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Protestbrief gegen Amazon

Heike Mund20. August 2014

Der Schriftsteller-Protest gegen Amazon wird auch von politischer Seite unterstützt. Kulturstaatsministerin Grütters kritisiert die Methoden des Onlinehändlers. Sie plädiert für Bücher als Kulturgut, nicht als Ware.

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Deutschland Bundestag Monika Grütters Staatsministerin für Kultur und Medien
Bild: picture-alliance/dpa

Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat sich jetzt Kulturstaatsministerin Monika Grütters in die Debatte um die Geschäftspraktiken des Online-Händlers eingemischt. Amazon versuche seit längerem den deutschen Buchmarkt zu dominieren und gezielt zu steuern. "Marktmacht und die Herrschaft über zentrale Vertriebswege dürfen nicht dazu führen, dass unsere kulturelle Vielfalt gefährdet wird," erklärte die Ministerin gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Sie setzt sich ausdrücklich dafür ein, Bücher als Kulturgut zu betrachten und nicht als reine Handelsware.

Mit ihrer offiziellen Stellungnahme unterstützt sie den weltweiten Protestbrief, den inzwischen mehr als 1100 deutsche und internationale Schriftsteller unterschrieben haben. Auch berühmte Autoren wie John Grisham, Stephen King, Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und deutsche Autoren wie Sten Nadolny, Uwe Timm, Alissa Walser, Günther Wallraff und Juli Zeh sind darunter. Es sei "nicht hinnehmbar", sagte Grüters, wenn der Streit des Online-Riesen mit den europäischen Verlagen auf Kosten der Schriftsteller gehe. "Wenn Titel aus Empfehlungslisten gestrichen und Lieferungen verzögert werden, um Rabattforderungen durchzusetzen, ist dies völlig unakzeptabel."

Josef Haslinger Präsident PEN Deutschland
Der Schriftsteller Josef Haslinger (Bildmitte) - hier nach seiner Wahl als PEN-PräsidentBild: Michael Guggenheimer/PEN Zentrum
Autor - Stephen King
Der amerikanische Erfolgsautor Stephen King unterstützt den weltweiten Protest gegen AmazonBild: Getty Images

Auch PEN-Präsident Josef Haslinger hat den Protestbrief unterzeichnet. Der Schriftsteller ("Opernball") sieht die jeden Tag anwachsende Protestwelle als notwendige Solidarisierung der Kulturschaffenden. "Tatsächlich hat sich herausgestellt, dass es bei uns viele Autoren gibt, die auf solchen Protest geradezu gewartet haben. Innerhalb weniger Tage kamen über tausend Unterschriften zusammen. Das ging ganz schnell," sagt er im Interview mit der dpa.

Haslinger wirft Amazon vor, mit immer neuen Anläufen die Buchpreisbindung auszuhebeln. "Das ist ein permanenter Versuch von Profitmaximierung." Als Vertreter der deutschen PEN-Autoren gehe er davon aus, dass der Protestbrief in der Konzernspitze von Amazon sehr wohl wahrgenommen wird. "Ich glaube, diese völlige Verkommerzialisierung von Kulturgütern ist es, die letztlich zur Debatte steht."

hm / as (dpa/epd)