"Götterfunken" beim Beethovenfest
Vier Wochen lang feiert die Stadt Bonn nun ihren berühmten Sohn Ludwig van Beethoven. Bis Anfang Oktober finden zahlreiche Konzerte statt. Mit dabei der junge lettische Dirigent Andris Nelsons.
Bonn feiert Beethoven
Vier Wochen lang steht die Stadt Bonn im Zeichen ihres großen Sohnes Ludwig van Beethoven. Unter dem Motto "Götterfunken" bietet das Beethovenfest bis zum 3. Oktober 60 Veranstaltungen. Dabei werden die Besucher zum vierten Mal seit Neugründung des Festes 1998 auch alle neun Symphonien erleben können.
Den Anfang macht eine Matinee
Das Beethovenfest 2014 hatte am Samstag (06.09.2014) unter neuer Leitung begonnen. Das Bonner Beethovenorchester spielte Reiner Bredemeyers "Bagatellen für B", das London Symphony Orchestra am Abend unter Sir Eliot Gardiner Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann.
Beethoven ruft - die Welt kommt
Beethoven war ein eigensinniger Denker, eine Kämpfernatur und ein musikalischer Revolutionär. Wer kennt nicht seine 9. Sinfonie oder das Klavierstück "Für Elise"? Scharen von Touristen pilgern in seiner Heimatstadt Bonn zu seinem Denkmal und zu seinem Geburtshaus. Beim Musikfest zu seinen Ehren stehen alljährlich Künstler von Weltruf auf der Bühne. Diesmal unter dem Motto "Götterfunken".
Die Neue: Nike Wagner
Am 1. Januar 2014 trat eine neue Intendantin ihren Dienst an: Nike Wagner, Urenkelin Richard Wagners und Ur-Urenkelin von Franz Liszt, der 1845 das erste Beethovenfest initiierte. Die Neue gilt als experimentierfreudig und will mehr auf zeitgenössische Musik setzen. Dabei bleibt sie Beethovens Motto treu: "Wahre Kunst ist eigensinnig und lässt sich nicht in schmeichelnde Formen zwängen."
Das Mammutprogramm
21 Spielstätten, 60 Veranstaltungen, 39.000 Eintrittskarten, die es zu verkaufen gilt: Das nennt man ambitioniert. Doch das Beethovenfest hat auch einiges zu bieten, große Namen zum Beispiel wie Sir John Eliot Gardiner oder Paavo Järvi. Es kommt übrigens nicht nur die Musik des Meisters zum Einsatz, sondern Klänge unterschiedlichster Art – solange die musikalischen Funken sprühen.
"Alle neune"
Der lettische Dirigent Andris Nelsons gilt als Überflieger seiner Zunft und hat mit 35 Jahren schon viele berühmte Orchester geleitet. Er kommt mit dem Birmingham Symphony Orchestra und einem kompletten Symphonien-Zyklus nach Bonn. "Beethoven fordert uns ständig heraus. Das ist anstrengend, aber lohnend", findet Nelsons. Das Publikum liebt ihn für seine energiegeladenen, mitreißenden Konzerte.
Unterwegs mit Beethoven
Der norwegische Pianist Leif Ove Andsnes steht mit Beethoven schon lange auf Du und Du, immer wieder widmet er dem großen Komponisten Soloabende. In Bonn bringt er mit dem Mahler Chamber Orchestra "The Beethoven Journey" zu Gehör. Klavierkonzerte des Meisters werden da mit Werken von Igor Strawinski kombiniert. Ein ungewöhnliches Konzept, das dem Querdenker Beethoven bestimmt gefallen hätte.
Mystisch, magisch, sakral
"Passio - Compassio": Leidenschaft mündet in Leid, so das Motto dieser spirituellen Reise über alle konfessionelle Schranken hinweg. Ein Kammermusikensemble namens Sarband, ein Jazz-Streichquartett und wirbelnde Derwische schlagen die musikalische Brücke zwischen Johann Sebastian Bachs geistlicher Musik und islamischer Mystik. So entspannt können Kunst und Religion miteinander umgehen.
Das swingt!
Nicht nur Klassik ist beim Beethovenfest angesagt, auch kubanischer Jazz oder A-cappella-Songs aus Finnland. Beim Auftritt des Trompeters Hugh Masekela dürften nicht nur die Herzen der Jazzfans höher schlagen. Lange kämpfte der Südafrikaner gegen die Apartheid, jetzt prangert er in seinen Songs verlogene Politiker an. Die Leidenschaft des 75-Jährigen für Musik und Politik ist eben ungebrochen.
Ode an die Freundschaft
Seit 2001 gastiert alljährlich ein ausländisches Jugendorchester in der Beethovenstadt und geht bei Bonner Bürgern ein und aus - das nennt man völkerverbindend. 2014 tritt das Bilkent Youth Symphony Orchestra aus Ankara beim "Orchestercampus" an. Dahinter verbirgt sich eine Zusammenarbeit mit der DW: Die jungen Musiker interpretieren ein Werk Beethovens und bringen außerdem eine Uraufführung mit.
Nachwuchs gesucht
"Klassik ist was für alte Leute" – mit diesem Vorurteil will man beim Beethovenfest gründlich aufräumen, indem man Jugendlichen einen Blick hinter die Kulissen gewährt. Deshalb ist seit 2009 alljährlich ein Team von Schülermanagern am Start. Acht Monate lang haben sie Zeit, ein Konzert auf die Beine zu stellen: Das reicht vom Marketing über die Pressekonferenz bis hin zur Dramaturgie.
Ein bisschen Historie
"Fidelio" ist Beethovens einzige Oper. Sie wurde 1814 uraufgeführt - in dem Jahr also, als der Wiener Kongress begann, nach Napoleons Niederlage die politische Landkarte Europas neu zu ordnen. Mit historischen und neuen Texten wird diese spannende Zeit nachgespielt, Ludwig als bejubelter Staatsmusiker mittendrin. Schauspielerin und Publikumsmagnet Hannelore Elsner leiht dem Kongress ihre Stimme.
Live und draußen
Wer keine Eintrittskarte mehr bekommen hat, wird beim Public Viewing trotzdem auf seine Kosten kommen. Am 7. September kann man drei Beethoven-Symphonien in der Aufführung des Birmingham Symphony Orchestra auf dem Bonner Marktplatz auf einer Großbildleinwand hautnah miterleben. Klassikfreunde können nur hoffen, dass es in diesem verregneten Jahr mal trocken bleibt.