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Haft wegen Kussfotos empört Marokko

5. Oktober 2013

In Marokko sind zwei Teenager ins Gefängnis gekommen, weil sie auf Facebook ein Foto gepostet hatten, auf dem sie sich küssen. Ein Witz, meinen viele Landsleute und solidarisieren sich auf ihre Weise.

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Die Schatten eines Mädchens und eines Jungen, beide vor einem Laptop sitzend; im HIntergrund das facebook-Logo (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses" sind der 15-jährige Schüler und seine 14-jährige Freundin hinter Gittern gelandet. Wie einheimische Medien berichten, kam auch der 15-jährige Freund des Pärchens, der das Foto vor der Schule in der nordöstlichen Küstenstadt Nador aufgenommen hatte, ins Gefängnis.

Die Drei werden in Jugendgefängnissen in Nador und Fez festgehalten und müssen sich am Freitag nächster Woche vor Gericht verantworten. Lokale Medien hatten das Foto auch veröffentlicht, wo es der erzkonservativen regionalen Gruppe "Organisation für die Menschenrechte und öffentliche Freiheiten" aufgefallen war. Diese erstattete Anzeige und erklärte, man sei davon überzeugt, das Richtige getan zu haben.

Einschränkungen für Frauen

Derweil wächst die Empörung im Internet und im Land. Die Affäre sei ein schlechter Scherz, heißt es. Immer mehr Facebook- und Twitter-User seien dabei, aus Solidarität Kussfotos zu posten, berichtet das angesehene Portal Bladi.net. Aktivisten beklagen, dass es trotz eines gesellschaftlichen Modernisierungsprozesses in dem nordafrikanischen Land vor allem für Frauen immer noch viele Einschränkungen gibt.

Gewalt gegen Frauen alltäglich

Abtreibungen sind auch bei Vergewaltigungen noch verboten, die Haftstrafen können bis zu zwei Jahre betragen. Die Regierung selbst räumt sogar ein, dass Frauen regelmäßig Opfer von Gewalt werden. In mehr als der Hälfte aller Fälle schlagen die Ehemänner zu. Ein Vergewaltiger kommt ohne Strafe davon, wenn er das Opfer heiratet.

Vor dem Gefängnis in Nador versammelten sich zahlreiche Bürger zu einer Mahnwache und forderten die Freilassung der drei Teenager, wie Menschenrechtler mitteilten. Die Gegenseite dagegen lässt nicht locker. Die "Organisation für die Menschenrechte und öffentliche Freiheiten" will auch noch die Eltern der Heranwachsenden anzeigen.

uh/kle (dpa,afp)