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Gutes Aussehen ist nicht alles

Andreas Sten-Ziemons21. August 2013

Der BVB hat den Bayern bereits den zweiten Titel der Saison weggeschnappt. Die Münchener mussten sogar eine herbe Schlappe hinnehmen. Zum Glück keine sportliche, meint DW-Redakteur Andreas Sten-Ziemons.

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Themenbild Kolumne Flügelzange (Grafik: DW/Peter Steinmetz)
Bild: DW

An wirklich alles hat man bei Bayern München vor dieser Saison gedacht: Mit Pep Guardiola wurde ein Weltklassetrainer verpflichtet, der zahlreiche nicht minder qualifizierte Co-Trainer mit nach München gebracht hat. Mit Mario Götze und Thiago Alcántara sind zwei Top-Spieler gekommen und mit Schalkes Lars Kornetka sogar der vermeintlich beste Video-Analyst der gesamten Bundesliga. Was sollte da noch schief gehen? Eigentlich nichts! Und doch müssen die erfolgsverwöhnten Bayern jetzt solch eine derbe Schlappe hinnehmen. Nur Elfter sind sie geworden, während Erz-Rivale Borussia Dortmund nach gerade einmal zwei absolvierten Spieltagen einen weiteren Titel einheimsen konnte. Ende Juli hatte der BVB die Bayern ja bereits im Super-Cup überraschend klar mit 4:2 besiegt.

Da kann sich der FC Bayern eigentlich nur damit trösten, dass bei der Rangliste, um die es hier geht, nicht sportliche Dinge, sondern lediglich Aussehen und Design des neuen Trikots bewertet wurden. Und da hat die Jury der Mediadesign Hochschule in Düsseldorf den BVB zum Trikotmeister der Saison 2013/14 gewählt. Nach Meinung der Modedesign-Studenten ist das gelb-schwarze Leibchen der Dortmunder das schönste in der Fußball-Bundesliga. Bei dem körperbetonten Dress habe man "kleine Details groß ins Spiel gebracht", begründet die Jury ihre Entscheidung. "Die Farben bilden eine harmonische Einheit, Logo, Sponsorenlabel und Trikotkontrastfarbe sind perfekt aufeinander abgestimmt". Außerdem überzeuge neben dem Design auch die Schnittführung und das hochwertige Material.

Herr Lagerfeld, bitte übernehmen Sie!

Tja liebe Bayern, es gibt eben in einigen Bereichen immer noch Luft nach oben. Sogar der VfL Wolfsburg ist vor euch gelandet. Wenn das der Matthias Sammer erfährt, dann gibt es bestimmt wieder einen Satz heiße Ohren - für wen auch immer… Hätte man neben Wundertrainer, Ausnahmespielern und Video-Koryphäe vielleicht auch einen Top-Modedesigner á la Tom Ford, Karl Lagerfeld oder Wolfgang Joop verpflichten sollen? Warum ist darauf bloß niemand gekommen?

Bayern-Trainer Pep Guardiola in der Kabine, in der die Trikots der Spieler hängen (Foto: Alexander Hassenstein/dpa)
Vorne top, hinten flop: Ausnahmetrainer Guardiola umringt von eher durchschnittlichen TextilienBild: picture-alliance/dpa

Denn bei aller Subjektivität, die Fakten lügen nicht: "Von Bayern haben wir in den letzten Jahren schon innovativere Trikots gesehen", urteilt die Jury über den "schlichten Dress, der farblich gut aufeinander abgestimmt ist, aber keine Highlights zeigt". Keine Highlights? Das deckt sich ziemlich genau mit den sportlichen Leistungen, die die Spieler des FC Bayern in den ersten beiden Saisonspielen gezeigt haben.

Und doch, einen schmalen Hoffnungsschimmer gibt es für die Münchener: Während sie nun zwar bis zum Saisonende in ihren schmucklosen, elftplatzierten Trikots über den Platz rennen müssen, können sie ihre Leistungen auf dem Platz ja durchaus noch verbessern. Und in dem Fall kann man nur hoffen, dass die Trikots der anderen Mannschaften nicht nur schön, sondern auch einigermaßen warm sind.