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Halbzeit beim Kirchentag

3. Mai 2013

Der Kirchentag sucht Wege zu mehr Fairness. Im Fokus stehen die Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern, die Spekulation mit Nahrungsmitteln und der Waffenhandel. Dazu war die Meinung der Politprominenz gefragt.

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Kanzlerin Merkel (CDU) auf dem evangelischen Kirchentag 2013, Foto: dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Zahlreiche deutsche Spitzenpolitiker haben den Hamburger Kirchentag zu Kontakten mit den Bürgern genutzt und sich rund vier Monate vor der Bundestagswahl geradezu ein Schaulaufen geliefert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) - die selbst Protestantin ist - sprach sich vor rund 7.000 Zuhörern für bessere Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern aus.

"Wir haben eine Bringschuld"

Vor dem Hintergrund des Einsturzes einer Textilfabrik in Bangladesch mit Hunderten Toten forderte die deutsche Kanzlerin genaue Herkunftsnachweise auf Kleidungsstücken. Sie betonte dabei die Vorbildfunktion Deutschlands in der Entwicklungspolitik. "Wir haben eine Bringschuld zu zeigen, wie man Wachstum, Wohlstand und Nachhaltigkeit zusammenbringen kann", sagte Merkel. Sie ergänzte: "Uns wird es auf Dauer nur gutgehen, wenn es auch anderen Ländern gutgeht."

Hauch von Wahlkampf auf dem Kirchentag

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück plädierte auf dem Kirchentag für ein Verbot von Spekulationsgeschäften mit Lebensmitteln. Vor rund 2.500 Zuhörern sagte er im Hamburger Michel, einer der bekanntesten Kirchen der Hansestadt: "Nahrungsmittelproduktionen sollten nicht mehr Lebensmittelspekulationen unterworfen werden." Allerdings sprach sich Steinbrück nicht für ein generelles Verbot von Spekulationsgeschäften mit Rohstoffen aus. Solche Geschäfte seien nicht grundsätzlich falsch und hätten außerdem eine lange Tradition. Schon bei den "Buddenbrooks" von Thomas Mann sei auf eine Weizenernte gewettet worden, gab sich der Kanzlerkandidat der SPD literarisch.

"...denen darf man auch mal danke sagen"

Beim Kirchentag wurde vereinzelt Kritik am Waffenhandel laut sowie an deutschen Plänen, Drohnen anzuschaffen. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) forderte unterdessen mehr Wertschätzung für Soldaten in Auslandseinsätzen. "Wir haben jetzt 200.000 Soldaten, die in Afghanistan waren, denen darf man auch mal danke sagen", sagte de Maizière. Dies könne die Bundeswehr allein nicht leisten, es sei Aufgabe der ganzen Gesellschaft. Hier sei auch die Kirche gefragt.

Ein Schwerpunkt des Kirchentages ist die Zusammenarbeit aller Christen über ihre jeweilige Konfession hinaus. Das Thema Ökumene steht an diesem Samstag im Mittelpunkt des Treffens. Hochrangige Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche wollen sich darüber austauschen, welche Erwartungen sie an den im März gewählten Papst Franziskus haben.

Der am Mittwoch eröffnete Kirchentag geht am Sonntag zu Ende. Unter dem Motto "Soviel du brauchst" finden über 2.500 Veranstaltungen für die mehr als 116.000 Dauerteilnehmer und etwa 40.000 Tagesgäste statt. Trotz schrumpfender Mitgliederzahlen gehören in Deutschland rund 60 Prozent der Bevölkerung einer der großen Kirchen an.

haz/kle (dpa, epd