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Griechenland riskanter als Syrien

Rolf Wenkel29. Oktober 2012

Expansionswillige Manager sind zunehmend auf der Hut vor Südeuropa. Griechenland gilt inzwischen als riskanterer Ort für Investitionen als Syrien, ergab eine Umfrage unter 1000 Finanzvorständen.

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Demonstranten werfen Brandbomben in Athen bei landesweiten Protesten am 18. Oktober (Photo Milos Bicanski/Getty Images)
Protest Athen Griechenland Oktober 2012Bild: Getty Images

Die Schuldenkrise in Europa schreckt immer mehr Investoren vor einem Engagement in Ländern wie Griechenland oder Spanien ab. Das geht aus der jährlichen Umfrage "Global Ambition Survey" des internationalen Wirtschaftsprüfungsnetzwerks BDO unter rund 1000 Finanzvorständen mittelgroßer Unternehmen in 14 Ländern hervor. Demnach wird Griechenland als riskanterer Ort für Investitionen eingeschätzt als das Bürgerkriegsland Syrien. Nur noch der Irak und Iran werden noch riskanter gesehen als Griechenland.

Eine Investition in Spanien wird schon als riskanter beurteilt als eine in Ägypten, Griechenland ist nicht nur hinter Syrien, sondern auch hinter Libyen zurückgefallen. Finanzvorstände seien zunehmend auf der Hut vor Südeuropa, von dem sie Teile als ebenso risikobehaftet ansähen wie die politisch instabilen Länder des Nahen Ostens, erklärte BDO-Chef Martin van Roekel. Zu den zehn Ländern mit dem höchsten Risiko für Investitionen zählt laut Umfrage auf Platz sieben auch Spanien. Und das, obwohl beide Länder intensiv um das Vertrauen von Privatinvestoren werben, um den Rückgang von Aufträgen der öffentlichen Hand zu kompensieren.

Auch Frankreich und Japan verlieren

Neben Griechenland und Spanien haben auch Frankreich und Japan in den Augen der befragten Finanzvorstände enorm an Attraktivität verloren. So rutschte Frankreich - im Vorjahr noch auf Platz sieben in der Rangliste der attraktivsten Investitionsstandorte - auf Platz 13, Japan verschlechterte sich von Rang 17 auf Platz 27.

"Viele Unternehmen stehen vor einem Dilemma", schreibt BDO-Chef Martin van Roekel in seinem BDO-Blog. "Sie müssen wachsen, aber daheim stagnieren ihre Märkte. Das zwingt sie zu Investitionen im Ausland, obwohl diese riskanter geworden sind." In der Umfrage des vergangenen Jahres hätten sich die meisten Finanzvorstände noch Sorgen über unnötige Vorschriften und die Regelungswut von Behörden gemacht. Doch diesmal sind ihre Sorgen handfester: "Jetzt stehen bei ihnen Wechselkursschwankungen und geopolitische Risiken eindeutig im Vordergrund", so van Roekel.

Sichere Häfen bevorzugt

Zwei Drittel der befragten Finanzvorstände verstärken ihre Investitionen in sicheren Märkten. Dazu gehören neben den traditionell als sichere Häfen angesehenen USA, Großbritannien und Deutschland, auch die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China). In diesen Ländern planen nach 29 Prozent im Jahr 2011 nun bereits 45 Prozent der Finanzchefs Investitionen.

Auch Russland und Mexiko finden sich unter den zehn begehrtesten Ländern. China konnte damit bereits zum dritten Mal hintereinander den Platz ganz oben im Ranking verteidigen. Begründet wird die Wahl Chinas von den Finanzvorständen mit der Größe des Marktes und den billigen Arbeitsplätzen.

Wegen der weltweit unsicheren Wirtschaftslage, schärferer Regulierungen und dem zunehmenden Wettbewerb betrachten es die befragten Manager insgesamt als zunehmend schwieriger, im Ausland Geschäfte zu machen. Van Roekel meinte, er sei überrascht, dass die hohe Schuldenlast von Staaten außerhalb Europas, insbesondere in Japan und den USA, nicht häufiger als Grund zur Sorge genannt worden sei.