinsatz in Rafah getötet worden. Zudem wurde am Donnerstagabend ein ranghohes Mitglied des "Islamischen Dschihad" von einer israelischen Rakete getroffen. Seitdem seien mehr als 130 Raketen auf Israel abgefeuert worden, sagte eine Militärsprecherin. Israel habe in derselben Zeit rund 50 Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen geflogen. Dabei seien am Freitagmorgen vier Menschen getötet worden, berichtete die Nachrichtenagentur Maan. Am Donnerstag seien bei israelischen Luftangriffen 34 Menschen zu Tode gekommen, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza mit. Am Freitagnachmittag wurde ein vierjähriges israelisches Kind auf einer Farm nahe der Grenze zum Gaza-Streifen von einer palästinensischen Rakete getötet, teilten israelische Sicherheitskreise mit.

Als "Warnsignal" an die Hamas hatte Israel am Donnerstag 10.000 Reservisten eingezogen. Medienberichten zufolge ist die israelische Armee in erhöhter Alarmbereitschaft. Man befürchte Racheakte der Hamas.

Europäer werden aktiv

Derweil nährte eine neue EU-Initiative Hoffnungen auf eine Entspannung. Deutschland, Frankreich und Großbritannien schlagen eine UN-Beobachtermission im Gazastreifen vor. Der Entwurf einer entsprechenden Resolution liege dem UN-Sicherheitsrat vor, sagte ein UN-Diplomat. Die Resolution soll eine Öffnung der Grenzen zum Gazastreifen beinhalten, aber auch Sicherheitsgarantien für Israel umfassen. Die Europäische Union will sich demnach stärker in Gaza engagieren. Eine militärische Mission ist allerdings nicht vorgesehen; Blauhelm-Soldaten würden nicht stationiert. Auch die USA sollen sich nach Medienberichten der Initiative angeschlossen haben.

kle/mak (rtr, afp, dpa)