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Halbbruder von Präsident Karsai getötet

12. Juli 2011

Er war eine schillernde Figur: Ahmad Wali Karsai, ein Halbbruder des afghanischen Präsidenten, ist ermordet worden. Karsai war Chef des Provinzrats von Kandahar. Er soll aber auch in den Drogenhandel verwickelt sein.

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Ahmad Wali Karsai (Foto: AP)
Ahmad Wali KarsaiBild: AP

Der Halbbruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai ist am Dienstag (12.07.2011) in seinem Haus in der Stadt Kandahar einem Anschlag zum Opfer gefallen. Das teilte der Sprecher der Provinzregierung Salmai Ajubi mit. Ahmad Wali Karsai wurde 50 Jahre alt. Seit sechs Jahren war er Leiter des Provinzrates in Kandahar.

Abdul Ghafar Sayedzada, Terrorexperte im afghanischen Innenministerium teilte mit, es gebe Belege, dass Karsai von einem seiner Leibwächter getötet worden sei. Unmittelbar darauf bekannte sich die radikal-islamische Taliban zu der Tat. Sie bestätigte die Angaben des Ministeriums: Einer der Leibwächter Karsais mit dem Namen Mohammad Jan habe ihn getötet.

"So ist das Leben des afghanischen Volkes"

Staatschef Hamid Karsai bestätigte den Tod seines Bruders. "So ist das Leben des afghanischen Volkes. Jeder von uns leidet, und wir hoffen, dieses Leid beenden zu können", sagte er in Kabul bei einer Pressekonferenz mit dem französischen Präsidenten Nikolas Sarkozy.

In der Vergangenheit hatte Ahmad Wali Karsai mehrmals Anschläge auf seine Person überlebt. Karsai sagte selbst, dass insgesamt neun Selbstmordattentäter vergeblich versucht hätten, ihn mit in den Tod zu reißen. Zuletzt hatte er im Mai 2009 einen Taliban-Angriff auf seinen Fahrzeugkonvoi überlebt.

Vetternwirtschaft und Drogenhandel

Drogenverbrennung in Afghanistan (Foto: AP)
Hatte Ahmad Wali Karsai mit Drogen zu tun?Bild: AP

Karsai galt vielen in Afghanistan als Beleg für die Vetternwirtschaft in der Regierung seines Halbbruders Hamid Karsai. So soll Ahmad Wali Karsai maßgeblich in den afghanischen Heroin-Handel verwickelt sein. Ensprechende Anschuldigungen waren aber von Staatschef Hamid Karsai immer wieder zurückgewiesen worden.

Nach Aussagen des Büros für Drogen und Kriminalität der Vereinten Nationen ist Afghanistan der größte Heroinlieferant der Welt und bedient inzwischen mehr als 90 Prozent des Weltmarkts. Der überwiegende Teil des Anbaus erfolgt in den südwestlichen Provinzen.

Ahmad Wali Karsai soll aber auch gute Kontakte zum US-Geheimdienst CIA unterhalten haben. So berichtete die "New York Times", dass Karsai regelmäßig Kontakte zwischen CIA-Mitarbeitern und Angehörigen der Taliban hergestellt habe. Karsai selbst soll enge Verbindungen zur Taliban gehabt haben, weil er den Aufständischen Geld gegeben haben soll, damit Drogen durch Taliban-Gebiet transportiert werden können.

Autor: Martin Muno (mit dpa, afp, dapd, rtr)
Redaktion: Julia Elvers-Guyot