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Goethe, China und das liebe Geld

Zhang Danhong2. Mai 2014

Ge De, der chinesische Name für Goethe, war bisher in China der Inbegriff für die deutsche Kultur. Nun erhält der Name eine weitere Dimension: Die in Frankfurt begebenen Yuan-Anleihen werden nach dem Dichter benannt.

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Johann Wolfgang von Goethe Denkmal in Frankfurt
Bild: picture-alliance

Der Yuan im deutschen-chinesischen Handel

Den Startschuss für die Goethe-Bonds hat die staatliche Förderbank KfW gegeben. Eine Anleihe mit einem Volumen von einer Milliarde Yuan (rund 120 Millionen Euro) wurde diese Woche Pensionsfonds, Versicherungen und anderen Großanlegern angeboten. "Wir sind ein Emittent, der in der ganzen Welt seit vielen Jahren aktiv ist. Auch hatten wir 2012 und 2013 schon Yuan-Anleihen emittiert", sagt Nathalie Drücke von der Pressestelle der KfW. Das besondere an dieser Emission war, dass sie zum ersten Mal an der Frankfurter Börse gelistet wird.

Die Mainmetropole soll zum Zentrum für Geschäfte in chinesischer Währung werden. Ein entsprechendes Abkommen wurde Ende März von den Zentralbanken beider Länder unterzeichnet. "Der wichtigste Punkt in diesem Abkommen war, dass Frankfurt das ausschließliche Offshore-Clearing-Center für Yuan und Euro wird", sagt Hubertus Väth, Geschäftsführer der Finanzplatzinitiative Frankfurt Main Finance. Die bisherigen Offshore-Abwicklungsstellen für die Yuan-Geschäfte befinden sich allesamt in Asien. Solche Stellen sind nötig, da Chinas Währung nicht frei handelbar ist.

Gegen starke Konkurrenz durchgesetzt

Dass sich Frankfurt gegen die starke Konkurrenz aus Paris und Luxemburg durchgesetzt und den Zuschlag bekommen hat, liegt nach Meinung von Hubertus Väth an den engen bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. "Der Handel zwischen China und Deutschland ist größer als der zwischen China und Großbritannien, Frankreich sowie Italien - also den drei anderen großen europäischen Ländern zusammen genommen", so Väth im Gespräch mit der Deutschen Welle.

Hubertus Väth Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance (Foto: NewMark Finanzkommunikation GmbH)
Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main FinanceBild: New Mark Finanzkommunikation GmbH

Dennoch bleibt London als Konkurrent zu Frankfurt im Rennen. Der zweitgrößte Finanzplatz nach New York wurde von China fast zeitgleich mit Frankfurt zu einem Clearing-Center auserkoren, allerdings ausschließlich für Geschäfte mit Yuan und Pfund. Zwar können auch dort Yuan-Anleihen auferlegt werden, doch bei den Euro-Geschäften bleibt die Londoner City außen vor.

In Frankfurt, Sitz der Bundesbank und der Europäischen Zentralbank, haben die Finanzinstitute bereits begonnen, neue Produkte rund um die Yuan-Euro-Transaktionen zu kreieren. Es werde ein großes Angebot an Absicherungsgeschäften entstehen, sprich Swaps, Hedges, Optionen usw, meint Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance.

Vor allem der Mittelstand profitiert

Profitieren werden nicht nur der Börsenplatz Frankfurt, sondern auch die deutschen Unternehmen. "Sie können die Geschäfte mit China in der eigenen Zeitzone abwickeln. Das ist gerade für die mittelständischen Unternehmen ein großer Vorteil", sagt Hannah Levinger, Emerging-Markets-Expertin bei der Deutschen Bank.

Hannah Levinger Analystin Deutsche Bank Research (Foto: Deutsche Bank Research)
Hannah Levinger, China-Expertin bei der Deutschen Bank ResearchBild: Deutsche Bank Research

Zudem können sich deutsche und chinesische Unternehmen im Handel den Umweg über den Dollar ersparen. Bereits heute werde knapp ein Fünftel des bilateralen Handels in Yuan abgewickelt, sagt Hubertus Väth. "Wir gehen davon aus, dass mit einem Clearing-Hub in Frankfurt sich der Yuan-Anteil fast verdoppeln wird", lautet seine Prognose. Die Kostenersparnis für den deutschen Mittelstand schätzt er auf 2,5 Prozent des Handelsvolumens. Am meisten freuen sich natürlich die Firmen aus dem Reich der Mitte, denn wenn sie im Yuan fakturieren, fällt das Währungsrisiko ganz weg.

Yuan auf dem Weg zur Weltwährung

Solche Offshore-Handelsplätze hätten die Internationalisierung der chinesischen Währung schnell vorangetrieben, sagt Hannah Levinger von der Deutschen Bank: "Rund 16,5 Prozent des chinesischen Handels wurden Ende 2013 in Yuan abgewickelt. 2010 waren es nur drei Prozent. Der Yuan rückte 2013 auf Rang neun der meistgehandelten Währungen. Ein Jahr zuvor war er noch auf Platz 17."

Bereits Anfang Mai wird die People's Bank of China entscheiden, welche chinesische Großbank in Frankfurt die Yuan-Transaktionen abwickeln darf. Dann werden nicht nur Großemittenten wie die KfW in der Lage sein, die sogenannten Goethe-Anleihen zu begeben, sondern alle Banken und Unternehmen.

Goethe und China - gegenseitige Zuneigung

"Das ist ja Usus, dass man den Anleihen auf Offshore-Märkten bestimmte Spitznamen gibt", sagt Levinger gegenüber der DW. Dim-Sum-Bonds in Hongkong, Formosa-Bonds in Taiwan und nun Goethe-Bonds in Deutschland. Der Name sei bei den Diskussionen im Frankfurter Finanzkreis entstanden, verrät Hubertus Väth. Schließlich stamme der Dichter aus Frankfurt und erfreue sich in China großer Wertschätzung.

Auch der deutsche Dichterfürst dürfte nichts dagegen haben, mit China in Verbindung gebracht zu werden. Bereits vor rund 200 Jahren zollte er der chinesischen Kultur großen Respekt. Dass er für ein Finanzprodukt Pate steht, muss dem Dichterherz auch nicht wehtun. Schließlich diente Goethe dem Herzog von Sachsen-Weimar als Finanzminister und setzte sich im zweiten Teil von "Faust" stark mit Staatsfinanzen auseinander.