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Haft für Hongkongerin wegen Putzfrau-Quälerei

27. Februar 2015

Alles andere als ein Einzelfall: Der menschenverachtende Umgang mit Haushaltshilfen ist in Hongkong an der Tagesordnung. Jetzt muss eine Dienstherrin für ihr schikanöses Verhalten ins Gefängnis.

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Demonstranten fordern mit Schildern Gerechtigkeit für Haushaltshilfen in Hongkong (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/Tyrone Siu

In einem wegweisenden Prozess ist eine Hongkongerin für die Misshandlung ihrer Putzfrau zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Zudem verurteilte das Gericht die 44-Jährige zur Zahlung einer Strafe von 15.000 Hongkong-Dollar (1700 Euro).

Bereits vor einigen Wochen war die Angeklagte schuldig gesprochen worden. Die Richterin sah es als erwiesen an, dass die Hongkongerin ihre aus Indonesien stammende Haushälterin unter anderem geschlagen und ihr den Schlauch eines Staubsaugers in den Mund gerammt hatte. Die Dienstherrin habe "keinerlei Mitgefühl" mit ihrer Angestellten gezeigt.

Nicht mehr als vier Stunden Schlaf

Die 24-jährige Haushaltshilfe hatte dem Gericht im Dezember geschildert, wie sie mit kleinsten Mengen an Brot und Reis kaum ihren Hunger stillen konnte und mit vier Stunden Schlaf pro Tag auskommen musste.

Der Fall der Haushaltshilfe aus Indonesien hatte für Demonstrationen in Hongkong gesorgt (Artikelbild) und die Situation der Putzfrauen in der ehemaligen britischen Kronkolonie international bekannt gemacht. Etwa die Hälfte der 320.000 Haushaltshilfen im wohlhabenden Hongkong sind Frauen aus Indonesien.

Misshandlungen und sexueller Missbrauch

Eine Studie der Behörden hatte 2013 das ganze Ausmaß des Problems offenbart. Demnach haben 58 Prozent der Haushaltshilfen verbale Angriffe erdulden müssen, 18 Prozent wurden körperlich misshandelt und 6 Prozent berichteten von sexuellem Missbrauch.

Ausländische Helferinnen arbeiten seit dem wirtschaftlichen Aufschwung Hongkongs in den 70er Jahren in der Stadt. Neben dem Haushalt kümmern sie sich um die Kinderbetreuung oder pflegen alte Menschen. Ihr Mindestlohn liegt derzeit bei umgerechnet rund 130 Euro im Monat.

jj/sti (dpa, afp, rtr)