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Weiter Gewalt nach Gipfel von Minsk

27. August 2014

Die Gespräche zwischen Poroschenko und Putin in Minsk brachten keinen Durchbruch. Im Osten der Ukraine wird weiter gekämpft. Die Regierung in Kiew führt gefangen genommene russische Soldaten vor.

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Ukrainische Armee in Ilovaysk (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Es war eine bizarre "Pressekonferenz", die die Regierung in Kiew einberufen hatte. Sichtlich eingeschüchtert sagte einer der von der ukrainischen Armee gefangen genommenen russischen Soldaten: "Wir sind uns bewusst, dass alles in Wirklichkeit nicht so ist, wie es das russische Fernsehen zeigt." Ihm sei nun erklärt worden, dass die Ukraine von russischem Boden aus beschossen werde. "Wenn tatsächlich die russischen Streitkräfte schießen, dann kann ich nur um eines bitten: Jungs, das ist nicht nötig. Diesen Krieg brauchen wir nicht", appellierte der russische Soldat, wie das Internetportal Ukrainskaja Prawda berichtete.

Erneut russische Soldaten in der Ukraine?

Das ukrainische Militär hatte die Fallschirmjäger nach eigenen Angaben etwa 20 Kilometer im Landesinneren festgenommen - kurz vor einem Krisentreffen zwischen den Präsidenten Petro Poroschenko und Wladimir Putin in Minsk am Dienstag. Putin bestätigte, dass russische Soldaten bei einer Patrouille "aus Versehen" auf ukrainisches Gebiet gelangt seien. Auch die Soldaten räumten ein, sie hätten nicht bemerkt, die russisch-ukrainische Grenze überschritten zu haben.

Die ukrainische Armee warf Russland vor, erneut Truppen auf ukrainisches Gebiet geschickt zu haben. Ein Armeesprecher sagte in Kiew, im Ort Amwrossijiwka sei eine Gruppe russischer Soldaten in gepanzerten Transportern aufgetaucht.

Grenzverletzungen ein "Unding"

Die Bundesregierung drängte Russland erneut, Waffenlieferungen an die prorussischen Separatisten zu stoppen. Der Strom von Waffen und Kämpfern über die Grenze sei "ein Unding", sagte Sprecher Steffen Seibert. Bundeskanzlerin Angela Merkel informierte sich nach seinen Worten in einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko über das Treffen mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin. Beide seien sich einig gewesen, dass Russland als Voraussetzung für einen Waffenstillstand einen Beitrag zur Deeskalation leisten und eine Vereinbarung zur Grenzsicherung abgeschlossen werden müsse.

Kein Durchbruch in Minsk

Putin und Poroschenko hatten sich am Dienstag zum ersten Mal seit drei Monaten zu direkten Gesprächen in der weißrussischen Hauptstadt Minsk getroffen. Nach dem zweistündigen Gespräch der Präsidenten hatte Poroschenko einen Plan für eine Waffenruhe angekündigt. Das erste direkte Aufeinandertreffen seit Juni beschrieb er als "sehr hart und kompliziert". Putin sagte, die Gespräche über eine Waffenruhe mit den Separatisten seien Sache der Ukraine. Sobald der Friedensprozess beginne, werde ihn Russland unterstützen. Außenminister Sergej Lawrow sagte, Russland habe kein Interesse an einer Konfrontation mit seinen internationalen Partnern oder an weiteren Sanktionen.

Trotz der Friedensbemühungen gingen die Kämpfe im Osten der Ukraine weiter. Die ukrainische Armee tötete nach eigenen Angaben in Horliwka und Ilowaysk rund 200 Separatisten und zerstörte Panzer und Raketensysteme. Binnen 24 Stunden seien 13 ukrainische Soldaten ums Leben gekommen und 36 verletzt worden. Nach UN-Angaben sind in den Kämpfen mit prorussischen Separatisten 2200 Menschen getötet worden.

cr/det (dpa, afp, rtr)