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Glücks-App für Thailand

Rodion Ebbighausen29. Juli 2014

Seit dem Putsch Ende Mai versucht die thailändische Armee ihre Macht zu konsolidieren. Dabei wird nicht nur in der politischen Arena gekämpft, sondern auch an der Glücksfront. Das eröffnet ganz neue Geschäftsfelder.

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IPhone mit Army Sticker-App (Foto: DW/M. Griebeler)
Bild: DW/Monika Griebeler

Ein Militärputsch sieht einfach nicht gut aus in den Medien. Bilder von Panzern und schwer bewaffneten Soldaten können die Menschen nur schwer von den ehrenhaften Absichten der Generäle überzeugen. Deswegen hat der Nationale Rat für Frieden und Ordnung, wie sich das Führungsgremium der Militärjunta selbst nennt, seit der Machtergreifung vom 22. Mai ein umfangreiches Propagandaprogramm aufgelegt.

Im unmittelbaren zeitlichen Umfeld des Putsches wurde die reguläre Ausstrahlung der Nachrichtensender unterbrochen. Stattdessen war im ganzen Land der Militärkanal zu sehen und zu hören. Patriotische Lieder, Dokumentationen über den allseits geliebten König und Paraden der stolzen thailändischen Armee sollten die Thais auf den neuen Kurs einschwören. Glück und Einigkeit, so lautete die Devise.

Zu dem Programm gehörte auch das viertägige "Happiness-Festival" (22. bis 25.07.2014). Rockbands traten auf, Filme flimmerten über Leinwände und gemeinsame Gebete für Frieden wurden veranstaltet. "Wir haben die Mittel, um die nationale Harmonie aufzubauen und die Menschen wieder glücklich zu machen", sagte Banpot Poonpian, ein Sprecher des Militärs, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

App soll glücklich machen

Findigen Geschäftsleuten eröffnet die schwierige politische Lage in Thailand völlig neue Geschäftsfelder. Die thailändische Softwareschmiede Info Media Innovation, die neben Lernsoftware auch Spiele anbietet, hat für Apple und Android die "Army Sticker"-App entwickelt. Der User kann mit Hilfe der App seine Fotos mit Cartoon-Stickern im Armee-Look aufhübschen. Die Sticker zeigen etwa Armeechef Prayuth Chan-ocha umrahmt von Herzchen oder einen niedlichen Panzer mit winkendem Soldat.

Soldaten in Bangkok (Foto: CHRISTOPHE ARCHAMBAULT/AFP/Getty Images)
Noch Anfang Juni patrouillieren Soldaten in Bangkok - das ist schlecht fürs ImageBild: Christophe Archambault/AFP/Getty Images

Der Geschäftsführer der thailändischen Produktionsfirma Info Media Innovation, Naraphol Deechuay, sagte im Interview mit Thailands zweitgrößter englischsprachiger Zeitung "The Nation": "Es geht uns nicht ums Geld. Wir haben die 'Army Sticker' App entwickelt, weil auch wir die Menschen im Land glücklich machen wollen." Dennoch gibt es zwei Versionen der App. Eine kostenfreie mit Werbung und eine gebührenpflichtige mit 50 zusätzlichen Stickern. Seine Firma sei nicht vom Militär beauftragt worden, stellt er gegenüber der Deutschen Welle klar. Auf Facebook gefällt die App bereits über 3200 Menschen. Sie wurde allein auf Android mehr als 10.000 Mal heruntergeladen.

Happiness statt Kritik

Viel Tamtam bei dem der Plan des Militärs fast aufgeht: Glück statt Kritik. Party statt Problemen. Dabei gibt es die weiterhin. König Bhumibol billigte am Dienstag (22.07.2014) die Übergangsverfassung des Nationale Rates für Frieden und Ordnung. Paul Chambers, Direktor des Forschungsinstituts für Südostasienstudien aus Chiang Mai, kritisiert im Interview mit der Deutschen Welle das Dokument. "Die Verfassung legitimiert erstens die Machtergreifung des Militärs, initiiert zweitens den 'Reform'-Prozess, gibt dem Militär drittens die vollständige Kontrolle über Verwaltung, Gesetzgebung und Rechtsprechung und erlässt schließlich eine Generalamnestie für die Soldaten." Insgesamt stelle die Übergangsverfassung die Weichen, um zukünftig jede gewählte zivile Regierung zu schwächen.

Die Facebook-Seite von "Army-Sticker" zeigt einen lustigen Armeechef Prayuth und andere mit Stickern verzierte Bilder (Copyright: Facebook)
Die Facebook-Seite von "Army-Sticker" zeigt einen lustigen Armeechef Prayuth und andere mit Stickern verzierte Bilder

Die Soldaten sind inzwischen zwar von den Straßen verschwunden, aber kritische Journalisten, Intelektuelle und Aktivisten wurden vom Militär wiederholt einbestellt. Ihnen wurde zu verstehen gegeben, dass das Militär eine kritische Berichterstattung an der Regierungsarbeit nicht dulden würde. Soziale Medien waren zweitweise blockiert. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International spricht von einem "Klima der Angst". Mehr als acht Wochen nach dem Putsch wurde die Zensur gelockert. Die Neuregelung verbietet nun nur noch, die Junta "aus unmoralischen Beweggründen zu verleumden und das Vertrauen der Öffentlichkeit zu zerstören". Eine Formulierung, die viel Spielraum für Repression lässt.