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Athen spart sich Rundfunk

11. Juni 2013

Das hoch verschuldete Griechenland will den staatlichen Hörfunk und das Fernsehen noch in der Nacht abschalten. Die Beschäftigten protestieren.

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Zentrale des staatlichen griechischen Rundfunk und Fernsehens ERT (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images

"Es kann keine heiligen Kühe geben, die nicht geschlachtet werden können, wenn überall gespart wird", sagte der Regierungssprecher Simos Kedikoglou in Athen. Das staatliche Radio  und Fernsehen ERT sei ein klassisches Beispiel "unglaublicher Verschwendung" mit Kosten von 300 Millionen Euro im Jahr und siebenmal mehr Personal als vergleichbare Anstalten. "Das alles endet um Mitternacht", erklärte Kedikoglou.

Bei einer Schließung der Sender würden nach griechischen Medienberichten rund 2900 Techniker, Angestellte und Journalisten ihre Arbeit verlieren. Sie kündigten umgehend Widerstand an. Angestellte des staatlichen Fernsehens sagten der Nachrichtenagentur dpa, sie wollten die ERT- Zentrale in der Athener Vorstadt Agia Paraskevi (Artikelbild) besetzen. Der Verband der griechischen Journalisten kündigte Arbeitsniederlegungen an. Das Fernsehen zeigte, wie sich aufgebrachte Angestellte versammelten. Die Gewerkschaft der Staatsbediensteten (ADEDY) rief zum Widerstand gegen den Regierungsbeschluss auf.

Nach den Regierungsplänen sollen drei staatliche Fernsehprogramme, sieben griechenlandweit ausgestrahlte Radioprogramme sowie 19 regionale Radiosender eingestellt werden. Damit ginge eine 75-jährige Ära in der griechischen Medienlandschaft zu Ende. Das erste staatliche Rundfunkprogramm war im Jahr 1938 ausgestrahlt worden. In den nächsten Monaten soll dann ein Konzept für ein kleineres, kompaktes staatliches Fernsehen und Radio mit rund 1000 Mitarbeitern ausgearbeitet werden.

Kritik der Koalitionspartner

Ob es tatsächlich so weit kommt, scheint aber noch nicht ausgemacht. Aus den zusammen mit der Konservativen Partei von Ministerpräsident Antonis Samaras regierenden linken Parteien PASOK und Dimar kam bereits Kritik. Radio und Fernsehen müssten zwar modernisiert werden, dies könne aber nicht überraschend und ohne Bewertung des Personals stattfinden, hieß es in einer Erklärung der PASOK. Dimar erklärte, es könne nicht sein, dass Griechenland ohne staatliches Radio und Fernsehen bleibe.

Der Euro-Krisenstaat muss entsprechend den mit den internationalen Kreditgebern vereinbarten Konsolidierungsprogrammen bis Ende des Jahres 4000 Staatsbedienstete entlassen. Bis Ende 2014 sollen 15.000 Arbeitsplätze im Staatssektor abgebaut werden. Zudem soll Athen bis Ende 2013 durch die Privatisierung von Staatsbesitz 2,6 Milliarden Euro einnehmen. Damit kommt die Regierung aber nicht recht voran. Gerade erst ist der Verkauf des Gasversorgers Depa geplatzt. Dem russischen Energieriesen Gazprom war das Geschäft zu riskant.

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wl/nem (dpa, rtr, afp)