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Golfreise

5. Februar 2007

Auf der Suche nach mehr Unabhängigkeit in Energiefragen knüpft Kanzlerin Merkel auf ihrer Reise durch die Golfstaaten neue Handelsbeziehungen und wirbt für die Wiederbelebung des Nahost-Friedensprozesses.

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König Abdulla und Kanzerlin Merkel, Foto: ap
Für den deutschen Besuch verzichtete König Abdullah auf die KleiderordnungBild: AP

Mit einem üppigen Gastgeschenk und Kenntnis ungewöhnlicher Kochrezepte hat der saudische König Abdullah Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch beeindruckt: Die Skulptur einer Wüstenoase, um die zwölf goldenen Kamelfiguren gruppiert sind. Merkel, die auf ihren Reisen in der Regel Meißener Porzellan verschenkt, zeigte sich gerührt und nannte das Geschenk "wunderbar". Zusätzlich erläuterte König Abdullah der deutschen Besucherin eine traditionelle Zubereitungsart für Schafe: Das Tier wird gut gewürzt im heißen Wüstensand vergraben und dann stundenlang geschmort.

Ölraffinerie in Saudi Arabien
Nicht nur Ölhandel ist für die Kanzlerin interessantBild: dpa

Für den Besuch der Kanzlerin änderte die saudische Königsfamilie auch die Kleiderordnung in ihren Palästen und verzichtete bei ihr auf das Tragen einer Abaja, eines weiten schwarzen Umhangs, wie er in Saudi-Arabien für Frauen Pflicht ist. Die Kanzlerin trug in Riad wie üblich einen Hosenanzug und auch für die weiblichen Mitglieder ihrer Delegation wurden die sonst geltenden strengen Regeln aufgehoben. Trotzdem machte sich bemerkbar, dass Besuche von Frauen im Königspalast nicht üblich sind. Eine Damen-Toilette mussten weibliche Mitglieder der deutschen Delegation lange suchen. Auf Grund einer strengen Auslegung des wahabitischen Islams gibt es in Saudi-Arabien eine strikte Geschlechtertrennung: In Geschäften gibt es separate Kassen für Männer und Frauen. Autofahren ist Frauen verboten, Restaurants dürfen sie nur in Begleitung ihres Ehemanns oder eines männlichen Familienmitglieds besuchen.

Deutsch-arabischer Freihandel?

Merkel bereist als EU-Ratspräsidentin und Vorsitzende der G8-Gruppe der wichtigsten Industrienationen derzeit die Nahost- und Golfregion. Ihre Ziele sind die Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen und eine Wiederbelebung des Nahost-Friedensprozesses.

Nach jahrelangen Verhandlungen soll bald ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den sechs wichtigsten Golfstaaten abgeschlossen werden. "Es ist auf beiden Seiten der politische Wille zu einer baldigen Lösung vorhanden", hieß es am Montag (5.2.) nach einem Treffen von Merkel mit dem Generalsekretär des Golfkooperationsrates (GCC), Abdul Rahman, in Riad. Für Ende April sei auf Ministerebene ein Treffen von EU-Handelskommissar Peter Mandelson mit den im GCC vereinten Staaten Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi Arabien und Vereinigte Arabische Emirate geplant.

Gazastreifen mit brennenden Häusern, Foto: AP
Kann das Treffen in Mekka die Kämpfe zwischen Fatah und Hamas beenden?Bild: AP

Bedeutender Handelspartner

Auf ihrer anschließenden Station in Abu Dhabi erörterte Merkel mit dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emiraten, Scheich Chalifa, einen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen. In den Emiraten werden in den nächsten Jahren Infrastrukturprojekte von riesigen Ausmaßen realisiert, von denen auch die deutsche Wirtschaft profitieren will.

Die EU und der Rat verhandeln seit 1990 über eine Freihandelszone, denn für den Golf-Handelsblock ist die EU der wichtigste Handelspartner, für die EU stehen die Golfstaaten an sechster Stelle. Das Exportvolumen der EU betrug 2004 rund 40 Milliarden Euro, die Golfstaaten exportierten im selben Zeitraum einen Wert von 25 Milliarden Euro. Außerdem haben sie einen Anteil an der weltweiten Ölförderung von etwa 20 Prozent. Bis 2010 wollen sie nach dem Vorbild des Euro eine gemeinsame Währung einführen.

Merkel beim arabischen Kronprinzen, Foto: AP
Besuch beim arabischen KronprinzenBild: AP

Friedensprozess wieder beleben

Bereits am Wochenende hatte sich Merkel in Ägypten und Saudi-Arabien um eine einheitliche Position in der Nahost-Politik bemüht. Das Zeitfenster für Fortschritte sei günstig, sagte sie und erhofft sich positive Signale von den am Dienstag (6.2.) beginnenden Verhandlungen zwischen den rivalisierenden Palästinensergruppen Fatah und Hamas.

König Abdullah hat Hamas-Führer Chaled Maschaal, den palästinensischen Ministerpräsident Ismail Hanija und Ministerpräsident Mahmud Abbas von der rivalisierenden Fatah nach Mekka zu einem Gespräch eingeladen. Ziel ist es, zu einer palästinensischen Regierung der nationalen Einheit zu kommen. Eine Versöhnung zwischen den palästinensischen Konfliktparteien gilt als eine Voraussetzung für neue Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern.

Merkel erklärte, sie sei Saudi-Arabien dankbar, dass es Verantwortung übernehme und den Versuch starte, die streitenden Palästinensergruppen an einen Tisch zu bringen: "Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um diese Gespräche erfolgreich zu gestalten", sagte sie. Am Dienstag beendet sie ihre viertägige Nahost-Reise nach Besuchen in Dubai und Kuwait. (ina)