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Erst die Brüste, dann die Eierstöcke entfernen lassen?

Gudrun Heise24. März 2015

Angelina Jolie hat sich ihre Eierstöcke entfernen lassen. 2013 hatte sie sich für die Amputation ihrer Brüste entschieden. Der Grund: Gentests hatten bei ihr ein erhöhtes Krebsrisiko gezeigt.

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USA Angelina Jolie UNHCR Botschafterin
Bild: AFP/Getty Images/S. Hamed

Sie wolle, dass andere Frauen mit erhöhtem Brust- oder Eierstockkrebs-Risiko von ihren Erfahrungen profitieren könnten. Zum zweiten Mal ist die 39-jährige Schauspielerin an die Öffentlichkeit getreten, um von ihrer persönlichen Krebsvorsorge zu berichten. Ihre Mutter starb im Alter von 56 Jahren an Brustkrebs, auch ihre Großmutter und eine Tante starben daran. Ärzte führten bei der 39-jährigen Gentests durch und entfernten vor zwei Jahren ihre Brüste und dieses Jahr hat sich Jolie dazu entschlossen, sich Eierstöcke und Eileiter entfernen zu lassen. Die Tests hatten bei Jolie ein Brutkrebsrisiko von 87 Prozent gezeigt, die Gefahr an Eierstockkrebs zu erkranken lag bei 50 Prozent.

Genveränderungen sind für Krebs verantwortlich. Das trifft auch auf Brust- und Eierstockkrebs zu. Dabei ist jeder zehnte bis zwanzigste Fall vererbt. Sowohl Mutter als auch Vater kommen für die Vererbung infrage. In diesen so genannten "Hochrisikofamilien" kommen Krebserkrankungen ungewöhnlich oft vor. Sowohl Brustkrebs als auch Eierstockkrebs sind auf eine Mutation von BRCA1- oder BRCA2-Genen zurückzuführen.

Wie funktioniert der Gentest?

Der Gentest untersucht, ob die Frau die brustkrebsverursachenden Gene BRCA1 oder BRCA2 in sich trägt (die Abkürzung leitet sich ab vom Begriff BReast CAncer ab). Der Familienstammbaum wird erfasst und auch alle Tumorerkrankungen von Angehörigen und wie alt sie bei Ausbruch ihrer eigenen Erkrankung waren.

Es handelt es sich um eine aufwändige Gendiagnostik, so dass das Ergebnis im Normalfall oft erst nach einigen Monaten vorliegt. Dann folgt ein ausführliches Gespräch mit dem untersuchenden Mediziner. Die Ergebnisse, die Vorteile und die Nachteile des Gentests werden besprochen. Gegebenenfalls wird der Arzt auch psychologische Begleitung anbieten, denn der Gentest, das Warten auf das Ergebnis und die Möglichkeit, dass zu einem hohen Prozentsatz die Gefahr einer Krebserkrankung besteht, bedeuten meist eine enorme psychische Belastung.

Gentest zu Brustkrebs bei Myriad Genetics Inc (Foto: AP Photo/Douglas C. Pizac)
Gentests können zeigen, ob ein erhöhtes Krebsrisiko vorliegtBild: AP

Eine Frage der Wahrscheinlichkeit

Von den Frauen, bei denen eine Gen-Mutation des BRCA-1-Gens vorliegt, erkranken etwa 60 bis 80 Prozent an Brustkrebs. Beim BRCA-2 Gen sind es zwischen 45 und 80 Prozent der Frauen. Wenn in einer Familie Brustkrebsfälle aufgetreten sind, bedeutet das aber nicht unbedingt, dass die Genveränderung vererbt wurde. Als Orientierung gibt es bestimmte so genannte Einschlusskriterien, die sich auf familiäre Vorerkrankungen beziehen. Laut Deutschem Konsortium - Familiärer Brust- und Eierstockkrebs sind Frauen betroffen, die bei ihren Vorfahren folgende Krankheitsgeschichten wiederfinden:

· mind. drei Frauen mit Brustkrebs, unabhängig vom Alter

· mind. zwei Frauen mit Brustkrebs, davon eine Erkrankung vor dem 51. Lebensjahr

· mind. eine Frau mit Brustkrebs und eine Frau mit Eierstockkrebs

· mind. zwei Frauen mit Eierstockkrebs

· mind. ein Mann mit Brustkrebs

· mind. eine Frau mit Eierstockkrebs und ein Mann mit Brustkrebs

· mind. eine Frau mit Brustkrebs vor dem 36. Geburtstag

· mind. eine Frau mit beidseitigem Brustkrebs, wobei die Ersterkrankung vor dem 51. Geburtstag war

· mind. eine Frau mit Brust- und Eierstockkrebs

· (einem Mann mit Brustkrebs: Dieses Kriterium ist unsicher und wird im Rahmen von Studien weiter untersucht)

Engmaschige Kontrolle

Diejenigen, bei denen der Gentest ergibt, dass eine Mutation der beiden entscheidenden Gene vorliegt, können weitere Maßnahmen in Anspruch nehmen. Dazu gehört unter anderem, dass eine Mammographie in kürzeren Abständen erfolgt, nämlich mindestens alle zwei Jahre. Außerdem wird zu einer jährlichen MRT (MagnetResonanzTomographie) geraten. Tumoren, die auf erblicher Veranlagung beruhen, sind Untersuchungen zufolge meist sehr aggressiv und wachsen schnell. Der Test soll eine Entscheidungshilfe für Frauen sein. Vorsorgliche Amputation der Brüste oder vorsorgliche Entfernung der Eierstöcke oder nicht? Das müssen die Frauen dann letztendlich selbst entscheiden.